Pennenleben
In der Penne tiefster Klause
in den Sänftling tief versteckt,
pennt der dufteste der Kunden,
bis der Pennboos ihn weckt.
„Durfter Kunde“ ruft er schmeichelnd,
„dufter Kunde“ wache auf.
Denn die Kaffern sind schon munter,
Längst schon ritt der Teckel aus!“
Und der Kund’ fühlt sich geschmeichelt,
tritt ins Fremdenzimmer nun.
„Guten Morgen, dufte Kunden -
auf die Fahrt, es gibt zu tun!“
Und der Kunde, hinterm Soruff
sucht er seiner Liebe Glück,
denn es kehrte von der Winde
seine Schickse grad zurück.
Seht sie fechten! Hört sie kohlen
in dem Kaff voll Zuversicht!
Und der dufteste der Kunden,
Trittchen, Kluft und Schmorkies ficht.
Plötzlich, weh’ der Deckel sah es,
und die Kunden gehen hoch,
nur dem duftesten der Kunden
glückt es, zu verdufgen noch.
Und er schwöret ew’ge Rache
jedem Putz und jedem Schuck.
Er faßt krampfhaft seine Finne
und entnimmt ihr einen Schluck.
Geschichte / Kommentar:
Hans Ostwald hat dieses Lied von Alfred Hafner, der es in
„einer wilden Penne Aachens“ aufgeschrieben hat. Gesungen
wird es auf eine Melodie mit der das Lied über den
Räuberhauptmann Rinaldo Rinaldini nach einem Text von Ch. A.
Vulpius im 19. Jahrhundert weit verbreitet war.
Zur Melodie schreibt Franz Magnus Böhme (Nr.
134, S. 111f.):
„Die Melodie dazu war um 1800 schon
vorhanden zu einer von Harfnern gesungenen Romanze auf Eginhard und
Emma ‘Große Thaten edler Seelen’ (s.o.). Mit
Aenderung weniger Noten hat sich die Räubermelodie herausgebildet,
die seit 1800 unendlich viel gesungen und hunder andern Texten
angepasst worden ist. Beachten wolle man, daß diese
‘Räubermelodie’ ihren Schluß der Marseillaise
entlehnt hat.“
Quellen:
Hans Ostwald, Lieder aus dem Rinnstein, Leipzig
und Berlin 1904, Bd. 2, S. 83f. (2.5.43)
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig 1895, Nr. 134,
S. 111f.
Disco
Peter Roland, Landstreicherballaden (LP) Thorofon
FTH 154, S. 1/3 (1’21)