O König von Preußen
1. O König von Preußen,
Du großer Potentat,
Wie sind wir deines Dienstes
So überdrüssig satt!
Was fangen wir nun an
In diesem Jammertal,
Allwo ist nichts zu finden
Als lauter Not und Qual?
2. Und kommt das Frühjahr an,
Da ist die große Hitz’.
Da muss man exerzier’n,
Dass ein’m der Buckel schwitzt.
Da muss man exerzier’n
Vom Morgen bis Mittag,
Und das verfluchte Leben,
Das währt den ganzen Tag.
3. Vom Exerzieren weg
Geht’s wieder auf die Wacht,
Kein Teufel tut nicht frag’n,
Ob man gefressen hat.
Kein Branntwein in der Flaschen,
Kein weißes Brod dabei;
Ein schlechtes Tabakrauchen,
Das ist der Zeitvertreib.
4. Dann kommt ein’ frisch’
Parad’;
Tut man ein falschen Tritt,
So fängt man an zu rufen.
Der Kerl muss aus dem Glied!
Patronentasche runter,
Den Säbel abgelegt,
Und tapfer drauf geschmissen,
Bis er sich nicht mehr regt!
5. Ihr Herren, nehmt’s nicht Wunder,
Wann einer desertiert,
Wir werden wie die Hunde
Mit Schlägen strapleziert;
Und bringen sie uns wieder,
sie henken uns nicht auf,
Das Kriegsrecht wird gesprochen:
Der Kerl muss Gassen lauf!
6. Und wann wir Gassen laufen,
So spielet man uns auf
Mit Waldhorn und Trompeten,
Da geht es tapfer drauf;
Da werden wir gehauen
Von einem Musketier,
Der eine hat’s Bedauern,
Der andre gönnt es mir.
7. Und werden wir dann alt,
Wo wenden wir uns hin?
Die G’sundheit ist verloren,
Die Kräfte sind dahin!
Und endlich wird es heißen:
Ein Vogel und kein Nest!
Geh’, Alter, nimm den Schnappsack,
Bist auch Soldat gewest!
Text und Melodie: Unbekannt
Husarenbraut (1758)
1. Wir preußische Husaren,
wann kriegen wir Geld?
Wir müssen ja marschiren
ins weite Feld;
wir müssen marschiren
dem Feind’ entgeg’n,
daß wir ihn können
den Paß verleg’n.
2. Wir haben ein Glöcklein
das lautet so hell,
Und das ist überzogen
mit gelbem Fell,
und wenn man das Glöcklein
so lauten hört
so heißt es: Husaren,
auf eure Pferd!
3. Wir haben ein Bräutlein
uns außerwählt
das lebet uns schwebet
ins weite Feld;
das Bräutlein, daß wir die
Standarte genannt,
das ist uns Husaren
gar wohl bekannt.
4. Und als man die Schlacht
vorüber war,
da einer den andern
sterben sah,
schrieb einer zum andern:
Ach Jammer, Angst und Noth!
Mein lieber Kamerad
ist geblieben todt!
5. Das Feld es war
mit Blut beflossn!
So mancher Dragoner
war heruntergeschoss’n!
Wie mancher Grenadier
mußt’ küssen die Erd,
wie mancher Husar
must’ herunter vom Pferd! –
6. Und wer sich in preußisch Dienst’
will begebn,
der muß sich sein Lebtag’
kein Weibchen nicht nehm’n;
er muß sich auch nicht fürchten
vor Hagel, Schnee und Wind,
beständig verbleiben
bis an das End’.
Geschichte / Kommentar:
Das Lied ist seit 1814 in unterschiedlichen
Quellen belegt. Wolfgang Steinitz dokumentiert 21 Belege, die er aus
dem Freiburger Volksliedarchiv übernommen hat (Steintz Bd. 1, Nr.
130, S. 317-329)
Wird in Kürze fortgesetzt!
Quelle:
Wolfgang Steinitz, Deutsche Volkslieder
demokratischen Charakters aus sechs Jahrhunderten, Bd. 1, Berlin 1954
Nr. 130, S. 317-329)
Hoffmann-Richter, Schles. Nr. 242, S. 283 (Ei,
Breslau, ei Breslau, du großes J.)
Erk/böhme Bd. III Fr. 1403, S. 268
Simrock Nr. 305