Weinlied
Mein Lebenslauf ist Lieb’ und Lust und
lauter Liedersang;
ein frohes Lied aus heitrer Brust macht froh den
Lebensgang.
Man geht bergan, man geht bergein, heut
grad’ und morgen krumm;
durch Sorgen wird’s nicht anders sein: was
kümm’r ich mich darum!
:,: Heida! juchhe! Drum kümm’r ich mich
nichts drum! :,:
2. Es wird ja auch der junge Most Gekeltert und
gepresst:
Doch braust er auf, wird Götterkost, Bereitet
manches Fest;
Was wundr’ ich mich? Mir geht es just Nich
anders wie dem Wein:
Drum braus’ ich aus in Lieb’ und Lust,
Das wird das Beste sein.
3. Die Zeit ist schlecht. Mit Sorgen trägt
Sich mancher ohne Muth;
Doch wo ein Herz voll Freude schlägt, Da ist
die Zeit noch gut.
Herein, herein du lieber Gast, Du Freude komm zum
Mahl!
Würz’ uns, was du bescheret hast,
Kredenze den Pokal!
4. Fort Grillen, wie’s in Zukunft geht, Und
wer den Scepter führt!
Das Glück auf einer Kugel steht Und wunderbar
regiert.
Die Krone nehme Bacchus hin, Nur er soll
König sein,
Und Freude sei die Königin, Die Residenz am
Rhein.
5. Beim großen Faß zu Heidelberg Da
sitze der Senat
Und auf dem Schloß Johannisberg Der
hochwohlweise Rath.
Der Herrn Minister Regiment Sei beim
Burgunderwein,
Der Kriegsrath und das Parlament Soll in Champagne
sein.
6. So sind die Rollen ausgetheilt Und Alles wohl
bestellt,
So wird die kranke Zeit geheilt Und jung die alte
Welt.
Es lebe hoch das neue Reich – Stoßt an
und trinket aus!
Denn Freud’ und Wein macht Alles gleich,
Macht froh den Lebensschmaus.
Geschichte / Kommentar:
Franz Magnus Böhme notiert zu dem Lied:
Den Text fand Hoffmann zuerst gedruckt in der
„Zeitung für die elegante Welt“ 1808, Nr. 133 (vom 11.
Aug.), Spalte 1061, unterzeichnet mit M., d. i. der Herausgeber der
Zeitung. Aug. Mahlmann.
Zur Melodie:
Liederweisen zum Teutschen Liederb. f.
Hochschulen, Stuttgart 1823. Nr. 104 / Gemüthlich flott. [MVU: die
letzte Zeile wird von allen gesungen]
Karl Reisert ergänzt in seinem Deutschen
Kommersbuch von 1896: „Siegfr. Aug. Mahlmann, 1808. (Vers 3 u. 4
spätere Fassung) – (1771-1826)“.
Quelle:
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig 1895 Nr. 341,
S. 260f.
Dr. Karl Reisert, Deutsches Kommersbuch, Freiburg
1896, S. 107f.