Den Steyer zu Gefallen
1. Der Bergleute Weise gefällt mir so wol,
sie trinken sich alle Sonnabende voll
in Städten und in Dörfern;
sie trinken das Bier und kühlen Wein,
sie thun mit einander brav lustig sein,
ach, dem Steiger zu Gefallen,
ach, dem Steiger zu Gefallen,!
2. Wenn sie des Sonntags früh aufstehn,
so leuchtet ihn der Mond (und Sonn) so schön,
auch gar der Morgensterne;
sie gehen die Gasse wol auf und nieder,
ach, dem Steiger u. s. w.
3. Des Montags, wenn die Glocke dreie
schlägt,
gar balde sie nach der Grube thun gehen,
ihr Schlegel und Eisen klinget mit Schalle,
sie fahren die Grube wol auf und nieder,
sie gewinnen das Erz und werfens hin und wieder,
ach, dem Steiger u. s. w.
4. Ihr Bergleute, kommt über acht Tage
wieder,
bringet mir mitte fünfe, sechse oder sieben,
gleich acht oder neune, und so viel ich vermeine,
es müßen eitel frische junge
Bergleute sein,
ach, dem Steiger u. s. w.
Geschichte / Kommentar:
Das Lied um der „Bergleute Weise“
haben wir dem Liederbuch „Alte Bergmannslieder“ von
Reinhold Köhler aus den Jahr 1858 entnommen. Eine Melodie ist
leider nicht überliefert.
Köhler schreibt weiter:
Bergliederbüchlein Nr. 74. Im Refrain ist
immer gedruckt „ach, den Steyer zu Gefallen“. Mit der 3ten
Strophe vergleiche die 2te Strophe des folgenden Liedes und das Lied
bei Döring II, 117:
Wenn das Glöcklein drei thut läuten,
so heißts: Bergmann steh auf mit Freuden!
es heißt: Bergmann geh auf die Zech!
Unseres Liedes Anfang kehrt in einem Liede aus
Schneeberg bei Döring II, 57 wieder:
Die bergmännsche Weise gefallt mir sehr wol,
wenn jeder so lebt wie er billich soll,
aufrichtig, gottfürchtig und fleißig
dabei, dieß sind die bergmännischen Tugenden drei.
Man muß auch zwei Strophen des Liedes
„Ach Mutter, liebste Mutter mein!“ (Ambraser Liederbuch Nr. 65. Hoffmann, die deutschen
Gesellschaftslieder Nr. 148) vergleichen, nemlich:
Str. 6. Der Studenten Weise gefällt mir
so wol,
Denn sie sind allen Ehren voll;
mit Zucht sind sie gezieret,
darneben sie viel Tugend han,
manchfalt übertrifft ihre Gestalt,
den Ruhm muß man ihn geben.
Str. 7. Ach, wenn sie kommen spazieren
daher,
so leuchten sie als der Morgenstern,
wem thun sie doch nit gefallen?
Wem ist nit lieb ihr Lautenschlahn,
wenn sie daher modieren gahn
mit Saitenspiel und Schalle?
Vielleicht: hieß es auch in unserm
Bergmannsliede ursprünglich, daß die Bergleute Sonntags wie
der Morgenstern leuchteten. Ueberhaupt ist unser Lied offenbar vielfach
verdorben.
Quelle:
Reinhold Köhler, Alte Bergmannslieder, Weimar
1858, Nr. XII, S. 38ff.
Gerhard Heilfurth, Das Bergmannslied. Wesen /
Leben / Funktion. Ein Beitrag zur Erhellung von Bestand und Wandlung
der sozialkulturellen Elemente im Aufbau der industriellen
Gesellschaft, Kassel und Basel 1954, S.
Ludwig Erk u. Franz Magnus Böhme, Deutscher
Liederhort, Bd. 3, Leipzig 1925, Nr. 1515, S. 360.