Auf Posten
Als Noah aus dem Kasten war,
da trat zu ihm der Herre dar,
der roch des Noah Opfer fein
und sprach: „Ich will dir gnädig sein,
und weil du ein so frommes Haus,
so bitt’ dir selbst ’ne Gnade
aus.“
2. Da sprach der Noah: „Lieber Her,
das Wasser schmeckt mir gar nie sehr,
dieweil darin erseufet sind
all sündhaft Vieh und Menschenkind,
drum möchte’ ich armer, alter Mann
ein anderweit Getränke han.“
3. Da griff der Herr in’s Paradies
und gab ihm einen Weinstock süß,
und gab ihm guten Rath und Lehr’
und sprach: „Den sollst du pflegen
sehr!“
Und wies ihm alles so und so
Der Noah war ohn’ Maaßen froh.
4. Und rief zusammen Weib und Kind,
dazu sein ganzes Hausgesind,
pflanzt Weinberg rings um sich herum –
der Noah war fürwahr nit dumm –
baut Keller dann und presst den Wein
und füllt ihn gar in Fässer ein.
5. Der Noah war ein frommer Mann,
stach ein Faß nach dem andern an
und trank es aus zu Gottes Ehr’,
das macht ihm eben kein Beschwer;
er trank, nachdem die Sündfluth war,
dreihundert noch und fünfzig Jahr.
6. Ein kluger Mann daraus ersicht,
daß Weingenuß ihm schadet nicht,
und item, daß ein frommer Christ
in Wein niemalen Wasser gießt,
dieweil darin ersäufet sind
all’ sündhaft Vieh und Menschenkind.
Geschichte / Kommentar:
Den Text schrieb der Maler August Kopisch 1824.
Darauf komponierte C. G. Reißiger eine Melodie (op 14).
In einer Berliner Ausgabe von 1827 des Fr.
Hofmeister’s Verlags führt Max Friedländer
(Kommersbuch) an:
„Zwei Duetten für Baß, die
Erzählung vom Schlossergesellen und Vater Noah, in Musik gesetzt
von Reißiger. Berlin 1927.“ Böhme, vermerkt
zusätzlich: „Der Text steht im ‚Archiv der
historischen Abtheilung des Breslauer Künstler-Vereins_, Breslau
1832, S. 156“.
Auf die Melodie geschrieben wurden:
Quellen:
Liederbuch für Handwerker-Vereine, Potsdam
1859. Zweite vollständig umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage,
Verlag der Horvath’schen Buchhandlung (Eduard Döring), Nr.
125.
F. M. Böhme, Volkstümliche Lieder der
Deutschen im 18. und 19. Jh., Nr. 342, S. 261