Das Lied vom Hasse
1. Wohlauf, wohlauf, über Berg und
Fluß
Dem Morgenrot entgegen!
Dem treuen Weib den letzten Kuß
Und dann zum treuen Degen!
Bis uns´re Hand in Asche stiebt
Soll sie vom Schwert nicht lassen,
Wir haben lang genug geliebt,
Und wollen
endlich hassen!
2. Die Liebe kann uns helfen nicht,
Die Liebe nicht erretten;
Halt du, o Haß, dein jüngst Gericht,
Brich du, o Haß, die Ketten!
Und wo es noch Tyrannen gibt
Die laß uns keck erfassen;
Wir haben lang genug geliebt,
Und wollen endlich hassen!
3. Wer noch ein Herz besitzt, dem soll’s
Im Hasse nur sich rühren;
all überall ist dürres Holz,
um uns´re Glut zu schüren,
die ihr der Freiheit noch fern bliebt
Singt durch die deutschen Straßen
“Ihr habet lang genug geliebt
O lernet endlich hassen!”
4. Bekämpfet sie ohn Unterlaß,
die Tyrannei auf Erden,
und heiliger wird unser Haß,
als uns´re Liebe werden.
Bis uns´re Hand in Asche stiebt,
Soll sie vom Schwert nicht lassen!
Wir haben lang genug geliebt,
Und wollen endlich hassen!
Geschichte / Kommentar:
Das Lied schrieb Georg Herwegh 1841 auf die Melodie
„Der Gott, der Eisen wachsen ließ“. Es befindet sich
nur in wenigen Liederbüchern. 1889 haben es die Migranten in
Zürich und 1906 in Chicago mit aufgenommen. Ansonsten haben wir es
nur in der großen Sammlung von Beißwanger. Anfang der
1920er Jahre hat es noch die KAPD in ihr Liederbuch übernommen,
ohne allerdings andere zu einem gleichen Schritt zu bewegen.
Quellen:
Liederbücher der Arbeiterbewegung im 19. Jh.
Sozialdemokratisches Liederbuch. Sammlung
revolutionärer Gesänge, 12. Auflage, German Printing and
Publishing Co., London 1889, Nr. 56, S. 79;
Hermann Schlüter, Sozialistisches
Arbeiter-Ldb, Chicago, o. J. (ca. 1906), Nr. 67;
Konrad Beißwanger, Stimmen der Freiheit,
Nürnberg 1901, S. 350;
Die politischen Lieder von KAPD, KPD, KJVD und RFB
Kampfgesang. Proletarische Freiheitslieder, Berlin
(KAPD), 1920, Nr. 28;
Kampfgesang. Proletarische Freiheitslieder, Berlin
(KAPD), 1921. Nr. 23;