Kampflied
1. Wach’ auf, wach’ auf, erkenne deine
Kraft!
O Volk der Arbeit, sprenge deine Ketten!
Wirf ab das Joch, das dich noch hält in Haft
–
Es gilt, aus Schmach und Noth dich zu erretten.
Schon stehen deine Brüder kampfbereit
und schwören laut im Schein der Morgensonne,
Nicht mehr zu weichen,
nicht zu wanken,
bis, o Wonne
Sie sich den Sieg erkämpft im harten Streit!
2. Glück auf, Glück auf, zur
langersehnten Schlacht!
Die alte Welt erbebt in ihren Fugen,
der Schergentroß, er flieht vor deiner
Macht,
Es wird kein Pfaffe mehr dein Recht verfluchen.
Das morsche Werk, genährt durch Haß und
Neid,
Der Lügenbau zerfällt in sich zusammen,
und aus den Trümmern,
aus dem Schutte
schlagen Flammen
Der Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit.
3. Steh’ fest, steh’ fest, denk an
dein hohes Ziel,
Der Ruf erschallt: Wir wollen nicht mehr darben;
ein Jeder, der im heil’gen Kriege fiel,
und alle, die im Freiheitskampfe starben,
Die sollen uns ein hehres Vorbild sein,
Bei ihrem Blut wollen wir geloben:
Es ist genug!
Das Hungertuch,
das wir gewoben,
Es soll das Leichentuch der Knechtschaft sein!
4. Herbei, herbei, ihr Unterdrückten
all’!
In den Kasernen sich die Brüder regen,
sie sind mit uns, und auf dem Festungswall
winkt eine rothe Fahne uns entgegen.
Ein Jubelruf aus tausen Kehlen dringt,
Das Morgenroth beschließt die Bruderkriege:
Das Einzigroth,
das in der Noth
wie heut’ im Siege
Die Völker all’ zu einem Bund
umschlingt.
Geschichte / Kommentar:
Das Lied, dessen radikaler Autor nur mit „H.
A-d“ genannt wird, dürfte sich auf die Zeit um 1848
beziehen. Genaues können wir zurzeit nicht sagen. Wer mehr
weiß, bitte melden.
Wir haben lediglich zwei Quellen, jeweils von
außerhalb Deutschlands (London und Chicago). Einmal während
der Zeit der Sozialistengesetze und das andere Mal von Auswanderern,
die sich in Chicago angesiedelt haben.
Quelle:
Sozialdemokr. Ldb. 12. Aufl. London 1889, Nr. 21,
S. 33f.
Schlüter, Arb-Ldb, Chicago 1906, Nr. 39, S.
65f.