Weihelied
1. Laßt tönen laut mit hellem Klang der
Arbeit stolze Lieder,
der Unterdrückten Freiheitssang hall’
echoweckend wieder!
2. Die Welt ist unser Vaterland, wir kennen keine
Schranke,
von Fels zu Fels von Strand zu Strand fliegt unser
Licht Gedanke.
3. Der Mensch trägt in sich selbst den Wert,
ihn gibt nicht Amt und Titel,
und höher als ein Purpur ehrt der Arbeit
rauer Kittel.
4. Geächtet sei des Goldes Macht samt allen
Herrenrechten;
sie werden stürzen über Nacht, trotz
Reisigen und Knechten.
5. Die Sänger mögen Lieb’ und
Wein, doch erst die Freiheit singen, -
wir können nimmer fröhlich sein, so lang
uns Ketten zwingen.
6. Der Freiheit weihn wir Herz und Hand, ihr weihn
wir unsre Lieder, -
Die Welt sei unser Vaterland und alle Menschen
Brüder!
Geschichte / Kommentar:
Das Weihelied schrieb Ernst Klaar auf die Melodie
„Stimmt an mit hellem, hohem Klang“ von Albert
Methfessel (1812-1878).
Es wurde besonders von den Freien Turnern zu Beginn des 20.
Jahrhunderts gesungen.
Quelle:
Liederbuch. Der freie Turner. 7. neubearb. und
vermehrte Aufl. Mit in den Text eingedruckten Singnoten, hrsgg vom
Arbeiter-Turnerbund, Leipzig 1905, Verlag des Arbeiter-Turnerbundes
(Franz Siedersleben), S. 80
Lieder-Buch des Turn-Vereins „Fichte“.
Mitglied des Arbeiter-Turn- und –Sportbundes, Selbstverlag des
Vereins, Berlin 1920, 5. Aufl., S. 34.
Liederbuch. Der freie Turner. Mit in den Text
eingedruckten Singnoten, Leipzig 1923, Arbeiter-Turnverlag A.-G.,
Leipzig, Nr. 173, S. 242.
Fichte Liederbuch ca. 1927, Nr. 97.
August Albrecht, Arbeiter- und
Freiheits-Liederbuch, Arbeiterjugend-Verlag, Berlin 1928, Nr. 39, S. 27
Wanderlied
Ein anderes Lied mit fast gleichem Anfang das
ebenfalls besonders in der Areiter-Turner-Bewegung gesungen worden war,
war das „Wanderlied“ von P. Waldmann auf die Melodie
„Frei Heil, du edle Turnerei“
1. Laßt tönen laut ein frohes Lied aus
frischer froher Brust.
Was uns hinaus ins Freie zieht. das ist die
Wanderlust.
Ein frohes Lied zu jeder Zeit beflügelt
unsern Schritt,
macht gegen Trübsinn uns gefeit, drum singet
fröhlich mit.
Das Wandern das ist unser Leben, Frei Heil! Hurra!
Für uns kanns nimmer schönres geben.
Frei Heil! Hurra!
2. Wie heiter zeigt sich uns die Welt im
Morgensonnenschein,
die Lerche steigt schon hoch im Feld, ins
Aetherblau hinein,
und schmettert jubelnd in die Luft so hell ihr
Morgenlied
und Sonnenschein und Blütenduft mit uns des
Weges zeiht.
Refrain.
3. Noch perlend glänzt am Halm der Tau, das
Bächlein klar und rein
durcheilt die blumenreiche Au und hüpft von
Stein zu Stein.
Wir folgen singend deinem Lauf, du Bächlein
hurtig schnell.
Wir nehmens spielend mit dir auf, du muntrer
Fahrtgesell.
Refrain.
4. Und ruhen wir beim Mittagsmahl am kühlen
Waldessaum,
grüßt uns manch güldner
Sonnenstrahl und huscht von Baum zu Baum.
Er geht vorbei an blauen Seen, durch Heide, Wald
und Sand,
wir lernen lieben und verstehn das
märk’sche Vaterland.
Wie viel wir sehn, das sieht kein andrer, Frei
Heil! Hurr1
Wir sind die frohen, freien Wandrer, Frei Heil!
Hurra!
P. Waldmann
Quelle:
Jugend-Liederbuch für den
Arbeiter-Turnerbund. Hrsg. v. Jugend-Ausschuß des Turnvereins
„Fichte“ Berlin. 7. Aufl. (31.-35. Tsd.), Berlin Januar
1917. S. 184.
Lieder-Buch des Turn-Vereins „Fichte“.
Mitglied des Arbeiter-Turn- und –Sportbundes, Selbstverlag des
Vereins, Berlin 1920, 5. Aufl., S. 359.
Liederbuch. Der freie Turner. Mit in den Text
eingedruckten Singnoten, Leipzig 1923, Arbeiter-Turnverlag A.-G.,
Leipzig, S. 9.