Arbeiterliedarchiv
Lancken
Bier- und Bummellied
Ich hab den ganzen Vormittag
in einem fort studirt,
drum sei nun auch der Nachmittag
dem Bierstoff dediciert.
Ich geh nicht ehr vom Platze heim,
bis daß die Wächter Zwölfe schrein:
Vivallera, lallera, lalleralla,
Vivallera, lallera, la!
2. Her Wirth, schlepp er nur immerhin
Mit einen Stiefel bei,
Mit kommt es vor in meinem Sinn,
Als ob ich durstig sei!
Und dir mein lieber Freund, sei jetzt
Ein halber Schoppen vorgesetzt.
Vivallera etc.
3. Herr Wirt nehm er das Glas zur Hand
Und schenk er wieder ein!
Schreib ers nur dort an jene Wand,
Gepumpet muß es sein!
Sei er fidel, ich laß ihm ja
Mein Cerevis zum Pfande da!
Vivallera etc.
4. Was ist des Lebens höchst Lust?
Die Liebe und der Wein.
Wenns Liebchen ruht an meiner Brust,
Dünk ich mir Fürst zu sein,
Und bei dem edeln Gerstensaft
Träum ich von Kron und Kaiserschaft.
Vivallera etc.
Quelle: EB 3 Nr. 1697, S. 498f.
Ich hab' den ganzen Vormittag
1. Ich hab' den ganzen Vormittag
in einem fort studiert,
drum sei nun auch der Nachmittag
dem Bierstoff dediziert.
Ich geh' nicht eh'n vom Platze heim,
als bis die Wächter zwölfe schrein.
Vivalleralllallerallalleralla,
vivalleralllalleralla!
2. Heda, Herr Wirt! so schlepp' er denn
mir einen Stifel bei!
Es kommt mir vor in meinem Sinn,
als ob ich durstig sei.
Auch dir, mein lieber Freund,
sei jetzt ein frischer Schoppen vorgesetzt"
Vivallera etc.
3. Was ist des Lebens höchste Lust?
Die Liebe und der Wein.
wenn's Liebchen ruht an meiner Brust,
dünk' ich mir Fürst zu sein;
und bei dem edlen Gerstensaft
träum ich von Kron' und Kaiserschaft.
Vivallera etc.
4. Wer nie der Schönheit Reiz empfand,
wer sich nicht freut beim Wein,
dem reich' ich nicht als Freund die Hand,
mag nicht sein Bruder sein.
Sein Leben gleicht, wie mir es dünkt,
dem Felde das nur Dornen bringt.
Vivallera etc.
5. Schon oft hab' ich, bei meiner Seel'
darüber nachgedacht,
wie gut's der Schöpfer dem Kamel'
und wie bequem gemacht:
es trägt ein Faß im Leib daher,
wenn nur kein Wasser drinnen wär'!
Vivallera etc.
6. Herr Wirt, nehm' er das Glas zur Hand
und schenk' er wieder ein!
Schreib' er's nur dort an jene Wand,
gepumpet muß es sein.
Sei er fidel! ich lass' ihm ja mein Cerevis
zum Pfande da.
Vivallera etc.
7. Ihr lieben Brüder, sagt mir doch,
wo der Verstand mir weilt;
es kommt mir vor in meinem Sinn,
als wär' ich fast bekeilt:
das Auge lallt, die Nas' ist schwer,
und meine Zunge sieht nicht mehr.
Vivallera etc.
Quelle:
Dr. Karl Reisert, Deutsches Kommersbuch, Freiburg
1896, S. 119.
Text: Wenzel
Müller, 1794 (1767-1835);
Melodie: . EB
mutmaßen: Wenzel Müller; Reisert mein aber: „Ein
Mädchen und ein Gläschen wein etc."
Geschichte / Kommentar:
Der erste Text wurde der Liedersammlung von Ludwig
Erk und Franz Magnus Böhme (EB) Bd. 3 Nr. 1697 entnommen. Zur
Erklärung heißt es dort:
„Text hier aus Dr. Fr. Weinkauff’s
Alemania. Heilbronn 1885, I. S. 70. Dort die glaubhafte Angabe,
daß der Textverfasser Joachim Perinet sei. Dieser (geb. 1765 zu
Wien, daselbst 4. Februar 1816), war der Verfasser vieler
Singspiele für Wenzel Müller, z. B.: „Das
Sonntagskind“ 1793, darin sein Lied: „Wer niemals einen
Rausch gehabt“ vorkommt; ferner „Die Zauberzither“
1793, „Die Schwestern von Prag“ 1794.
Aus einem seiner Singspiele stammt vermuthlich
dieses Bummellied; der Komponist wäre dann W. Müller,
1835. – In Commersbücher ist der Text vielfach interpolirt,
fast in jedem anders.“
Karl Reisert geht 1896 einen Schritt weiter und
legt sich fest: Aus dem Singspiel „Die Schwestern von
Prag“. Gibt aber als unterlegte Melodie an: „Ein
Mädchen und ein Gläschen wein etc.", das uns leider
bislang nicht vorliegt. Für seine 3. und 4. Strophe macht er
Joachim Perinet (1765-1816) verantwortlich. Als Entstehungjahr gibt er
ebenfalls 1794 an.
Die Version von Silcher und Erk:
Bummellied
1. Ich hab den ganzen Vormittag
auf meiner Kneip studiert,
drum sei jetzt auch der Nachmittag
dem Bierstoff dediziert!
Ich geh nicht eh’r vom Platze heim,
als bis die Wächter zwölfe schrein.
Vivallerallallerallalleralla!
Vivallerallalleralla!
2. Was ist des Lebens höchste Lust?
Die Liebe und der Wein.
Wenn’s Liebchen ruht an meiner Brust,
dünk ich mir Fürst zu sein;
und bei dem edlen Gerstensaft
träum ich von Kron und Kaiserschaft.
Vivallerallallerallalleralla! …
3. Schon oft hab ich, bei meiner Seel,
darüber nachgedacht,
wie gut’s der Schöpfer dem Kamel
und wie bequem geacht:
es trägt ein Faß im Leib daher,
wenn’s nur voll Merseburger wär!
4. Wer nie der Schönheit Reiz empfand,
wer sich nicht freut beim Wein,
dem reich ich nicht als Freund die Hand,
mag nicht sein Bruder sein;
sein leben gleicht, wie mir es dünkt,
dem Felde, das nur Dornen bringt!
Publikationen
Historisches Lied
Berufständisches Lied
Kinderlied
Volkstanz
Heimatlied
Balladen
Sitte und Brauch