Drei Klänge.
Es saßen beim schäumenden, funkelnden
Wein
drei fröhliche Bursche und sangen;
es schallte und brauste das Jubellied,
:,: und lustig die Becher erklangen :,:
2. Der erst, ein Jüngling mit dunkelem Haar,
hob hoch in der Rechten den Becher:
„Dem Vater Rhein, der den Wein uns erzog.
:,: ein donnerndes Vivat, ihr Zecher!“ :,:
3. „Es lebe der Rhein! es lebe der
Rhein!“
so schallt es hinaus in das Weite;
da griff in der Laute Saiten und sprach
mit blitzendem Auge der zweite:
4. „Hoch lebe die liebe Frau Musika!
die haltet in Ehren, ihr Brüder!
es lebe Musik! es leb Gesang!“
Laut klingen die Gläser wieder.
5. Und wie der festliche Ruf ertönt
noch zu des Gesanges Preise,
da schwingt schon der dritte den Becher empor
und spricht zu der Freunde Kreise:
6. „Was soll uns der Wein, was soll uns
Gesang,
wenn die Liebe nicht innig im Bunde?
Ihr Brüder, der Liebe ein donnerndes Hoch,
ein Hoch aus des Herzens Grunde!“
7. „Es lebe die Liebe, die Freundschaft
hoch!“
So schallt es von Munde zu Munde;
sie reichen die Hand sich und herzlichen Kuß
und leeren das Glas bis zum Grunde.
Geschichte / Kommentar:
Ein nationalistisches Trinklied von Robert Keil
aus dem Jahr 1848.
Keil war Jurist, Geschichtsschreiber der
Jenaischen Burschenschaft und führendes Mitglied des Jenaer
Progresses. 1848 führte er den kurzlebigen Allgemeinen Studentenverein an.
Außerdem betätigte er sich als Goetheforscher und schrieb
Studentenlieder.
Quelle (Auszug):
Der Sänger. Neuestes und vollständigstes
Liederbuch für das deutsche Volk, Verlag und Druck von F.
W.Rietak, Neue Friedrichs-Str. 34, Berlin o.J. (ca. 1850) S. 579
Dr. Karl Reisert, Deutsches Kommersbuch, Freiburg
1896, S. 127
Liederbuch für die ehemaligen Mitglieder des
Feuerwerks-Personals, Berlin 1901, Nr. 41, S. 63.
Wilhelm Heichen (Mitglied des Berliner Ruderclubs
Helias), Des Ruderers schönste Lieder, Breslau (2. Aufl.) o.J. (um
1900) Nr. 106, S. 57f.
Friedrich Silcher u. Friedrich Erk, Allgemeines
Deutsches Commersbuch, Lahr 1919 Nr. 279, S. 249.