Der Staat ist in Gefahr.
1. :/: Der Staat ist in Gefahr! :/:
Der gar noch niemals sicher war,
Niemals sicher war,
Der Staat ist in Gefahr.
2. :/: Wen fürchtet denn der Staat? :/:
Das Volk, das er betrogen hat,
Ja, Ja, betrogen hat;
Das fürchtet jetzt der Staat.
3. :/: ’s ist nicht der Staat allein; :/:
Es müssen mehr Betrüger sein,
Mehr Betrüger sein,
’s ist nicht der Staat allein.
4. :/: Pfaff, Adel, Capital, :/:
Die stehlen alle auf einmal,
Stehlen alle auf einmal,
Pfaff, Adel, Capital.
5. :/: Die Arbeit hat kein Brod; :/:
Es hungert sich das Volk zu todt,
Hungert sich zu todt,
Die Arbeit hat kein Brod.
6. :/: Das wird dem Volk zu toll; :/:
Ihr Schurken, euer Maß ist voll,
Wahrlich übervoll;
Das wird dem Volk zu toll.
7. :/: Was ist des Volk’s Begehr? :/:
Das Volk will sein sein eig’ner Herr,
Sein sein eig’ner Herr,
Das ist des Volk’s Begehr.
8. :/: Was kann dem Volk gescheh’n? :/:
Mag aller Staat zum Teufel geh’n
Ja, ja zum Teufel geh’n;
Dem Volk kann nichts gescheh’n.
9. :/: Was macht die Polizei? :/:
Sie steht den großen L - - bei,
Goßen L - - bei,
Die hohe Polizei.
10. :/: Doch ach sie ist zu schwach! :/:
Jetzt rücken dei Soldaten nach.
Tapfere Soldaten nach,
Doch alle sind zu schwach.
11. :/: Selbst Eisen bricht die Noth, :/:
Denn ihre Fahn’ ist blutigroth,
Ja, ja blutigroth,
Selbst Eisen bricht dic Noth.
12. :/: Gebt Acht, der Tanz geht los, :/:
Dann sei uns auch kein Schurk’ zu
groß,
Nein, kein Schurk’ zu groß,
Gebt Acht, der Tanz geht los!
Geschichte / Kommentar:
Der Staat ist in Gefahr (Der Staat ist in Gefahr, 12) - Die Melodie des Liedes stammt
von dem Volkslied „Bei Hall ist eine Mühl“ aus dem 18.
Jahrhundert, die aber hauptsächlich durch ihren Gebrauch in Jenaer
Studentischen Kreisen als „Fuchsritt“ (seit dem 17.
Jahrhundert wird der Student im ersten Semester als „Fuchs“
bezeichnet) mit dem Liedbeginn „Was kommt dort von der Höh’’“ bekannt wurde.
Im Zuge der am 13. März 1848 in Wien
ausgebrochenen Revolution gegen den Metternichsschen Staat spielten so
genannte „Katzenmusiken“ eine große Rolle. Die
aufgebrachte Menge demonstrierte vor den Gebäuden unliebsamer
Personen mit musikalischem Lärm besonderer Art. Bis zu 20.000
Menschen sollen vor dem Haus des politischen Gegners mit Trommeln,
Geigen, Klarinetten, Oboen, Fagotten, Drehorgeln, Flöten,
Tschinellen oder auch mit Ratschen und anderen Geräuscherzeugern
in Aktion getreten sein.
Am Beginn einer solchen Katzenmusik wurde gerne
das berühmte „Fuchslied“ gesungen, der einer der
„Gassenhauer“ jener Zeit war. So wundert es nicht, dass
seine Melodie für diverse aufrührerische und anklagende
Lieder genutzt wurde. Genauso ging Andreas Scheu vor, mit seiner
Schilderung jener Vorgänge.
Quelle:
Lieder der Arbeiterbewegung im 19. Jh.
Johann Most, Neuestes Proletarier-Lieder-Buch von
verschiedenen Arbeiterdichtern, 3. verbesserte Aufl., Druck und Verlag
der Genossenschafts-Buchdruckerei Lindenstraße Nr. 9, Chemnitz
1873, Nr. 12;
Gustaf Linke, Zeitgem. Volkslieder, Dresden 1872,
Nr. 12;
Sozialdemokratisches Liederbuch. 8.
veränderte Aufl., Zürich, Verlag der Volks-Buchhandlung,
1885, Nr. 34;
Sozialdemokratisches Liederbuch. Sammlung
revolutionärer Gesänge, 12. Auflage, German Printing and
Publishing Co., London 1889, Nr. 39;
Arbeiter-Liederbuch. 21. Auflage. New-York 1894,
Nr. 27;
Hermann Schlüter, Sozialistisches
Arbeiter-Ldb, Chicago, o. J. (ca. 1906), Nr. 54;