Konstablerlied
1. :,: Ha! welche Lust doch ein
Konstabuler zu sein! :,:
Zu stehen in dem blauen Kleide!
Zu steh’n auf einem Fleck,
nur zu dem einz’gen Zweck,
zu steh’n und sehen –
wie And’re gehen.
2. :,: Aus purem Zeitvertreib
jagt er die Bürgersleut’ :;:
von Wegen und von Bürgerstegen.
Schaut nur den Blaurock an,
den Niemand leiden kann,
wie er sich brüstet,
wenn’s ihn gelüstet!
3. :,: Glaubt ihr, daß ich nichts
thu’?
Mein Amt, das ist die Ruh’! :,:
Die erste aller Bürgerpflichten.
auf die Bummler muß ich seh’n,
als Konstab’ler muß ich stehn.
Schaut her, daß thu’ ich –
Berlin ist ruhig.
4. :,: Und so vergeht die Zeit
in Ruh’ und Friedlichkeit, :,:
Berlin, wie kannst du ruhig schlafen.
So recht viel Pulizei,
Belagerung auch dabei,
det is dat Scheenste –
Berlin, wat meenste?
Geschichte / Kommentar:
Für das Lied, das auf die Melodie „Den
lieben langen Tag“ gesungen wurde, wurde kein Autor
angegeben. Die Melodie war einem grotesk traurigen Lied von Philipp
Düringer (1831) entnommen, das in jener Zeit sehr populär
war. .
Quellen:
Liederbücher der Arbeiterbewegung im 19. Jh.
Sozialdemokratisches Liederbuch. Sammlung
revolutionärer Gesänge, 12. Auflage, German Printing and
Publishing Co., London 1889, Nr. 64, S. 90;
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert., Leipzig 1895, Nr.
460, S. 346