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Strzelewicz, Boleslav (auch Bernhard)
(1857-1938)

Geb. 25.8.1857 in Wierschnicin bei Bromberg, gest. 25.7.1938 in Dresden

Der Sohn eines Webers lernte den Beruf eine Holzbildhauers und ging in den 1870er Jahren auf Wanderschaft (Berlin und Dessau). Ab 1876 arbeitete er in Zeitz, wo er 1883 dem Zeitzer Arbeiterbildungsverein beitrat. Noch in dem gleichen Jahrzehnt, also während des Bestehens der „Sozialistengesetze“ leitete er den, möglicherweise in Anlehnung an Hoffmann von Fallersleben als „unpolitisch“ titulierten Verein „Lachmuskel“ und den gemischten Chor „Morgenrot“. Mit letzterem wollte er auch Frauen in die politische Arbeit einbeziehen. Um 1890 war er kurzzeitg als Lokalredakteur bei der Zeitzer Partei-Zeitung. „Volksbote“ tätig, begann aber gleichzeitig damit, „politisch-satirische Vorträge“ zu halten. Beim Erfurter Parteitag 1891 trat er mit eigenen Liedern und Gedichten auf dem abschließenden Kommers auf. 1892 siedelte er nach Berlin um, wo er beim dortigen Parteitage auftrat und im folgenden Jahr zu Ehren des Berlin-Besuchs von F. Engels mit eigenen Liedern und Gedichten auftrat. Ebenfalls 1893 rief er die Spielgruppe „Gesellschaft Vorwärts“ ins Leben. Mit ihr zog er wie ein Wandertheater durch ganz Deutschland, allerdings überwiegend im Süddeutschen Raum. Ihre Nummernprogramme (Bunten Abende) beinhalteten Lieder, Duette, Couplets, kurze Szenen sowie politisch- agitatorische ebenso we humoristische Rezitationen. Dabei waren sie immer bemühnt aktuell zu sein und die Situation in dem jeweiligen Ort mit einzubeziehen. Die Gruppe war immer wieder Repressalien durch die politische Polizei ausgesetzt. Strzelewicz wurde des öfteren verhaftet


Weltkrieg und Revolution
Während des Krieges war die Arbeit sehr eingeschränkt, da einige der Spieler in den Krieg gehen mussten. Trotzdem trat er mit „Künstlerischen Unterhaltungsabenden“ auf. Nach erfolgte Revolution ging er an den Wiederaufbau der Gruppe und 1920 schloss er sich der KPD an und agitierte für die Partei und deren Vorfeldorganisationen. Ab 1924 gründete er mit der Tochter, W. Ost und O. Griebel die „Rote Truppe“, die sich 1928 wieder auflöste. Noch nach 1933 zog er als über 75-jähriger in Dresden als Kommissionshändler für Kaffee und Schokolade mit Bauchladen von Tür zu Tür und trug politische Gedichte vor.



siehe auch:
Ein schöner Tag ist uns beschert, (Gruß an den Ersten Mai / B. Strzelewicz)
Stille Nacht, heilige Nacht;





Literatur
Peter von Rüden, Sozialdemokratisches Arbeitertheater (1848-1914), Frankfurt am Main 1973, S. 100-106
Inge Lammel, Arbeitermusikkultur in Deutschland 1844-1945, Leipzig 1984, S. 92ff.
Wolfgang Steinitz, Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters aus sechs Jahrhunderten, Bd. 2, Berlin 1962, S. 305, 308, 329, 581
Strzelevicz, Boleslav; 35 Jahre Künstlerfahrt unter deutscher Monarchie und Republik, Dresden o.J., S. 5
Schröder, Das sozialistische deutsche Bühnenstück
Friedrich Knilli u. Ursula Münchow, Frühes Deutsches Arbeitertheater. Eine Dokumentation, München 1970
H. Beck: Bernhard Strzelewicz – unbeugsamer sozialistischer Arbeiterkünstler, in: Kunst im Aufbruch. Katalog zur Ausstellung der Staatlichen Kunstsammlung Dresden (mit Bibl.), Dresden 1980.