Arbeiterliedarchiv
Lancken
Die Carmagnole
1. Was will das Proletariat?
Kein Eigentum und keinen Staat!
Die Erde für alle!
Die Herrschaft zu Falle!
Auf Brüder zur Revolution!
Frisch drauflos, habt nur Mut.
Ja! Es wird geh’n
Wenn wir getreu zusammensteh’n.
2. Was will das Proletariat?
Es will sich endlich essen satt!
Nicht mit leerem Magen
Für andere sich schlagen.
Für andere sich schlagen.
Auf Brüder zur Revolution!
Frisch drauflos, habt nur Mut.
Ja! Es wird geh’n
Wenn wir getreu zusammensteh’n.
3. Was will das Proletariat?
Daß keiner zu regieren hat!
Kein Herr zu befehlen,
Kein Sklave zu quälen,
Freiheit und gleichheit jedem!
Auf Brüder zur Revolution!
Frisch drauflos, habt nur Mut.
Ja! Es wird geh’n
Wenn wir getreu zusammensteh’n.
4. Was will das Proletariat?
Da keiner mehr dient als Soldat!
Den Frieden wollen wir,
Die Kugeln dem Off’ziert,
Wenn zu kämpfen man uns zwingt!
Auf Brüder zur Revolution!
Frisch drauflos, habt nur Mut.
Ja! Es wird geh’n
Wenn wir getreu zusammensteh’n.
5. Was brauchen unsere Bauersleut’?
Nicht Pfaffen und nicht Obrigkeit!
Noch Gutsherrn, nicht Gendarm,
Um sie zu machen arm;
Land und Freiheit für alle!
Auf Brüder zur Revolution!
Frisch drauflos, habt nur Mut.
Ja! Es wird geh’n
Wenn wir getreu zusammensteh’n.
Aus: Arbeiter Lieder, A. Seehof & Co Verlag,
Berlin, o.J. [1920]
Die Carmagnole (1792)
1. Was will das Proletariat?
Daß keiner zu herrschen hat!
Kein Herr soll befehlen,
kein Knecht sei zu quälen,
Freiheit, Gleichheit allen Seelen!
Vorwärts, Brüder, zur Revolution!
Kaltes Blut, heißer Mut!
Vorwärts, es wird gehen,
wenn wir getreu zusammenstehn.
2. Was will das Proletariat?
Sie endlich essen satt.
Nicht mit knurrendem Magen
für feiste Wänste sich schlagen,
für sich selbst was wagen.
Vorwärts, Brüder, zur Revolution!
...
3. Was will das Proletariat?
Daß keiner mehr dien' als Soldat.
Ewigen Frieden wollen wir
und die Kugel dem Offizier.
Will Leben. Bin Mensch. Kein Hundetier.
Vorwärts, Brüder, zur Revolution!
...
4. Was will das Proletariat?
Für den Bauer Acker und Saat.
Nicht Gutsherr noch Gendarm,
die machten ihn ärmer als arm.
Land für alle! Alarm! Alarm!
Vorwärts, Brüder, zur Revolution!
...
5. Was will das Proletariat!
Weder Eigentum noch Staat!
Die Tyrannei zu Falle!
Die Erde für alle!
Den Himmel für alle!
Vorwärts, Brüder, zur Revolution!
Kaltes Blut, heißer Mut!
Vorwärts, es wird gehen,
wenn wir getreu zusammenstehn.
Aus: Klabund: Das heiße Herz. Berlin 1922,
S. 29-31.
Text: Nach dem
Französischen, 1792
1. unbekannt
2. Klabund,
Geschichte / Kommentar:
Der Texter (Übersetzer) der frühesten
uns vorliegenden Fassung eines deutschen Textes der Carmagnole ist
unbekannt.
Gedruckt wurde das Lied in dem Liederbuch
„Arbeiter-Lieder“, herausgegeben vom Verlag A. Seehof &
Co., aus Berlin vermutlich 1920 (S. 13f.) . Als Erklärung wurde
dort vermerkt:
Die „Carmagnole“ ist das eigentliche
revolutionäre Lied des vierten Standes in der französischen
Revolution. Die Verfasser von Text und Musik sind unbekannt. Im Jahre
1792 wurde das Lied zum erstenmal von den
„Sanscülottes“ gesungen. „Carmagnole“
hieß die Tracht der Marseiller Revolutionäre, eine kurze
Jacke mit Metallknöpfen, die sie von den Kallentschen (?)
Carmaneolern übernommen hatten. Das Lied hat sich bis heute in
Frankreich im Volksmunde erhalten)
1922 gab Klabund den Gedichtband „Das
heiße Herz“ im Verlag Erich Reiß heraus, darinn auch
eine eigene Übersetzung (Verion) der Carmagnole. Sie fand
widerhall in einigen Liederbüchern, allerdings erst um 1928.
August Albrecht veröffentlichte drei Strophen des Liedes (Str.
1-3) in seinen beiden Liederbüchern, Hermann Remmele im Liederbuch
„Mit Gesang wird gekämpft’!“ (1928, Nr. 64, S.
29) alle fünf Strophen. Albrecht: vermerkt: „Mit Erlaubnis
des Dichters entnommen dem Buch ‘Das heiße Herz’.
Verlag Erich Reiß“
1958 schrieb Gerd Semmer einen ziemlich anderen
Text („Madam Veto versprach uns dies“) unter dem Titel
Carmagnole auch mit einer anderen Melodie (in „Lieder gegen den
Tritt“ heißt es dazu auf S. 55f.: nach einer Weise aus
Syvoyen). Den Text lassen wir aus rechtlichen Gründen fort.
Quelle:
Arbeiter-Lieder, A. Seehof & Co., Verlag
Berlin N. 24, Auguststraße 60, ca. 1920, S. 13f. (Der Verlag
gehörte zeitweise zum Verlagsimperium der KPD, zeitweise nicht.
Wie es sich genau mit diesem Liederbuch verhält ist unklar)
Klabund: Das heiße Herz. Berlin 1922, S.
29-31.
Die Liederbücher von Albrecht, dem
Reichbanner und den Falken
August Albrecht, Arbeiter- und
Freiheits-Liederbuch (Arbeiterjugend-Verlag), Berlin 1928, Nr. 57;
August Albrecht, Jugend-Liederbuch, Hrsg. Verband
der Arbeiterjugend-Verein Deutschlands, Berlin, 1929, Nr. 64
Die Liederbücher von KAPD, KPD, KJVD und RFB
Mit Gesang wird gekämpft’!, 1928, Nr.
64, S. 29
Spätere:
Annemarie Stern, Lieder gegen den Tritt,
Oberhausen 1978, S. 55f.