Der Bienenkönig
Frei nach Goethe
1. Einst im gelobten Lande,
ein Bienenkönig war,
der hatte Bienen1 nicht wenig,
nie war er ihrer bar.
2. Und griff er in die Staude2
so hatt’ er zehn auf einmal;
gefleckt und mit doppeltem Sattel
die waren ohne Zahl.
3. Und als er kam ins Kittchen3
brennt man die Staude ihm aus;
und als er griff, da fand er
nicht eine ein’ge Laus.
4. Das grämte den Bienenkönig -
er legte sich hin und starb.
Die ausgebrannte Staude
ihm die Lust am Leben verdarb.
WB:
1) Bienen = Läuse.
2) Staude = Hemd.
3) Kittchen = Gefängnis.
Geschichte / Kommentar:
Das Lied stammt noch aus einer Zeit, als Kunden
bis in den Orient wanderten. Einer dieser „Orientkunden“ hat den Text auf die
Melodie „Es war ein König in Thule“ geschrieben, mit
der 1812 F. Zelter die Zeilen bedachte, die 1774 J. W. v. Goethe 1774
zu Papier gebracht hatte.
Quellen:
Hans Ostwald, Lieder aus dem Rinnstein, Bd. 2,
Leipzig / Berlin 1904, S. 56f.