Das Lied vom Bürgermeister Tschech
1. War wohl je ein Mensch so frech!
Schrum, schrum, schrum, schrum, schrum!
Als der Bürgermeister Tschech.
Schrum, schrum, schrum, schrum, schrum!
Denn er traf fast auf ein Haar
Dil-li-ti-ti, dil-li-ti-ti,
Unser theures Königspaar!
Dil-li-ti-ti-ti-ti
Ja, er traf die Landesmutter,
Wau, wau, wau, wau, wau
durch den Rock ins Unterfutter
Schrum bum, schrum bum, schrum bum, bum, bum,
bum, bum, bum, bum.
2. Kaum die Uhr noch war halb Acht, schrum - -
Als kein Mensch was Böses dacht, schrum - -
Kam ein Mann im langen Mantel, dil-li-ti-ti,
dil-li-ti-ti,
durch das Schloßportal gewandelt,
dil-li-ti-ti-ti-ti.
Das war Tschech, der Hochverräther, wau - -
Königsmörder, Attentäter, Schrum
bum - -
3. Ach, es hatt‘ der Bösewicht, schrum
- -
Unsern Gott im Herzen nicht! Schrum - -
Pocken hatt‘ er im Gesicht, dil-li-ti-ti,
dil-li-ti-ti,
Sonsten sah man Böses nicht,
dil-li-ti-ti-ti-ti.
Friedrich Wilhelm kam heraus, wau - -
Sah noch ganz versoffen aus. Schrum bum - -
4. Tschech zieht ein Pistol hervor, schrum - -
Knallt dem König ein’s vor’s Ohr!
Schrum - -
Doch es packt ihn der Gensdarm, dil-li-ti-ti,
dil-li-ti-ti,
An dem frevelhaften Arm, dil-li-ti-ti-ti-ti.
Und man keilt den Wütherich, wau - -
Auf der Stelle fürchterlich. Schrum bum - -
5. Als der König ihn erblickt, schrum –
Von Gensdarmen rings umstrickt, schrum - -
Zeigt er plötzlich viel Kourage dil-li-ti-ti,
dil-li-ti-ti,
Und spricht schnell zur Equipage:
dil-li-ti-ti-ti-ti.
Auf dem Schloßplatz halt man still, wau - -
Weil det Volk mir sehen will.“ Schrum bum -
-
6. D’rauf dreht er sich um und spricht:
Schrum - -
„Kinder, ick hab‘ nischt
gekriegt!“ Schrum - -
Dick und fett, ihm fehlte wenig, dil-li-ti-ti,
dil-li-ti-ti,
Alles brüllt: es leb‘ der König!
dil-li-ti-ti-ti-ti.
Aber wo war Dunker* hin? Wau - -
Dunker, der war in Stettin. Schrum bum - -
7. Dunker hätte sonst errathen, schrum - -
Daß man wollte attentaten! Schrum - -
Wär er in Berlin gewesen, dil-li-ti-ti,
dil-li-ti-ti,
Würd‘ man dieses jetzt nicht lesen,
dil-li-ti-ti-ti-ti.
Und die Moral von der Geschicht: Wau - -
Traut keinem Bürgermeister nicht. Schrum bum
-
Geschichte / Kommentar:
Text folgt in Kürze
* Dunker = Polizeidirektor von Berlin
Quelle:
Liederbücher der Arbeiterbewegung im 19. Jh.
Sozialdemokratisches Liederbuch. 8.
veränderte Aufl., Zürich, Verlag der Volks-Buchhandlung,
1885, Nr.
Sozialdemokratisches Liederbuch. Sammlung
revolutionärer Gesänge, 12. Auflage, London 1889, German
Printing and Publishing Co. Nr. 6, S. 11f.
Arbeiter-Liederbuch. Eine Sammlung
sozialdemokratischer Lieder und Deklamationen. Einundzwanzigste,
bedeutend vermehrte Auflage. New-York 1894, Verlag von Brausewetter
& Benedix, Alt-Bitamo, Druck von William Lehmann, 7. Avenue 596.,
Nr. 54, S. 62.
Max Kegel’s Sozialdemokratisches Liederbuch,
(3. Aufl.) Stuttgart 1891, Nr.
Arbeiter-Liederbuch. Eine Sammlung
sozialdemokratischer Lieder und Deklamationen, 21. Auflage. New-York
1894,
Demokratisches Liederbuch. Liederbuch zum Gebrauch
der Volksvereine, Stuttgart, 1895.
Max Kegel’s Sozialdemokr. Ldb, (8. Aufl.),
Stuttgart, 1897,
Konrad Beißwanger, Freie Klänge,
Nürnberg o.J. (ca. 1900), Nr.
Hermann Schlüter, Sozialistisches
Arbeiter-Ldb, Chicago, o. J. (ca. 1906), Nr.
Wolfgang Steinitz, Deutsche Volkslieder
demokratischen Charakters aus sechs Jahrhunderten, Bd. 2, Berlin 1962,
Nr. 199, S. 120-146.
Lammel/Andert, Und weil der Mensch ein mensch ist,
Dortmund 1986, Nr. 7, S. 28f.