Arbeiterliedarchiv
Lancken
Arbeiter-Choral.
1. Ein feste Burg ist unser Gott:
Der „freie Geist der Wahrheit“!
Es bricht das schwere Joch der Noth -
Und führt aus Nacht zur Klarheit.
Der alte böse Feind,
Der Gottes Macht verneint -
Heißt: „Rohe Tyrannei,
List, Pfaffenklerisei -
Und Götzenthum des Mammon!“
2. Du unser Gott! Gerechten Zorns
Zerschell’ des Baalthums Säulen!
Den Richter-Ruf, des Feuers Horn
Laß durch die Welten heulen!
Das „gold’ne Kalb“ entzwei!!!
Mach’ Deine Kinder frei -
es Satan’s Wuth und Spott
Vernichte, großer Gott -
Du Gott der Unterdrückten!
3. Als letzter Hort in Sclavenschaft,
Durch uns’res Kerkers Quadern
Fiel uns des Götterfunkens Kraft
In die gepreßten Adern.
Flamm’ auf in heil’ger Gluth
Für unser höchstes Gut:
Das Freie, gleiche Recht!“ -
Zum Helden wird der Knecht
Und bricht der Ketten Schande.
4. Dein Reich ist nah, du treuer Gott,
Das mit der Wahrheit Waffen
Uns trotz der Bösen Macht und Spott
Die eigne Kraft mag schaffen!
Erzitt’re, Fürst der Welt!
Dein Lügenreich zerschellt!
Denn endlich selbstbewußt
Heb sich des Volkes Brust
Für Freiheit, Gleichheit, Liebe!
C. Weiser.
Kirchenlied
1. Ein feste Burg ist unser Gott,
ein gute Wehr und Waffen,
er hilft uns frei aus aller Not,
die uns jetzt hat betroffen.
Der all böse Feind,
mit Ernst er’s jetzt meint;
groß Macht und viel List
sein grausam Rüstung ist,
auf Erd ist nicht seinsgleichen.
2. Mit unsrer Macht ist nichts getan,
wir sind gar bald verloren;
es streit’t für uns der rechte Mann,
den Gott hat selbst erkoren.
Fragst du, wer er ist?
Er heißt Jesus Christ,
der Herre Jebaoth,
und ist kein andrer Gott,
das Feld muß er behalten.
3. Und wenn die Welt voll Teufel wär
und wollt uns gar verschlingen,
so fürchten wir uns nicht so sehr,
es soll uns doch gelingen.
Der Fürst dieser Welt,
wie saur er sich stellt,
tut er uns doch nichts,
das macht, er ist gericht’t,
ein Wörtlein kann ihn fällen.
4. Das Wort sie sollen lassen stahn
und kein Dank dazu haben.
Er ist bei uns wohl auf dem Plan
mit seinem Geist und Gaben.
Nemen sie den Leib,
Gut, Ehr, Kind und Weib:
laß fahren dahin,
sie haben’s kein Gewinn,
das Reich muß uns doch bleiben.
Martin Luther, 1529
Melodie: Eine feste
Burg ist unser Gott,
Luther oder Joh. Walther
Kategorie: Kirchenlied;
Kontrafaktur
Geschichte / Kommentar:
Zum Kirchenlied:
Erk/Böhme schreiben dazu (EB III Nr. 1981, S.
688f. ):
„Dieses Kernlied der evang. Christen wurde
von Dr. Luther 1527 gedichtet, aber nicht, wie sonst angenommen, auf
der Reise nach Worms 1521, nicht auf der Feste Coburg 1530, nicht 1927
zur 10jährigen Wiederkehr des Reformationstages. – Nach M.
L. Schneider (Geistl. Lieder. , Berlin 1856 S. XLII) wäre es im
Jahr 1527 entstanden und zwar im Oktober beim herannahen der Pest.
Bestätigt wird solches durch den neuesten Fund v. Pfr. Knaak in
Luthard’s Ztschr. für kirchliche Wissenschaft 1881 I, S. 39.
Demgemäß steht Luthers Lied zuerst im Wittembergischen
Gesangb. 1528.
Die ältesten Drucke der Notation waren bisher:
Erfurter Gesangb. 1531 Nr. 21 (Nachdruck des verlorenen
Klug’schen Gesangb. von 1529). Ebenso die Melodie in Klug’s
Gesangb. 1535 Fol. 45a Ausg. 1543, Bl. 37a, Schumann’s Gesangb.
1539. Babst 1545 Nr. 24. In Niederd. Lesart steht Luther’s Lied
„Eyn veste Borch is vnse Godt“ schon 1530 in der Rigaer
Kirchenordnung und 1531 im Rostocker Gesangb. (s. Abdruck WK. III, 34)
und Magdeb. Gesangb. 1534 –
Auch auf einem fl. Bl. Nürnberg, Kunegund
Hergotin (zwischen 1528-37) ist die Meld. beigedruckt: „Der cxxx.
Psalm, de profundis clamo. Aus tiefer Not schrey ich zu dir. Der rLvJ.
Psalm: Deus noster refugium et virtus. Ein feste Burg ist vnser
Gott.“ – Ebenso im Luther-Codes 1530 (ed. von Kade). In
allen Gesangbüchern des 16. und Anfang des 17. Jahrh. steht die
Mel. übereinstimmen in alter Form; um die Mitte des 17. Jahrh.
wurde ihr Rhythmus ausgeglichen.“
Über die Entstehung gibt es heute noch eine
andere Theorien, danach war das Lied als Kampflied entweder gegen die
osmanischen Invasoren oder gegen die „Altgläubigen“
verfasst worden. Auch zum Komponisten gehen die Meinungen auseinander,
manche meinen, sie sei auch von Luther, andere glauben das nicht, haben
auch auch keine Alternative.
Zum Arbeiterlied:
Das Arbeiterlied schrieb C. Weiser eindeutig in
Anlehnung an das Original, das wiederum an den Psalm 46, „Gott
ist unsre Zuversicht und Stärke" angelehnt war. Außer
in den Liederbüchern von Johann Most und seiner Nachfolger ist es
eher selten zu finden.
Quelle:
EB III Nr. 1981, S. 688f.
Friedrich Silcher, Friedrich Erk, Allgemeines
Deutsches Kommersbuch, Lahr 1919 (111. Aufl.), S. 157, Nr. 172
Liederbücher der Arbeiterbewegung im 19. Jh.
Johann Most, Neuestes Proletarier-Lieder-Buch von
verschiedenen Arbeiterdichtern. Gesammelt von Joh. Most, 3. verbesserte
Aufl., Chemnitz 1873, Nr. 33, S. 59ff.
Most’s Proletarier-Liederbuch. In
fünfter Auflage zusammengestellt und herausgegeben von Gustav
Geilhof in Chemnitz, 1875, Nr. 24;
Publikationen
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