Arbeiterliedarchiv
Lancken
Eyn Lied von eym
Kretzschmer 1, Nr. 291, S. 507ff.
1. So wünsch ich ihr ein’ gute Nacht,
bei der ich war alleine,
Ein freundlich Wort sie zu mir sprach,
Da wir uns sollten scheiden.
Ich scheid mit Leid, Gott weiß die Zeit,
Wiederkommen bringt uns Freud.
2. Nächten da ich bei ihr war,
Ihr Angesicht wollt röthen,
Sie sah den Knaben freundlich an,
Sprach: Gott thu dich behüten.
Mein Schimpf, mein Schmerz,
Bricht mir mein Herz,
Das wird ich jetzung innen.
3. Das Maidlein an der Zinnen stand,
Hub kläglich an zu weinen:
Gedenk daran, du Reiters-Knab,
Laß mich nicht läng’r alleine.
Kehr wieder bald, Mein Aufenthalt
Lös’ mich von schweren Träumen.
4. Der Reiter über die Haiden reit,
Und wend’t sein Rößlei rumme:
Daran gedenk, du schöne maid,
Und kehr dein’ Red nit umme,
Bescheert Gott glück, Geht’s wider
zurück,
Du bleibst mein’m Herz’n eine Krone.
Nicolai II, Nr. 6, S. 25ff.
gesetzt
So wünsch ich je eyn gut Nacht
Bei der ich war alleyne,
Eyn frewndlich Wort sie tzu myr sprach,
Da wir uns sollten scheidenn,
Ich scheyd mir Leyd,
Gott weisz dj Zeyt,
Widerkommen bringt vns Frewd.
Rewtersknaben
EB 3, 187 Nr. 1300. Reiters Abschied.
Newsidler 1536 / Noten
So wünsch ich ihr ein gute Nacht,
bei der ich war alleine.
Ein traurig Wort sie zu mir sprach:
Wir zwei müssen uns scheiden.
Ich scheide weit, Gott weiß die Zeit,
Wied’r-kommen das bringt Freude.
2. Und nächten da ich bei ihr was,
Ihr Ang’sicht stund voll röthe;
Sie sach den Knaben freundlich an:
„Der liebe Gott thu dich behüten,
Mein Schimpf und Schwerz!
Scheiden bringt Schmerz.
Das bin ich worden innen!“
3. Das Mägdlein an dem Laden stund,
Hub kläglich an zu weinen:
„Gedenk daran, du junger Knab,
Laß mich nicht lang alleine!
Kehr wieder bald, mein Aufenthalt,
Lös mich von schweren
Träumen!“
4. Der Knab wol über die Heide reit,
Er warf sein rößlein herumme:
„Nu gsegen dich Gott, mein schönes
Lieb,
Wend deine Red nicht umme!
Beschert gott Glück, wend nimmer zurück,
Ade, meins Herzen ein Krone!“
Geschichte / Kommentar:
Erk/Böhme vermerkten zu dem Lied aus dem 16.
Jahrhundert:
Text nach Forster V. 1556, Nr. 19. Derselbe II.
1552, Nr. 16. Heidelb. Hadsch. 343, Bl. 21. Ambras. Ldb. 1582, Nr. 13.
Ambros Metzger, Venusbüchlein II, Nr. 17 (Nürnb. 1612).
Schärer, Gesang zu 3 St. III, 1602, Nr. 16, blos 3 Str. mit
Entstellung. Krit. Text Uhland Nr. 73. Mit Mel. Altd. Ldb. S. 435. Mel
hier nach Newsidler 1536.
Ein Lied gleichen Anfangs in Hainhofer’s
Lautenb. 1603, I, Bl. 17 hat mit unserem Reuterliede nicht gemein, es
besingt die Abreise des Liebsten über Prag und Wien in
landweiliger höfischer Reimerei. Metrum aber gleich.
Anfang:
So wünsch ich ihr ein gute Nacht
Zu tausen guter Stunden,
Die mein Herz so große Freude bracht
Mit ihrem rothen Munde,
Wenn ich sie anblick, vor Freud erschrick,
hat mir mein Herz verwundet. (10 St.)
Varianten:
1,1 „Gott geb ihr heint ein gute Nacht, bei
der ich gern wär alleine“ (Anfang in Heidelb. Hdschrf.).
3,2 Das Mägdlein an der Zinnen stund, fieng
(geschr.).
5,5 Beschert Gott Glück, es geht nimmer
zurück (Ambr. und Forster).
Quellen:
Ludwig Erk, Franz M. Böhme Deutscher
Liederhort, Leipzig 1925, Bd. III, Nr. 1300, S. 187f.
A. Kretzschmer (Zuccalmaglio), Deutsche
Volkslieder mit ihren Original-Weisen, Bd. 1, Berlin 1838, Nr. 291, S.
507ff.
Friedrich Nicolai, Eyn feyner kleyner Almanach,
Berlynn unndt Stettynn 1777-1778, Bd. II, Nr. 6, S. 25ff.
Publikationen
Historisches Lied
Hochzeit und Ehestand
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Volkstanz
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Balladen
Sitte und Brauch
Tod und Begräbnis
Das erotische Lied