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Ein Liederbuch für Naturforscher und Aerzte (2)

Als Festgabe für die Mitglieder der 41. Versammlung in Frankfurt a. M.
vom 18. bis zum 24. September 1867
Frankfurt a. M. J. D. Sauerländer’s Verlag 1867.
S. 53
Die Ritter der Industrie.
Ein Spottlied im Kneipton.

Mel.: Wohlauf, Kameraden auf’s Pferd, auf’s Pferd.

Wohlauf jetzt, ihr Ritter der Industrie,
Ein lustiges Liedlein gesungen,
Wir sind ja die Herren der Medici,
Es ist uns ja endlich gelungen.
Und was auch der Gegner erwidern mag,
Wir herrschen allein noch am heutigen Tag.

2. Da schwatzen die Leute von ehrenhaft
Und meinen, der Arzt sei gebunden
Durch Sitte und anstand und Wissenschaft;
Doch wer diesen Unsinn erfunden,
Das war ohne Zweifel ein dummer Thor,
Der über die Ehre den Vortheil verlor.

3. Wo immer nur Geld zu verdienen ist,
Da sind wir auch sicher zu finden,
Mit Prahlen und Schreien und frecher List
Wir wissen den Kranken zu schinden.
Und wenn auch die Heilung nicht immer gelingt,
Wenn doch nur das Geld in dem Kasten klingt.

4. Was waren die älteren Charlatan‘
Gegen uns doch für lumpige Wichte,
Wir fangen die Sache viel feiner an,
Das ist eine and’re Geschichte.
Wir bauen nicht nur auf der Tränke Kraft,
Wir brauchen dazu auch die Wissenschaft.

S. 54
5. Vor Jahren da rühmten den Goldberg wir sehr
Mit seinen electrischen Ketten,
Doch endlich da zog auch der Schwidnel nicht mehr,
Da wußten wir schlau uns zu retten.
Was Goldberg gewesen, das ist uns nun Hoff
Mit seinem das Leben erweckenden Stoff.

6. auch wollte es schon mit der Homöopathie
Bei den Leuten nicht recht mehr verfangen,
Es wäre darüber die Industrie
Beinah’ in die Brüche gegangen,
Da half uns im Unglück der würdige Schroth
Mit säuerlichem Weine und trockenem Brod.

7. Und was auch in Zukunft erfinden nur mag
Ein noch so verrückter Philister,
Wir sprechen und schreiben den Unsinn ihm nach,
Er predigt und wir sind die Küster;
Denn Brüder! ihr wisst ja, das Publicum
Bleibt ewit und immer vornirt und dumm.

8. Drum auf denn du würdige Compagnie,
Wir bleiben die Helden des Tages.
An Geld und an Ansehen fehlt es uns nie,
Und wer es nicht glaubt, nun der Wag es
Und schwanke und wanke und schäme sich nie,
Und werde ein Ritter der Industrie.

Hamburg, Sept. 1896.

Dr. H. J. Siemssen.







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