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Arbeiterliedarchiv
Lancken
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im e.V.
Musik von unten
Vandalia
Mecklenburg – Strelitz.

1. Wie heisst der Gau im deutschen Land,
Gesegnet reich von Gottes Hand,
Der in der goldnen Ähren Pracht
Dem Wanderer entgegenlacht?
Des Beltes Wogen liegt er nah,
Er wird genannt Vandalia.

2. Da grünt der deutschen Eiche Reis,
Der echten Bürgertugend Preis,
Da hält man Recht und Sitte wert,
Da wird des Landmanns Fleiss geehrt,
Da wohnt noch alte deutsche Treu’,
Da spricht man Wahrheit ohne Scheu.

3. Wo ist das biedre Volk voll Kraft
Das still und emsig wirkt und schafft,
Das nie geduldet fremde Schmach,
Das kühn die fremden Ketten brach?
Mit Ehren ward es stets genannt,
Das Volk im Mecklenburger Land.

4. Wie heisst der Fürst gerecht und mild,
Der Schirm des Rechts, der Freiheit Schild,
Den jede Herrschertugend schmückt,
Der gern sein treues Volk beglückt?
Hoch Friedrich Wilhelm! jubelt laut
Sein Volk, das freudig ihm vertraut.

5. Drum Heil dem edlen deutschen Mann,
Der Segen stiftet, wo er kann!
Ihm zeige jeder Tag aufs neu’
Des Volkes Lieb’, des Volkes Treu’!
Gott, Herr der Welt, bleib’ schützend nah
Dem Herzog und Vandalia!

Andere Titel: 
Text: Johann Friedrich Bahrdt,
Melodie: Carl Ludwig von Oertzen (1801-1871).
Noten:
Vorlage:
Kategorie: Volkshymne,
Zeit: 1836, 1847, 1901,
Geschichte / Kommentar: 

Zur „Hofhymne“ von Mecklenburg-Strelitz zitieren wir an dieser Stelle Otto Boehm, der sich 1901 mit den deutschen „Volkshymnen“ auseinandergesetzt hat.

„Trotzdem das Fürstenhaus sowohl zu Preussen wie zu England in verwandtschaftlicher Beziehung steht, hat die Melodie der englisch-preussischen Hymne doch keinen Anklang im Lande gefunden. Aber auch von einer besonderen Volkshymne mit eigener Melodie war im ganzen ersten Drittel des verflossenen Jahrhunderts nichts zu merken; die Hymnenzeit der Befreiungskriege ging eben an Mecklenburg-Strelitz spurlos vorüber. Erst 1836 entstand eine Hymne, jedoch nicht wie in den meisten anderen deutschen Staaten aus innerstem Antriebe des Volkes selbst, allmählich aus vielfachen poetischen Versuchen oder aus einer besonderen denkwürdigen That, sondern infolge einer Familienfeier im Fürstenhause.

J. Fr. Bahrdt, zuerst Apotheker, dann Privatsekretär des Ministers von Oertzen, gestorben am 12. Dezember 1847 zu Neustrelitz, dichtete i. J. 1836 die heutige Volkshymne, welche der sehr musikalische Sohn des Ministers, der spätere [S. 54] Justizrat Karl von Oertzen, komponierte. Darauf wurde das Lied dem damaligen Grossherzog Georg am 12. August 1836, seinem Geburtstage, von dem Hofopernsägner Gubitz in der sog. Orangerie vorgesungen, und der alte Herr soll dadurch bis zu Thränen gerührt worden sein. Seit dieser Zeit wurde das Lied hoffähig, gelangte auch durch die Schulen allmählich zur Kenntnis des Volkes und ist jetzt als Landeshymne anerkannt, aber trotzdem im Lande nicht allgemein verbreitet. Viele kennen es garnicht; anderen ist es bekannt, aber nicht als Volkshymne. Das Lied an und für sich ist durch aus hübsch und viel besser als die meisten Heil – Hymnen, scheint aber trotzdem nicht allgemein Anklang zu finden. Liegt es amVolke, an dem etwas hochtrabenden Tone der Dichtung oder an der Melodie? Der Dichter, der sich auch im Drama versucht hat, galt s. Zt. in Strelitz als „Hofpoet“ und erhielt auch bis an sein Ende eine kleine Pension. Nach dem Tode des Grossherzogs Georg, 6. September 1860, wurde der vierten Strophe von Herrn Oberschulrat Professor Dr. Schmidt in Neustrelitz die jetzige Form gegeben. das Lied ist bis jetzt nur als Hofhymne, aber nicht als Volkshymne zu bezeichnen.

Wikipedia hat einige interessante Zusatzinformationen. Danach war Johann Friedrich Bahrdt weder Apotheker noch Privatsekretär, sondern Volksschullehrer. Ob sich das ausschließt oder es sich um einen beruflichen Entwicklung handelt, können wir zur Zeit noch nicht sagen.

Carl Ludwig von Oertzen (1801-1871).
Hofopernsänger Ludwig Gubitz.
Das Lied ist bis jetzt nur als „Hofhymne“, aber nicht als „Volkshymne“ zu bezeichnen.
Oberschulrat und Direktor des Gymnasiums Carolinum Friedrich Wilhelm Schmidt

zur Zeit von Großherzog Adolf Friedrich, der von 1904 bis 1914 regierte, lauteten die beiden letzten Zeilen:

Hoch Adolf Friedrich! jubelt laut
Sein Volk, das freudig ihm vertraut.
(vgl. Hans Witte [Hrsg.]: Mecklenburg-Strelitzer Ge-schichtsblätter. Band 1-3. Im Auftrag des Mecklenburg-Strelitzer Vereins für Geschichte und Heimat-kunde, Neustrelitz 1925, S. 293.)



Quelle:
Otto Boehm: Die Volkshymnen aller Staaten des deutschen Reiches. Beiträge zu einer Geschichte über ihre Entstehung und Verbreitung. Wismar 1901, Nr. 7, S. 53f.
Verband Deutscher Post- u. Telegraphen-Assistenten, Liederbuch, Berlin 1898 (Selbstverl. des Verbandes Deutscher Post- u. Telegraphen-Assistenten, S.16




 
 
 
 
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