Rieke näht auf die Maschine
1. Rieke näht auf die Maschine,
Nichke war bei’s Militär,
Dennoch aber ließ sie ihne
Niemals nahe bei sich her.
2. Einstmals ging sie nach dem Holze,
Nichke wollte gerne mit,
Aber nein, partout nicht wollt’ se,
Daß er ihr dahin beglitt.
3. Plötzlich springt aus dem Gebüsche
Auf ihr zu ein aller Strolch,
Stiere augen wie die Fische,
Kalte Hände wie der Molche.
4. Runter, schreit er, mit die Kleider,
Denn sie lebt im Überfluß,
Da ich ein Fabrikarbeiter,
Der sich was verdienen muß.
5. Weinen fallen Röck’ und
Jäckchen,
Zitternd löst sich das Turnier,
Nur ein kurzes Untgerröckchen
Schützt vor Scham und Kälte ihr.
6. Aber jetzt , da tönt es: Halt!,
Und ein scharfer Säbel blunk,
aufgeschlitzt mit einem spalt
Floh sich brüllen der Halung.
7. Das tat Nichke, der trotz allem
Rieke heimlich nachgeschleicht,
Die sich unter Dankeslallen
Jetzt an seinen Hals verzweigt.
8. O ihr Mädchen, laß euch raten:
Ehrt und lebet den Soldaten,
Weil er sonst von seinen Tagen
Nicht viel zu verzehren hat
Geschichte / Kommentar:
Dieses, auch „Romanze vom nützlichen
Soldaten“ genannte Lied nach Wilhelm Busch, wurde von Artur
Kutscher am 2. Februar 1916 während des Ersten Weltkrieges
aufgeschnappt. (Hier nach Olt und der DVA 72).
Den ursprünglichen Text schrieb Wilhelm Busch
am 3. April 1880 an Anna Lindau.
Quelle:
Reinhard Olt, Krieg und Sprache. Untersuchungen zu
deutschen Soldatenliedern des Ersten Weltkriegs, Gießen 1980, Bd.
2. S. 154