Arbeiterliedarchiv
Lancken
Auf Scharnhorst’s
Tod.* 1813
1 In dem wilden Kriegestanze
Brach die schönste Heldenlanze,
Preußen, euer General.
Lustig auf dem Geld bei Lützen,
Sah er Freiheitswaffen blitzen:
Doch ihn traf des Todes Strahl.
2. „Kugel, raffst mich doch nicht nieder?
Dien’ euch blutend, werthe Brüder,
Führt in Eile mich gen Prag!
Will mit Blut und Oestrei werben;
Ists beschlossen, will ich sterben,
Wo Schwerin im Blute lag.“
3. Arge Stadt, wo Helden kranken
Heil’ge von den Brücken sanken,
Reißest alle Blüten ab!
Nennen dich mit leisen Schauern,
Heilge Stadt,
nach deinen Mauern
Zieht uns manches theure Grab.
4. Aus dem irdischen Getümmel
Haben Engel in den Himmel
Seine Seele sanft geführt
Zu dem alten deutschen Rathe,
Den in ritterlichem Staate
Wwig Kaiser Karl regiert
5. „Grüß euch Gott, ihr teuren
Helden!
Kann euch frohe Zeitung melden
Unser Volk ist aufgewacht
Deutschland hat sein Recht gefunden
Schaut, ich trage Sühnungswunden
Aus der heilgen Opferschlacht.“
6. Solches hat er dort verkündet,
Und wir alle stehn verbündet,
Daß dies Wort nicht Lüge sei.
Heer, aus seinem Geist geboren,
Jäger (Kämpfer), die sein Muth erkoren
Wählet ihn zum Feldgeschrei!
7. Zu den höchsten Bergesforsten,
Wo die freien Adler horsten,
Hat sich früh sein Blick gewandt:
Nur dem Höchsten galt sein Streben,
Nur in Freiheit konnt’ er leben:
Scharnhorst ist er drum genannt.
8. Keiner war wohl treuer, reiner,
Näher stand dem König keiner, -
Doch dem Volke schlug sein Herz.
Ewig auf den Lippen schweben
Wird er, wird im Volke leben
Besser als in Stein und Erz
In dem wilden Schlachtgetümmel
1. In dem wilden Schlachtgetümmel
Kämpft ein Schütze rasch und flink
|: Zwischen seinen Kameraden.
Bis die Kugel ihn tödlich traf. :|
2. Sprach zu seinem Kamerade:
Du, mein Freund, kehrst wieder heim,
|: Siehst die alte Heimat wieder,
Ziehst in meinem Dörflein ein. :|
3. In des Dorfes letztem Hause
Wohnt ein Greis im Silberhaar.
|: Dieser Greis, das ist mein Vater.
Geh’ zu ihm und sag’s ihm an. :|
4. Sag’ ihm, daß ich sei gefallen,
Ich, sein Sohn, so stolz und kühn,
|: Und vergiß auch nicht zu sagen,
Daß ich starb und dacht’ an ihn. :|
5. In dem Dorfe, in der Mitte,
Steht ein kleines, weißes Haus,
|: Ringsum Rosen und auch Nelken.
Sie, da wohnet meine Braut. :|
6. Nimm den Ring von meinem Finger,
Reich’ ihn ihr als Abschiedsgruß.
|: Drück’ auf ihre Lockenstirne
Einen allerletzten Scheidegruß. :|
Gewährsmann: Fritz Kleinschmidt, 10./SchtzRgt
108 DVA 006
DVA 038:
1. In dem wilden Schlachtgetümmel
Stand ein Kanonier auf Wacht,
Neben ihm sein Kamerade
Den die Kugel tödlich traf.
2. Kamerad, ach bester Kamerad,
Kehrst du in Frieden heim,
Grüß’ die trauten
Heimatbrüder,
In Mein Dörfchen kehre ein.
3. In dem Dörfchen, ganz am Ende,
Wohnt ein alter Bauersmann.
Geh’ zu ihm, er ist mein Vater,
Gehzu ihm und red’ ihn an!
4. ... Seines Alters schönste Zier,
... Ich starb brav als Kanonier.
5. ... Steht ein einsam Häuschen traut,
Rings umrankt von Efeuranken,
Kam’rad, dort wohnt meine Braut.
6. Sag’ auch ihr, daß ich gefallen,
ihrer Jugend schönste Zier.
Doch vergiß ihr nicht zu sagen:
Ich starb brav, als Kanonier
Text: Max v. Schenkendorf,
Geschichte / Kommentar:
Mel.: Prinz Eugenius der edle Ritter
Den dramatischen Mythos, der mit dem Lied
verbunden war, schreibt noch 1895 F. M. Böhme martialisch:
„Der preußische General Gebhard David
v. Scharnhorst, geb. 10. Nov. 1756 zu Hämelsee im Hannoverschen,
ward am 2. Mai 1813 in der Schlacht bnei Groß-Görschen
(unweit Lützen) durch eine Kartätschenkugel verwundet und
starb am 28. Juni zu Prag. – Als er im Kampfe die Todeswunde
empfangen, benutzte er seine letzten Kräfte zu einer Reise nach
Oesterreich, um den Beitritt des Kaiserstaates zu bewirken: da ereilte
den Ermatteten in Prag der Tod.“
Vier vermutlich von dem Lied auf
„Scharnhorsts Tod“ inspirierte Fassungen („In dem
wilden Schlachtgetümmel“) dokumentiert Reinhard Olt in
seiner Arbeit über „ Krieg und Sprache. Untersuchungen zu
deutschen Soldatenliedern des Ersten Weltkriegs“. Das Material
hat er aus dem Bestand des Deutschen Volksliedarchivs (DVA) in
Freiburg.
Die Fassung DVA 038 geht folgendermaßen
weiter:
7. entspricht DVA 6,6
8. Deutschlands Ruhm und Deutschlands Ehre,
Großer Gott wir loben dich,
Deutschlands Kanonier fallen,
Aber weichen tun sie nicht.“
Eine geringfügige Abweichung findet sich in
der Fassung von DVA 400. 2,4: „Ziehest in mein Dörflein ein.“
Reinhard Olt, Krieg und Sprache. Untersuchungen zu deutschen Soldatenliedern des Ersten
Weltkriegs, Gießen 1980, Bd. 2, Nr. 200, S. 113.
Quelle:
Berliner Turnlieder - Buch. Mit einstimmigen
Singweisen, Berlin, bei Wilhelm Besser, ca. 1850 (?) Nr. 18, S. 25.
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert., Leipzig 1895, Nr. 90,
S. 76
Liederbuch für Handwerker-Vereine, Berlin
1848, Zweite vermehrte Auflage, Herausgegeben von dem Berliner
Handwerker Verein, Johannisstraße 4, Druck und Verlag von Eduard
Krause
Liederbuch für Handwerker-Vereine, Potsdam
1859. Zweite vollständig umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage,
Verlag der Horvath’schen Buchhandlung (Eduard Döring)
Allgemeines Deutsches Kommerbuch,
ursprünglich hrsgg unter musikalischer Redaktion von Friedrich
Silcher und Friedrich Erk, Lahr 1919 (111.-114. Auflage), Nr. 81, S.
72.
Reinhard Olt, Krieg und Sprache. Untersuchungen zu
deutschen Soldatenliedern des Ersten Weltkriegs, Gießen 1980, Bd.
2, Nr. 200, S. 113.
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