Jungdeutscher Orden
(Jungdo)

Der Jungdeutsche Orden, abgekürzt Jungdo, wurde nach dem Ersten Weltkrieg im März 1920 in Kassel vom Oberleutnant a. D. Artur Mahraun gegründet. Er ging hervor aus der im Januar 1919 gebildeten „Offiziers-Kompanie-Cassel“ (OKC), die sich aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrages als Zeitfreiwilligenverband auflösen musste. Von den nationalen Verbänden in der Weimarer Republik war er zeitweise der größte nationalliberale Verband. Der Jungdo hatte eine Frauen- (Jungdeutsche Schwestern) und eine Jugendorganisation (Jungdeutsche Jugend). Die Reichsführerin der jungdeutschen Schwestern war Hanna Klostermüller. Mahraun zufolge soll der Bund nie mehr als 37.000 Mitglieder gehabt haben.

Der Jungdo war hierarchisch gegliedert. Ortsgruppen wurden als Bruder- oder Schwesternschaften bezeichnet. 10 bis 15 jährige wurden in Jungtrupps zusammengefasst. Die 16 bis 19-jährigen waren die Junggefolgschaft. Mehrere Bruder- und Schwesternschaften bildeten eine Ballei, die Balleis innerhalb eines Landes oder einer Provinz bildeten eine Großballei. Die Anführer wurden gewählt und von der nächsthöheren Instanz bestätigt. Die Vorsitzenden der Ortsgruppen wurden als Großmeister, die der Balleien als Komture beziehungsweise Großkomture bezeichnet. Die Großkomture bildeten das Hochkapitel, dem ein Hochmeister vorstand. Die, einheitliche, Bekleidung bestand aus der feldgrauen Soldatenuniform und einer Windjacke.

Der Jungdo sah sich in der Tradition des historischen Deutschen Ordens. Der Vorsitzende wurde als „Hochmeister“ oder „Großmeister“ und die Landesverbände als „Balleien“ bezeichnet, die Ortsgruppen nannten als „Bruderschaften“. Der Jugendverband kann als bündischer Jugendverband bezeichnet werden.

Politisch war er für einen „wahren demokratischen Staatsaufbau“, eine Versöhnung mit Frankreich, gegen Monarchie und Diktatur, aber antisemitisch (Es gab bereits um 1920 einen Arierparagraphen: Juden wurden nicht mehr als Mitglieder aufgenommen.) und elitär. Wie viele nationale Verbände war er antibolschewistisch. Grund für die Gründung war aber vorwiegend das gemeinsame Fronterlebnis und das Ziel, das Reich wieder aufzubauen. Während des Kapp-Putsches 1920 bekannte er sich zur rechtmäßigen Reichsregierung und bekämpfte ebenso den Ruhraufstand linksradikaler Kräfte. Mahraun war gegen den Einfluss von Kapitalgebern, wie z. B. Alfred Hugenberg.

Es gab aber bereits nach dem Hitlerputsch von 1923 nationalistische Widerstände, besonders aus Franken. Es kam auch vereinzelt zur Zusammenarbeit mit den Nationalsozialisten. Seine historische Bekanntheit erlangte er durch den kurzfristigen Zusammenschluss mit der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei zur Deutschen Staatspartei im Jahr 1930. Politiker wie Gustav Stresemann sahen in Artur Mahraun und seinen Jungdeutschen Orden einen achtenswerten politischen Partner. 1930 schloss sich der Jungdeutsche Orden mit seiner Nebenorganisation „Volksnationale Reichsvereinigung“ mit der liberalen Deutschen Demokratischen Partei zur Deutschen Staatspartei zusammen. Diese Fusion hatte zur Folge, dass fast der gesamte linke Flügel aus der DDP austrat und die unbedeutend bleibende Radikaldemokratische Partei gründete.


Praktische Arbeit
Zur Unterstützung von Bedürftigen richtete der Orden eine sogenannte Geusenküche, in der kostenlos Essen bezogen werden. Außerdem versuchte der Orden eine allgemeine Arbeitsdienstpflicht zu initiieren, um das Militär sinnvoll einzusetzen. Der Jungdo unterhielt einen eigenen Verlag, in dem er Zeitschriften und andere Schriften herausgab. Am 20. November 1926 gab Artur Mahraun die Schrift Der nationale Friede am Rhein, heraus, um eine Annäherung an Frankreich propagierte.


Verbot 1933
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde der Jungdeutsche Orden außer in der preußischen Provinz landesweit verboten, da er sich nicht gleichschalten oder in eine nationalsozialistische Organisation eingliedern ließ. Einem Verbot in Preußen und der damit verbundenen Enteignung kam der Orden am 3. Juli 1933 durch Selbstauflösung zuvor und arbeitete im Untergrund und im Widerstand. Mahraun wurde am 11. Juli 1933 von der Gestapo verhaftet und misshandelt. Er kam am 8. September wieder frei und musste sich bis Ende des Krieges vor einer Wiederergreifung versteckt halten. Harro Schulze-Boysen war ab 1928 ebenfalls Mitglied. Nach dessen Zwangsauflösung im Juni 1933 arbeitete er mit seinem rigorosen Willen zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus in mehreren linksgerichteten Widerstandsgruppen bis zu seiner Verhaftung und Ermordung im Gefängnis Plötzensee am 22. Dezember 1942. (nach Wikipedia)
Andere, wie Reinhard Höhn, Heinz Jost, Walter Haensch, Josias zu Waldeck und Pyrmont, Hans von Tschammer und Osten) oder Hermann Lehmann schlossen sich den Nazis an und machten dort Karriere.


Liederbücher
Für den e.V. von Interesse sind zwei Bücher oder Heftchen:
Liederbuch des Jungdeutschen Ordens. Kleine Liedersammlung des Jungdeutschen Ordens / Verfaßt von Ordensbrüdern. Nach bekannten deutschen Weisen zu singen. Herausgegeben vom Jungdeutschen Verlag Kassel 41.-70. Tausend
Das Liederbuch (ohne Noten) hat in der vierten Auflage (70. Tsd.) 96 Seiten und 183 Lieder. Es beginnt mit religiösen Liedern, denen eine Reihe von Liedern folgen, die auf den Bund zugeschnitten sind bzw. ihn direkt betreffen. Über sie ist einiges über die Vorstellungen des Bundes bzw. seiner Ordensbrüder oder -schwestern. Einen Auszug siehe hier!
Liste der Lieder: hier!

Gedichte und Lieder des Jungdeutschen Orden. Selbstverlag, Kassel, OCLC 180112075.


weitere Publikationen (nach Wikipedia)
Artur Mahraun: Das Jungdeutsche Manifest. Volk gegen Kaste und Geld, Sicherung des Friedens durch Neubau der Staaten. 2. Auflage. Jungdeutscher Verlag, Berlin 1928, OCLC 19331466.
Der Jung-Deutsche Orden. Zeitschrift des Jungdeutschen Ordens. Kassel 1921–1922, OCLC 183394371.
Jahrbuch des Jungdeutschen Ordens. Selbstverlag, Kassel 1922–1925, OCLC 183379383.
Artur Mahraun: Der nationale Friede am Rhein. Jungdeutscher Verlag, Berlin 1926, OCLC 246260602.
Der jungdeutsche Orden in der Politik. Ordensamt d. Jungdeutschen Ordens, Berlin 1930, OCLC 72676975.
Artur Mahraun: Der Protest des Individuums. Nachbarschafts-Verlag, Gütersloh 1949, OCLC 24223853.

Literatur (nach Wikipedia)
Klaus Hornung: Der Jungdeutsche Orden (= Dissertation; Beiträge zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien. Band 14). Droste-Verlag, Düsseldorf 1958.
Heinrich Wolf: Der Jungdeutsche Orden in seinen mittleren Jahren 1922–1925 (= Beiträge zur Geschichte des Jungdeutschen Ordens Hefte 2 u. 3, ZDB-ID 528369-3). Lohmüller, München 1972–1978.
Alexander Kessler: Der Jungdeutsche Orden in den Jahren der Entscheidung (= Beiträge zur Geschichte des Jungdeutschen Ordens. Heft 4). Lohmüller, München 1974, OCLC 1439822.
Robert Werner: Der Jungdeutsche Orden im Widerstand: 1933–1945 (= Beiträge zur Geschichte des Jungdeutschen Ordens. Heft 6). Lohmüller, München 1980, ISBN 3-9800315-5-1.
Günter Bartsch: Die letzten Jahre Artur Mahrauns 1945 bis 1950 und die Folgen. Lohmüller, München 1991, ISBN 3-9802647-0-X.

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