Vagabundenlied
1.
K’ruim anu, b’luim anu,
lich’- wod jom tow nassim t’laj al
gabe t’laj,
Halaluja, halaluja, halaluja
ad b’li daj, w’halew karua
w’choew, w’halew jaron jaria mini
ch’ew.
Chewraja bou el tohu w’el bohu mib’li
ladaat
sch’mo hu, jancheni hago ral.
A ni kundass boreach,
tamid ani ssameach ermol urwa poreach,
hajom boer hadam,
lachmi lechem oni,
haohel hu m’oni mi ham’uschar kamoni,
ka
moni hapoel; mi schejesch lo,
mi scheen lo, mi schejesch lo hainu hach.
1. Zerfetzt und zerlumpt sind wir.
Zur Feier des Tages wird der Rock geflickt.
Halleluja, halleluja, halleluja,
ohne Ende! Ist auch das Herz zerrissen und wund,
Jubelt doch das Herz bei allem Schmerz.
2. Genossen, kommt mitsammen, auf Geratewohl!
Ohne daß man den namen kennt,
Führt das Schicksal mich herum.
Ich bin ein Vagabund, immer bin ich lustig,
Gestern noch ein flügger Rabe, heute kocht
das Blut.
3. Mein Brot ist Brot der Armut,
Das lose Zelt ist meine Wohnstatt.
Wer ist so glücklich wie ich, wie ich, der
Arbeiter?
Wer besitzt, wer nicht besitzt,
Wer besitzt, alle sind sie gleich!
Geschichte / Kommentar:
Das Lied befindet sich in einer Neuausgabe eines
jüdischen Liederbuches, das zuerst 1935 in Hamburg verlegt worden
war. Durch die Initiative von Rainer Licht vom e. V. Musik von unten
hat es der Verlag Dölling und Galitz geschafft, das Liederbuch mit
neuem Leben füllen. Das Vagabundenlied bietet sich nun für
den Verein an auch an dieser Stelle erwähnt zu werden.
Der erste Teil dieses Liedes dessen Autor und
Komponist unbekannt sind, findet sich in anderer Fassung auch in der
Sammlung „Ne Palestinean Folk Songs“, herausgeg. von A. W.
Binder, Bloch Publ. Comp., Inc. New York City 1926, unter dem Titel
„Halleluja“. Miriam Gillis-Carlebach schreibt zur
Erklärung u.a.:
„Da wir alle nicht so gut hebräisch
konnten, haben wir, wenn wir einzelne Worte nicht recht verstehen
konnten, einfach etwas dazu erfunden, was sich reimte. Wir haben
Parodien auf deutsch erfunden. Zum Beispiel steht im Original: Lachmi
léchem óni, haólhel hu meóni, „Unser
Brot ist ein Armutsbrot, wir wohnen im Zelt“. Daraus haben wir
gemacht: ‘lach mi lechem oni, die Riecke hat kein money
…’“
Miriam Gillis-Carlebach wurde geboren 1922 in
Hamburg, lebt seit 1938 in Israel. Prof. Gillis-Carlebach ist
Erziehungswissenschaftlerin, Fakultät der Judaistik, Direktorin
des Joseph-Carlebach-Instituts an der Bar-Ilan Universität,
Israel. Forschungsschwerpunkte: Joseph Carlebach, Werke und Wirken;
deutsch-jüdische Geschichte der Neuzeit.
Quellen:
Jos. Jacobsen / Erwin Jospe, Hawa Naschira / Auf!
Laßt uns singen! Liederbuch für Unterricht, Bund und Haus,
Leipzig u. Hamburg 1935 (Anton J. Benjamin AG). Reprint Hamburg 2001
(Dölling und Galitz Verlag), S. 22f. Erkl. S. 259f.: