Worte Koszinsko’s
1. Fordre Niemand mein Schicksal zu hören,
dem das Leben noch wonnevoll blinkt,
ja wohl könnte ich Geister beschwören,
die der Acheron besser verschlingt.
Aus dem Leben mit Schlachten umkettet,
Aus dem Kampfe mit Lobeer umlaubt,
hab’ ich nicht, hab’ ich gar nichts
gerettet,
als die Ehr’ und dies alternde Haupt.
2. Keine Hoffnung ist Wahrheit geworden,
selbst des Jünglings hochklopfende Brust
hat im liebeerglühenden Norden
ihrer Liebe
entsagen gemusst;
zu des Vaterlands Rettung berufen,
schwer verwundet, von Feinden umschnaubt,
blieb mit unter den feindlichen Hufen,
nur die Ehr’ und dies alternde Haupt.
3. In Amerika sollte ich steigen,
und in Polen entsagt’ ich der Welt,
meinen Namen laßt mich verschweigen,
ich bin nichts als ein sterbender Held.
Dich, mein Vaterland,
dich nur beklag’ ich,
du bist all deines Glanzes beraubt,
dich beweinend zum Grabe hin trag’ ich
meine Ehr’ und dies sinkende Haupt.
Änderungen z. B.:
„Argwohn“ statt „Acheron“.
Fordre niemand, mein Schicksal zu hören,
dem das Leben noch wonnevoll winkt.
Ich muß mein Vaterland entbehren,
wo ich als Knabe so geliebt.
O Vaterland, dich nur beklag ich,
Du bist des Glanzes beraubt,
Dich beweinend zum Grab hin ich trage Meine Ehr
und das alternde Haupt.
2. Keine Hoffnung ist Wahrheit geworden,
Selbst des Jünglings hochklopfende Brust,
Die halt im heißen Norden
Selbst der Liebe zu entsagen gewusst.
O Vaterland, dich nur beklag ich ...
3. Nach Amerika soll ich steigen
Und in Polen entsagt ich der Welt
Meinen Namen laßt mich verschweigen,
Ich bin nichts als ein sterbender Held.
O Vaterland, dich nur beklag ich ...
DVA A 18689. Rothrist, Kant. Aargau (Schweizer
Archiv 724).
Diese volksläufige Variante offenbart
gravierende Änderungen zum Original vgl. auch W. Steinitz Bd. 1
Nr. 294.
Geschichte / Kommentar:
„Ford’re Niemand“ stammt aus dem
Liederspiel in einem Akt „Der alte Feldherr“ von Karl v.
Holtei. Es wurde 1825 verfasst und uraufgeführt. 1826 auf der
Königsstdter Bühne in Berlin. 1829 erschienen im
„Jahrbuch deutscher Bühnenspiele“, hrsg. von Carl von
Holtei, 8. Jahrg., für 1829, Berlin 1829, S. 13) der obige Text.
Wie Fritz Heeger sieht Wolfgang Steinitz das Lied als ein Lied, dass in
den Zusammenhang mit dem Kampf der Polen um Eigenständigkeit
gehört und bezeichnet es als „Polenlied“. Heeger gab
dem Lied in seinen „Polenlieder aus der Rheinpfalz (Blätter
zur bayerischen Volksk., V. 1917“ den Titel: „Bertrands
Rückkehr" auch „Bertrands Abschied".
Wird in Kürze umfangreicher bearbeitet!
Quelle:
Deutsche Liederhalle oder Sammlung der
schönsten Lieder und Gesänge für fröhliche
Gesellschaften. 1844, Dritte sehr vermehrte Auflage, Augsburg, 1844,
Matth. Rieger'sche Buchhandlung, 240 Seiten / ohne Noten und ohne
Benennung des Poeten bzw. des Komponisten, S. 66f.
Th. Täglichsbeck, Deutsche Liederhalle. Alte
und neue Lieder für Freunde des mehrstimmigen Gesanges und
für häusliche und gesellige Kreise. Mit
Original-Compositionen berühmter deutscher Tonsetzer
Herausgegeben, Dritter Band. Stuttgart 1848., Verlag von Karl
Göpel. enthalten:
Hoffmann von Fallersleben, Unsere
volkstümlichen Lieder, 2. Aufl., Nr. 344,
DVA A 18689. Rothrist, Kant. Aargau (Schweizer
Archiv 724).
Wolfgang Steinitz, Bd. 2 Nr. 294, S. 51-60,