Klaglied eines alten Burschen
1. Was fang ich armer Teufel an? Die Gelder sind
verzehret,
mein Hab und Gut ist all vertan, der Beutel
ausgeleeret;
und daraus folgt der harte Schluß, daß
ich auswandern muß.
O jerum, jerum, jerum, o quae mutatio rerum!
2. Und Wäsche hab ich auch nicht mehr als nur
ein einzig Hemde;
das tut mir in der Seele weh und deucht mir gar zu
fremde.
Ein’n alten Gottfried hab ich noch, der hat
am Arm ein großes Loch.
O jerum etc.
3. Nach Hause darf ich auch nicht mehr, da hat man
mich vergessen,
seitem ich Doktor worden bin im Saufen und im
Fressen,
gespielt, getanzt und kommersiert und die
Gesundheit ruiniert.
4. Aufs Kirchgehn hielt ich auch nicht viel, die
Kneipe war mir lieber.
Beim Bierrams und beim Pereatspiel, da ging ich
nie vorüber,
und statt in das Kollegium zoge ich bei
Mädchen oft herum.
5. In meiner Stub ist alles leer, da ist nichts
mehr zu finden
als nur ein altes Mordgewehr, das will ich um mich
binden
und gegn die Franzosen ziehn, vielleicht wird da
mein Glück mir blühn.
6. Am besten ist’s, ich wird Soldat und
ziehe fort zu Felde;
da finden keine Sorgen statt und mangelt’s
nicht an Gelde.
In einer Schlacht, da soll es sein, wo ich will
schlafen ruhig ein.
7. Und wird ich dann gestorben sein, so habt mit
mir Erbarmen;
hüllt mich in - - - ein, schließt mich
in eure Arme!
Dann bin ich trefflich balsamiert und euch zu
Ehren konserviert.
Geschichte / Kommentar:
Der Text des Liedes ist handschriftlich schon 1764
belegbar. Kurz darauf ist er in einem Jenaer Einzeldruck.
(Friedländer, CB. S. 160.) Hier nach dem Heidelberger Commersbuch
v. 1824.
Franz Magnus Böhme, der das Lied aus dem
Anhang zum Lahrer Comemrsbuch hat, verschweigt die Strophen 4 und 7,
die er „hässlich“ nennt. Er gab dem Lied den Titel:
„Klaglied eines alten Burschen“.
Quellen:
Franz Magnus Böhme, Volkstümliche Lieder
der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Hldesheim 1970 (Nachdruck der
Ausg. Leipzig 1895) Nr. 566, S. 425.
Silcher / Erk Lahr 1919 Nr. 761, S. 691f.