(Hans Ostwald, Lieder aus dem Rinnstein, Bd. 1, S.
161f. / Leipzig und Berlin 1903. / Verl. Karl Henckell u. Co.)
Konrad Beißwanger (1869 - 1934) schrieb in
seinen „Stimmen der Freiheit“ über Karl Henckell:
„Karl Henckell wurde zu Hannover am 17.
April 1864 geboren, besuchte dortselbst das Lyceum und Kaiser
Wilhelm-Gymnasium, absolvirte auf dem
Lyceum in Kassel, diente als
Einjähriger bei der Infanterie in Hannover und
studirte in Berlin, Heidelberg und München Philosophie und neuere
Sprachen. 1886 ging Henckell erholungshalber nach der Schweiz und von
da Studien halber nach Wien, Mailand und Brüssel. Später nahm
er seinen Wohnsitz in Zürich und lebt gegenwärtig in dem am
Zürichersee gelegenen Orte Küsnacht. - Karl Henckell ist
einer der hervorragendsten Lyriker der Gegenwart und die deutsche
Arbeiterschaft verdankt ihm eine große Anzahl flammender
Gesänge, in denen er das Ringen und Streben des
Proletariats in formvollendeter Weise zum Ausdruck
bringt. Die Gebrechen der heutigen Gesellschaft hat Henckell in manchen
seiner Dichtungen mit beißender Satyre gezeichnet, so in
‚Familien’ und Anderen. Er ist der Herausgeber der im
Verlage des ‚Vorwärts’-Berlin im Jahr 1893 erschienen
Gedichtsammlung ‚Buch der Freiheit’. Seine Dichtungen sind
in zahlreichen Einzelbändchen erschienen. Seit einigen Jahren gibt
er unter dem Titel „Sonnenblumen“ eine
Anthologie unserer hervorragendsten deutschen
und ausländischen Lyriker heraus.
Wir können die kurze Biographie
Henckell’s wohl nicht besser
schließen als mit den Worten
D. St. v.d. March’s, die
Henckell gewissermaßen als Selbstbekenntniß dem
Nachwort des „Buch der Freiheit“ vorangesetzt hat:
Das süße Schweifgewedel,
Mir ist es eitel Luft.
Den Edlen nenn’ ich Schuft.
Her mit dem Bann! - ich habe
Die Hand ans Schwert gepreßt
Und halte bis zum Grabe
Am Freiheitsbaume fest..“
Henckell studierte Philosophie, Philologie und
Nationalökonomie in Berlin, Heidelberg, Leipzig, München und
Zürich. Er bewegte sich in der Szene die zu Beginn des 20. Jh. von
Literatren, Bohemiens und politische nach Alternativen Suchenden.
Dazu gehörten u. a. Michael Georg Conrad, Martin Greif, Hermann
Conradi, Otto Erich Hartleben, John Henry Mackay, Hermann Sendelbach,
Adolf Bartels, Peter Hille. Im Juni 1888 rief Henckell an der Uni in
Zürich zur Gründung eines „Ulrich-Huttenbundes“
auf. Die sozialdemokratisch ausgerichtete Vereinigung nannte sich auch
„das junge Deutschland“ und wollte für ein modernes
Menschentum und Wahrheit kämpfen. In der schweizerischen Stadt gab
Henckell auch seine sozialkritischen Gedichtbände, die
1885–1890 erschienen. Henckell lebte zeitweise auch in Mailand,
Wien, Brüssel und ab 1890 wieder in Zürich. 1889 erwarb er
das Schweizer Bürgerrecht.
1895 wurde er in Zürich
Verlagsbuchhändler. 1896 gab er in seinem Verlag den Gedichtband Passifloren von Gertrud
Pfander heraus. 1897 heiratete er Anny Haaf-Haller, deren Schwester
Anna Bertha Haaf seit 1883 die Frau des Schweizer Historikers Gustav
Tobler war. 1902 zog Henckell nach Berlin-Charlottenburg, 1908 nach
München. Zuletzt wohnte er in Muri bei Bern. (nach Wikipedia v.
30.4.2019) Henckell war auch Mitherausgeber der Modernen Dichtercharaktere (1885).
Im Jahr 1930 wurde in Wien Penzing (14. Bezirk)
die Henckellgasse nach ihm benannt.
Werke (nach Wikipedia)
Umsonst. Ein sociales Nachtstück, 1884
Die neue Lyrik, 1885
Poetisches Skizzenbuch,
1885; Vorwort von Heinrich Hart
Strophen, 1887
Amselrufe, 1888
Diorama, 1890
Gründeutschland. Eine litterarische
Flugschrift in Versen, 1890
Trutznachtigall, 1891
Aus meinem Liederbuch,
1892
Zwischenspiel, 1894
Ada Negri, 1896
Gedichte, 1898
Neues Leben, 1900
Gipfel und Gründe,
1904
Schwingungen, 1906
Mein Lied, 1906
Deutsche Dichter seit Heinrich Heine. Ein
Streifzug durch fünfzig Jahre Lyrik,
1906
Weltlyrik. Ein Lebenskreis in Nachdichtungen, 1910
Ein Lebenslied. Dichtungen, 1911
Im Weitergehen. Neue Gedichte, 1911
Weltmusik. Neue Gedichte, 1918
Gesammelte Werke in 5 Bänden, 1921–1923
Literatur (nach
Wikipedia)
Karl Henckell im Spiegel seiner Umwelt.
Aufsätze, Briefe, Gedichte als Gedenkschrift, hrsg. v. Karl
Friedrich Schmid. Hirschfeld, Leipzig 1931.
Karl Henckell. In: Franz Osterroth und Dieter
Schuster: Chronik der deutschen Sozialdemokratie. Band 1: Bis zum Ende
des Ersten Weltkrieges. J. H. W. Dietz Verlag Nachf., Bonn und Berlin
1960, S. 127.
Henckell, Karl. In: Lexikon sozialistischer
deutscher Literatur. Von Anfängen bis 1945.
Monographisch-biographische Darstellungen. Verlag Sprache und
Literatur, Halle (Saale) 1963, S. 212–214.
Fritz Hüser: Henckell, Karl Friedrich.
In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 8, Duncker & Humblot,
Berlin 1969, S. 519 f.
Magda Janssen: Karl Henckell, ein Dichterbild. Die
Lese, München 1911.
Karl Henckell. In: Franz Osterroth und Dieter
Schuster: Chronik der deutschen Sozialdemokratie. Band 1: Bis zum Ende
des Ersten Weltkrieges. J. H. W. Dietz Verlag Nachf., Bonn und Berlin
1960, S. 127.
Regula Schenkel und Edi Goetschel (Hrg.), Karl
Henckell - Literatur- und Sozialrevolutionär, Zürich 2017,
Monsalvat-Verlag.
Hauptwerke nach
Hans Ostwald:
Poetisches Skizzenbuch, Strophen, Amselrufe,
Diorama, Trutznachtigall, Zwischenspiel, Neues Leben.
- Anthologien: moderne Dichtercharaktere
(mit Aren- Conradi), Buch der Freiheit,
Sonnenblumen, - In Vorbereitung: Von der Höhe, Neue
Gedichte.
(Bd. 1, S. 161f. / Leipzig und Berlin 1903. /
Verl. Karl Henckell u. Co.)
Liedanfang Titel Melodie Text Quelle Info/Ursprung
Hier, mein Kind, hier, mein Kind (Die
Engelmacherin) Henckell, Karl OW 1.9.94
Mir den Nickel nicht zu gönnen! (Der
Streichholzverkäufer) Henckell, Karl OW 3.5.76
Schleiche auf dunklem Flur (Die Dirne)
Henckell, Karl OW 1.8.80
Sehr dort die Zwei! er spielt die (Seht dort die
Zwei!) Henckell, Karl OW 1.7.68
Berlin, das große Ungeheuer (Das große
Ungeheuer) Henckell, Karl OW 2.7.75
Für jedes Gut den Blick voll Feuer
(Grotesken( Verlaine, Paul OW 2.6.70
Bin die Rosa...! Mit mir geht Leichenludewig (Die
rote Rosa) Bruant, Aristide OW 2.7.81 (dt. Henckell)
Brrr! Monatlang - man weiß nicht (Der
Lumpenproletarier) Bruant, Aristide OW 2.7.78 (dt. Henckell)
Gedichte in:
Beißwanger, Stimmen der Freiheit.
„Moderne Barbaren“
Das Ausnahmegesetz
Friedhof
Brodlos
Viadukt
Die kranke Proletarierin
Bekenntnis
Zukunftsblüthe
Familien
An den Zaren
Statistik
Te Deum
Die neue Zeit
Neuland
Quellen:
Hans Ostwald, Lieder aus dem Rinnstein, Bd. 1, S.
161f. / Leipzig und Berlin 1903. / Verl. Karl Henckell u. Co.)
Konrad Beißwanger „Stimmen der
Freiheit“, Nürnberg 1901, S. 465