Konservatives Bundeslied.
Rückschritt, liebliche Bewegung,
Die der Krebs uns sinnig zeigt,
Banne jede Ueberlegung,
Schaff’, daß alles Denken schweigt!
Deine Zauber binden wieder
Was der Freiheit Hauch empfand,
Und der Nebel steigt hernieder
Ueber das zu helle Land.
Chor: Seid verschlungen Millionen,
stets vom Militäretat,
Soll der Unterricht etwa
Fressen uns’re Doppelkronen?
Wer auf Erden je gezwungen,
Einem Blatte vorzusteh’n,
Wer die Feder je geschwungen,
In’s Gefängniß soll er
geh’n.
Ja, wer auch nur eine Silbe
Gegen unsern Schutzzoll schreibt,
Weil die literar’sche Milde
Selbst nicht ungehudelt bleibt.
Chor: Was der Freude und dem Schmerze
Ausdruck giebt auf dem Papier, -
Weh’ den Rittern vom Geschmier,
Weh der edlen Druckerschwärze.
Rückwärts lautet die Parole,
Rückwärts, rückwärts, stolzer
Eid!
Erst zum Tabaksmonopole,
Dann so weiter, Schritt für Schritt!
Bis des Scheiterhäufens Gluthen
Unser einz’ges Licht noch sind,
Und die Ketzer und die Juden
Schmoren drin mit Weib und Kind.
Chor: Die Verfassung sei vernichtet,
Ein Gefängniß sei die Welt;
Dann ist unser Haus bestellt,
Dann ist unser Werk verrichtet.
Geschichte / Kommentar:
Dieses satyrische Lied wurde von einem Menschen
mit dem Pseudonym „Hiddigeigei“ auf die Melodie von
Beethovens „Freude, schöner Götterfunken“
geschrieben. Es ist uns noch nicht ganz klar, wer sich dahinter
verbarg.
Der Kater Hiddigeigei war eine literarische Figur
in Joseph Victor Scheffels Versepos „Der Trompeter von
Säckingen“. Es geht die Theorie herum, dass es ein Pseudonym
von Max Kegel war. Hauptgrund für diese Vermutung ist die
Tatsache, dass dieses Lied nur in den Liederbücher von Kegel
entdeckt wurde. Wer es besser weiß, möge sich melden.
Quellen:
Liederbücher der Arbeiterbewegung im 19. Jh.
Max Kegel’s Sozialdemokratisches Liederbuch,
(3. Aufl.) Stuttgart 1891, Nr. 48, S. 74f.;
Max Kegel’s Sozialdemokr. Ldb, (8. Aufl.),
Stuttgart, 1897, Nr. 51;