Die Archie Noah
1. Das Essen, nicht das Trinken, bracht uns
um’s Paradies.
Was Adam einst verloren durch seinen argen
Biß,
das giebt der Wein uns wieder,
der Wein und frohe Lieder.
2. Und als die Welt auf’s Neue, in
Baucheslust versank,
und in der Sünde Fluthen die Kreatur ertrank,
blib Noah doch am Leben,
der Pflanzer edler Reben.
3. Er floh mit Weib und Kindern wohl in sein
größtes Faß,
das schwamm hoch auf den Fluthen, und keiner wurde
naß
So hat der Wein die Frommen
dem Wassertod entnommen.
4. Und als die Fluth zerronnen, da blieb das runde
Haus
auf einem Berge sitzen, und Alle stiegen aus,
begrüßten froh das Leben
und pflanzten neue Reben.
5. Das Faß blieb auf dem Berge zum
Angedenken steh’n,
zu Heidelberg am Neckar könnt ihr es selber
seh’n.
Nun wisst ihr, wer die Reben
am Rhein uns hat gegeben.
6. Und will noch Einer wagen, den heil’gen
Wein zu schmähn,
der soll in Wasserfluthen erbärmlich
untergeh’n.
Stoßt an, und singt ihr Brüder:
der Wein und frohe Lieder.
Geschichte / Kommentar:
Wilhelm Müllers Ode an den Wein betitelten
die Herausgeber des „Sänger“ um 1850 „Die Archiv
Noah“, 1919 gaben Sicher/Erk den Versen die Überschrift
„Segen im Trinken“. Die Melodie wird Schneider
zugeschrieben.
Quelle:
Der Sänger. Neuestes und vollständigstes
Liederbuch für das deutsche Volk, Verlag und Druck von F.
W.Rietak, Neue Friedrichs-Str. 34, Berlin o.J. Nr. 805, S. 527
Friedrich Silcher u. Friedrich Erk, Allgemeines
Deutsches Commersbuch, Lahr 1919, Nr. 451, S. 417.