Kampflied gegen das RFB-Verbot
Ja, einmal war sie wirklich zu Ende,
die ziemlich „große“ Zeit.
Doch in der Republik ganz behende,
da machten Faschisten sich breit.
Sie lebten beim Killen
und Morden ganz prächtig
und haben vadalisch gehaust,
doch eines Tages, da stießen sie
mächtig
sich an der roten Faust.
Da quoll aus Fabriken
aus Gruben und Stuben
ein graues Arbeiterheer.
Faschisten zum Trutze,
Proleten zum Schutze
erstand die rote Wehr!
Und gegen Faschismus und Reaktion,
gegen Imperialismus und Krieg,
für die Verteidigung der Sowjetunion,
für die deutsche Räterepublik.
gegen die Partei des Arbeiterverrats,
für die kommunistische Idee,
für die Diktatur des Proletariats
marschierte der RFB!
Im Dorf, in der Stadt, in der Mietskaserne
stand fest der RFB.
Das sahen die Kapitalisten nicht gerne
und sagten’s der SPD.
Da sprach der „kleine Metallarbeiter“
und schüttelt’ sein weises Haupt:
„Mit der roten Front, das geht nicht so
weiter,
was sie sich so alles erlaubt!
Ich werde mal sehen,
ob Gründe ich finde,
daß ich sie verbieten kann.“
Er sucht’ Paragraphen
und konnt’ nicht mehr schlafen,
so strengte die Sache ihn an.
Er kramte in dem Gesetze nach
zum Schutze der Republik,
und aus dem Versailler Friedensvertrag
verwendet’ er eine Rubrik.
Dann nahm er noch Moritaten hinzu,
die erfunden die SPD,
und freudig bewegt klappt’ die Bücher
er zu
und verbot den RFB.
Ihr SPDisten, voll Eifer ihr machtet
euch ’ran an das Verbot
und denkt, wenn ihr eure Werke betrachtet,
der RFB ist tot.
Und wenn ihr vor Wut euch in Stücke
zerreißt,
hier hat eure Rechnung ein Loch:
Ihr hat ihn „verboten“, doch lebet der
Geist
der Roten Fontkämpfer hoch!
Und diesen mit Federstrichen vernichten,
das habt ihr nicht gekonnt.
Er wird immer stärker, trotz Zuchthaus und
Kerker,
der Geist der roten Front.
Und dieser Geist reißt Millionen mit,
bis einmal kommt der Tag.
Proleten marschieren in Schritt und Tritt
zum letzten entscheidenden Schlag.
Dann fragen sie nach dem Gesetz einen Dreck
und nicht nach der SPD;
dann marschiert über alle Verbote hinweg
die siegreiche rote Armee!
Geschichte / Kommentar:
Ein Lied der Agitproptruppe „Sturmtrupp Alarm“ gegen das RFB-Verbot
von 1929. Die Truppe ging aus Agitprotruppe „Rote Raketen“ aus Berlin hervor,
das war die Werbetruppe des RFB, die sich nach dem Verbot
aufgelöst hatte.
Das Lied wurde Berger und Lammel zufolge
„von der aus allen Truppenmitgliedern bestehenden Jazzkapelle
begleitet.“ Nach der letzten Strophe sei die
Instrumentalbegleitung in das RFB-Signal übergegangen und das
„Rot Front“ im letzten Takt von allen Anwesenden gerufen
worden.
Um dieses Lied richtig einordnen zu können,
ist es notwendig sich mit verschiedenen Themen auseinandersetzen. Dazu
gehört natürlich die Politik der SPD bzw. der
Reichsregierung, doch auf jene von KPD und RFB, hieru verweisen wir auf
Werner Hinze, Schalmeienklänge im Fackelschein und ders.
„Bluttage“. Letzteres gilt auch für die
Auseinandersetzung mit dem sogenannten „Blutmai“. Dabei
genügt es nicht sich auszuruhen, nachdem ma die zweifellos
begangenen schweren Fehler der Berliner Polizei herausgearbeitet hat,
sondern wir müssen uns von der kommunistischen
Geschichtsaufarbeitung, die einiges unter den Tisch fallen lässt,
verabschieden und auch die Bürgerkriegsphantasien von KPD und RFB
(die u.a. waren u. a. terroristische Aktionen sollten den
Bürgerkrieg bringen und dieser die Revolution - siehe dazu
„Bluttage“) in die Betrachtung einbeziehen. Nur so
können wir uns den komplizierten Zusammenhängen der Weimarer
Republik nähern.
Quellen:
Berger/Lammel, Lieder des RFB (Das Lied im Kampf
geboren, Heft 8), Leipzig 1961, S. 91ff.
Werner Hinze, Schalmeienklänge im
Fackelschein, Hamburg 2002
Werner Hinze, Bluttage. Ein Beitrag zur
"Wahrheitsfindung" oder Vom "Hamburg-Aufstand" der
KPD zum "Altonaer Blutsonntag", Hamburg und Rom 2013.