Das ist das Lied vom täglichen Brot
Das ist das Lied vom täglichen Brot,
die es erschaffen, leiden Not.
Die Kleider wirken, gehen bloß,
die Häuser bauen, wohnungslos!
Das ist das Lied vom Brot!
2. Das ist das Lied vom alten Geschlecht,
Dem Herrn das Land, die Fron dem Knecht.
Die Kohlen graben - ohne Herd,
die Werte schaffen - ohne Wert.
Das ist das Lied vom Geschlecht.
3. Das ist das Lied der höllischen Pein.
Dem Reichen Brot, dem Armen Stein.
Dem Armen Nacht und bittres Muß.
Dem Reichen Glanz und Überfluß.
Das ist das Lied der Pein.
4. Das ist das Lied, wenn der Aufruhr gellt,
wenn alte Schmach an uns zerschellt.
Das ist das Lied, das nicht verzeiht,
ihr Knechte, seid zur Tat bereit!
Wenn der Aufruhr gellt!
Geschichte / Kommentar:
Das Lied von Jörg Mager (1880-1939) stammt
aus Bruno Schönlanks Weihespiel „Erlösung", das
aber auch als selbständiges Lied bekannt geworden ist. Ab 1923 ist
es in Liederbücher der KPD (siehe unten) übernommen worden.
In den Jahren 1927 und 1929, also in der Zeit, als sich die KPD
Strategie veränderte, ist in den Liederbüchern zu lesen:
„… vom Reichsgericht der deutschen Republik verboten"
worden (siehe dazu: Werner Hinze, Schalmeienklänge im
Fackelschein“.
In August Albrechts, Arbeiter- und
Freiheits-Liederbuch (Arbeiterjugend-Verlag) aus dem Jahr 1928 und in
seinem Jugend-Liederbuch (Berlin, 1929) wurde das Lied interessanter
Weise ganz normal abgedruckt.
Entweder gehört die Meldung in den
KPD-Liederbüchern zu ihrer Strategie oder der Staat sah von
kommunistischer Seite eine größere Gefahr (s.o.) oder der
Staat war nicht mehr in der Lage klar zu entscheiden (tatsächliche
Belege, keine Theorien, würden uns sehr interessieren.
Quellen:
KPD und KJD, Kampflieder, 1923, Nr. 31, S. 62
(23a)
KPD und KJD, Kampflieder, VIVA, 1923, Nr. 30, S.
60 (23b)
Mit Gesang wird gekämpft'!, 1924, 21. bis 30.
Tausend, Verlag "Junge Garde" Berlin O 17, S. 7.
Rot Front. Neues Kampf-Liederbuch, Berlin 1925,
Nr. 43, S. 69
Zum roten Sturm voran. Kampfliederbuch, Berlin
1926, Nr. 43, S. 69
Rot Front. Das neue Liederbuch mit Noten, 1927
(Verlag Junge Garde, Berlin), Nr. 31, S. 58.
Mit Gesang wird gekämpft'!, 1928, Nr. 13, S.
7. (Verboten)
Arbeiter-Lieder (ca. 1929), Eine Sammlung
proletarischer Kampflieder, Wander-, Volks- und heiterer Lieder. - Wien:
Grünberg, 94 S. [Lammel, Biblio. Nr. 4040, S. 67 [wie Nr. 359 ]
Arbeiter-Lieder (ca. 1930), KJVD, Verlag Junge
Garde: Hermann Remmele, Berlin
SPD
August Albrecht, Jugend-Liederbuch, Berlin, 1930,
Hrsg. Verband der Arbeiterjugend-Verein Deutschlands
August Albrecht, Arbeiter- und
Freiheits-Liederbuch (Arbeiterjugend-Verlag), Berlin 1928, Nr. 11, S.
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