Truppenlied der „Jungen Garde“
Proleten, ihr schuftet für wenig Lohn,
eingespannt in harter Fron!
. . .
Aus rechtlichen Gründen geben wir nur die
erste Zeile dieses Liedes wieder, da der Autor oder ein Verlag noch
Rechte darauf hat, wir aber den Rechteinhaber noch nicht ausfindig
machen konnten. Bei der Darstellung des Liedes geht es um einen Betrag
zum Verständnis der politischen Bedingungen in der Zeit der
Weimarer Republik Dazu gehören Personen und Organisationen in
ihrem kulturellen und politischen Zusammenhang in jener Phase. Wir
möchten, dass das Leben bzw. die Lebensumstände dieser Zeit
möglichst authentisch nachvollziehbar werden, soweit das heute
möglich ist. Trotzdem bzw. gerade deswegen möchten wir das
ganze Lied veröffentlichen, müssen aber erst die Erlaubnis
einholen. Dazu ist es nötig, dass wir mehr Informationen über
die Personen bekommen und einen eventuellen Rechteinhaber kennen
lernen, sollte das notwendig sein. Natürlich kann die Quelle in
unserem Archiv eingesehen werden.
Siehe auch die Zusammenfassung zur Liedkultur der
sozialdemokratischen Arbeiterjugend in der Weimarer Republik von Werner
Hinze.
Geschichte / Kommentar:
Dieses sehr militaristische Lied war das
Truppenlied der „Jungen Garde“. Es entstand im Jahre 1929
und wurde, Inge Lammel folgend, von Herbert Kleye, einem wichtigen
Zeitzeugen auch für Wolfgang Steinitz, geschrieben. Wir geben kurz
den Inhalt wieder.
Proleten, ihr schuftet für wenig Lohn,
eingespannt in harter Fron!
Nach dem oben zitierten Beginn zur Situation aus
Sicht Kleyes (oder der Jungen Garde) wird behauptet, dass die Junge
Garde „das Sklavenjoch“ sprengen würde. Im folgenden
Refrain wird die Aktivität der Jungen Garde mit
„werben“, „kämpfen“ und
„wecken,“ beschrieben und hoffnungsvoll behauptet, die
Massen und die Kolonne hätten sich formiert und würden
ebenfalls marschieren.
In der zweiten Strophe wird das Feindbild des
„Kapitalismus“ aufgezeichnet, der „seine Hand“
nach „dem Arbeitervaterland“ recken würde. Mit dem
Arbeitervaterland war natürlich die Sowjetunion gemeint. Aber, die
würde die Junge Garde schon „Trotz Bourgeoisiehaß und
SPD.-Hohn“ schützen.
Die dritte Strophe malt wieder ein Bild der immer
wieder beschworenen Opferrolle der KPD bzw. des RFB. Man sei „ins
Zuchthaus geworfen“, von „Kugeln zerfetzt“ und
„von Schergen zu Tode gehetzt“ worden. Aber, trotz des
„weißen Terrors“ und der
„Klassengerichte“ würde die Junge Garde „ihre
Pflicht“ erfüllen (worüber sicher der deutsche Beamte
voller Zufriedenheit wäre).
In der vierten Strophe werden noch einmal die
Massen aufgefordert, Schritt zu halten. mit zu marschieren und
„die Rebellion zu schüren“. Die
Jungen Garden seien die „Soldaten der Revolution!“
Dieses Lied entstand offensichtlich in jener
Phase, in der einerseits der Rote Frontkämpferbund gerade verboten
worden war und andererseits innerhalb der KPD erneut Revolutions- bzw.
Bürgerkriegsphantasien Einzug hielten. (Siehe dazu: Werner Hinze,
Bluttage. Ein Beitrag zur „Wahrheitsfindung“ oder Vom
„Hamburg-Aufstand“ der KPD zum „Altonaer
Blutsonntag“, Hamburg und Rom 2013.)
Interpretationen sind auch zugelassen, warum
Lammel in ihrer Nachbetrachtung des Liedes die zweite Strophe nicht
dokumentiert.
Quellen:
Die Liederbücher von KAPD, KPD, KJVD und RFB
Arbeiterlieder. Unter roten Fahnen. Kampflieder,
ca. 1930 (Lammel Nr. 428), S. 20f.
spätere Aufarbeitung
Inge Lammel, Lieder der Agitprop-Truppen vor 1945.
Das Lied im Kampf geboren Heft 2, Leipzig 1959, S. 110f.