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Seidel, Robert
(1850-19? )

Robert Seidel, geb. am 23. November 1850 zu Kirchberg in Sachsen, besuchte die Volksschule seiner Vaterstadt mit großer Auszeichnung, mußte aber infolge Armuth seiner Eltern die Tuchmacherei erlernen und schon mit 15 Jahren seinen Unterhalt selbst bestreiten, sowie die Familie unterstützen. 1867 trat er in Crimmitschau (Sachsen) in die Arbeiterbewegung ein und stand bald an der Spitze des Arbeiterbildungsvereins, des Volksvereins, des Konsumvereins usw. Er war Mitbegründer des ersten sozialdemokratischen Tageblattes, des Crimmitschauer Bürger- und Bauernfreundes. 1870 siedelte er nach der Schweiz über, wo er sich seither ununterbrochen durch Wort und Schrift and er Arbeiterbewegung hervorragend betheiligt hat. 1873 ging Seidel zur kaufmännischen Laufahn über, leitete von 1877-79 die Geschäfte des alten Schweizerischen Arbeiterbundes, besuchte von 1879-80 als Auditor das Züricher Lehrerseminar und erwarb sich das Volksschullehrerpatent, wirkte ein Jahr als Volksschullehrer, besuchte von 1881-83 die Universität Zürich und war bis 1890 als Sekundarslehrer in den Kantonen Zürich und Glarus thätig. Von 1890-98 redigierte er das Hauptorgan des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes und der Sozialdemokratischen Partei, die „Arbeiterstimme“ in Zürich, hierauf ein Jahr das „Volksrecht“, sozialdemokrat. Tageblatt von Zürich. Jetzt wirkt er wieder als Sekundarlehrer in Hürich. Er ist Mitglied des Züricher Landtages und der Züricher Stadtverordnetenversammlung. Verfasser zahlreicher politischer und pädagogischer Schriften. Seine Gedichtsammlung „Aus Kampfgewühl und Einsamkeit“ ist eine Fundgrube warmempfundener und formvollendeter Perlen der Arbeiterdichtung.

Aus: Konrad Beißwanger, Freie Klänge, Taschenliederbuch für das arbeitende Volk, Nürnberg ca. 1900, S. 205


Lieder bzw. Gedichte von Robert Seidel in Beißwangers Sammelband „Freie Klänge“:
Ein Gesicht (207)
Musterbürgers Lebensregeln (209)
Auch ich bin gläubig (211)
Nicht wünschen kann die Welt etc. (212)
Ach könnt ich doch der Teufel sein (213)
Acht Stunden eine Ewigkeit (214)
Wir glauben an der Freiheit Sieg (215)
Humane Zeit (216)
Kein Heiland ist noch je erschienen (216)
Nachtwächter – aber Ordnung nicht (217)
Unsterblichkeit (218)
Weil Ihr die Armen seid (218)