Spottlied auf Napoleon’s Rückzug
aus Rußland. 1812
1. Alexander der große, der große,
große Held,
der schlug den Napoleon im offnen Feld;
bei Moskau da war die große, große
Schlacht,
Napoleon verlor seine Kriegesmacht:
Hurrah, hurrah, hurrah! die Kosaken die sind da,
sie tragen lange Bärte wie die Teufel stehn
sie da.
2. Und er schrie, daß sich Gott im Himmel
hoch erbarm:
„Wie bin ich doch auf einmal so arm, ao arm!
Ich hab’ meine ganze Kriegskass’
verlor’n,
Dazu sind mir hunderttausend Pferde verfroren.
Hurrah, hurrah, hurrah! etc.
3. Ach Gott wo retiriren wir uns jetzt hin?
Ach daß ich ganz verlassen hier nun bin!
Das hätt’ ich nicht geglaubt von der
Russen-Nation
daß sie mich würde jagen weit davon!
Hurrah, hurrah, hurrah! etc.
4. Und als er nun gekommen, bis nach, bis nach
Dres’n,
da hat man ihn gefragt: wo er sei gewes’n:
Ich wagte mich zu tief nach Rußland hinein,
das soll mir künftig eine Warnung sein!
5. Und als er nun gekommen bis nach, bis nach
Mainz,
das war des Nachts um halber Eins:
Die Illumination war eben nicht sehr hell,
man hielt ihn für den Fürsten von
Neuschätel.
6. Und als nun der Wagen so schnell, so schnell
hinrollt,
so hat man ihn gefragt, wo er denn hin wollt?
‚Ich will nun fahren nach Paris
kuriren lassen meine Füß’.
7. Und als er nun gekommen bis nach, bis nach
Paris,
besahe der Senat sein’ geschwollenen
Füß.
„J, Napipapoleon, wie siehst du denn nur
aus,
wie bist du denn gekommen aus Rußland
heraus?“
8. Dann fuhr er in aller Geschwindig –
Schwindigkeit
aufs Rathhaus, dort stellt er sich hin, die Arme
in Seit;
Und da ihn nun die Rathsherren ausgelacht,
da schrie er aus aller Leibesmacht.
Hurrah, hurrah, hurrah! die Kosaken die sind da,
sie tragen lange Bärte wie die Teufel stehn
sie da.
Geschichte / Kommentar:
Zu diesem Spottlied auf Napoleon nach seiner
Niederlage in Russland 1812 schrieb Ludwig Erk:
„Handschriftlich aus Thüringen um
1820-1830. Aehnlich der Text bei Pröhle Nr. 106, um 1845 so
aufgezeichnet wie es in Halle von Studenten gesungen wurde.
Die Melodie gehört ursprünglich zu einem
Tyrolerliede: ‘Frisch auf, ihr Tyroler, wir müssen ins
Feld’, das bereits 1809 viel gesungen wurde.
Sie wurde später zu Arndt’s Lied:
‘Was blasen die Trompeten? Husaren heraus’ benutzt und mit
diesem (das 1813 gedichtet) zuerst gedruck in Deutsche Burschenlieder.
Jena, Cröker 1817.“
Quellen:
Ludwig Erk, Franz M. Böhme Deutscher
Liederhort, Leipzig 1925, Bd. II, Nr.350, S. 160f.