Arbeiterliedarchiv
Lancken
Bruderbund
1. Brüder, reicht die Hand zum Bunde,
Diese schöne Feierstunde
Führ' uns hin zu lichten Höh'n
Laßt was irdisch ist entfliehen,
Unsrer Freundschaft Harmonieen,
Dauern ewig fest und schön.
2. Preis und Dank dem Weltenmeister,
Der die Herzen, der die Geister,
Für ein ewig Wirken schuf!
Licht und Recht und Tugend schaffen
Durch der Wahrheit heil'ge Waffen,
Sei uns göttlicher Beruf.
3. Ihr, auf diesem Stern die besten,
Menschen all' in Ost und Westen,
Wie im Süden und im Nord.
Wahrheit suchen, Tugend üben,
Gott und Menschen herzlich lieben,
Das sei unser Losungswort.
Version 3: von J. Stern
1. Brüder, reicht die Hand zum Bunde!
Diese schöne Feierstunde
Sei dem großen Ziel geweiht.
Nach der Freiheit laßt uns streben.
Aus dem Staub uns zu erheben,
Kämpfen für Gerechtigkeit.
2. Reichlich spendet ihre Gaben
Die Natur, es können laben
Sich die Menschen allesammt.
Alle Menschen auf der Erden
Sollen froh und glücklich werden,
Keiner sei zur Noth verdammt.
3. Wem gebührt der Arbeit Segen?
Denen, welche fleißig regen
Ihre Hand zur guten That.
Nimmer soll die Arbeit darben,
Ernten sollen volle Garben
Die sich mühen bei der Saat.
4. Unser Recht uns zu erringen,
Soll ein festes Band umschlingen
Uns in Ost, West, Süd und Nord.
Einer für die andern Brüder,
Alle für den einen wieder!
Das sei unser Losungswort.
5. Proletarier aller Lande,
Schüttelt ab die Sklavenbande,
Einigt euch zum Bruderbund!
Daß der Freiheit Banner wehen
In den Tiefen, auf den Höhen,
Auf dem ganze Erdenrund!
Version 2:
Bundes-Lied. (s. Nr.
39 bzw. 28 in der 5. Aufl.; 51 (38).
1. Brüder, reicht die Hand zum Bunde,
Diese hehre Feierstunde
Führe uns zur Freiheit hin.
Laßt den Bund uns fester gründen!
Jede Selbstsucht soll verschwinden,
Neues Leben soll erblühn!
2. Nur die Liebe ist der Meister,
Der die Herzen, der die Geister
Für ein stetes Wirken schuf.
Gleichheit, Recht und Wahrheit üben,
Alle Menschen herzlich lieben,
Das sei stetsfort uns Beruf.
3. Nicht der Alten Märchenschätze
Seien uns’re Glaubenssätze,
Fließend aus der Priester Mund.
Nur Vernunft und Wissen sollen
Leiten unser Thun und Wollen
Auf dem ganzen Erdenrund.
4. Freies Menschenthum erblühe,
Und mit deiner Kraft durchglühe
alle Völker bis in’s Mark!
Brich die finstern Geistesbanden,
Daß sie dir in allen Landen
Recht verschaffen kühn und stark.
5. Soll das große Werk gelingen,
Muß Ein starkes Band umschlingen
Alle Völker dieser Erd’!
Drum schließt dichter eure Reihen,
Laßt die Menschheit uns befreien,
Seid der großen Sache werth!
6. Laßt uns fest und voll Vertrauen
Muthig in die Zukunft schauen;
Harre aus, Du wack’re Schaar!
Was gelobt in dieser Stunde,
Laut erschall’s aus eurem Munde
In der Stunde der Gefahr!
Aus:
Johann Most, Most’s Proletarier-Lieder-Buch
In fünfter Auflage. zusammengestellt und herausgegeben von Gustav
Geilhof, Chemnitz 1875
Druck der Genossenschafts-Buchdruckerei G.
Rübner u. Co.
Melodie: Eigene
Melodie von Mozart,
Geschichte / Kommentar:
Das Mozartsche Bundeslied aus dem Jahr 1792 stammt
nach Meinung von einiger Musikforscher gar nicht von Mozart, sondern
von „Claviermeister" Johann Baptist Holzer, einem
Logenbruder der Wiener Freimaurerloge „Zur wahren
Eintracht". Der Text soll von Johann Gottfried Hientzsch (* 1787,
1856, Direktor der königlichen Blindenanstalten, Berlin)
sein (siehe dazu Wikipedia v. 17.5.2021).
Das ändert aber nicht daran, dass das Lied in
vielen Liederbüchern des 19. und auch noch des 20. Jh. enthalten
ist und auch in den Liederbüchern der organisierten
Arbeiterbewegung ist es bereits früh anzutreffen.
Franz Magnus Böhme schrieb 1895 dazu
„Freimaurergesang. Chor für
Männerstimmen in der kleinen Freimaurercantate, komponirt von
Mozart am 15. Nov. 1792, drei Wochen vor seinem Tode. Der
ursprüngliche Text beginnt „Laßt uns mit verschlungnen
Händen“. Der untergelegte, oben stehende Text ist erst um
1824 entstanden und steht (nach Erks-Angabe) zuerst bei Hietzsch,
Männergesänge III. Heft S. 46. Jetzt ist das Bundeslied in
allen Sammlungen für Männerchöre und Schulen abgedruckt
und wird bei ernsten Festversammlungen von Vereinen gesungen.“
(Franz Magnus Böhme Nr. 297, S. 224f.)
Während die ursprüngliche Fassung mit
drei Strophen des Liedes in den meisten Liederbüchern aufgenommen
wurde, ist es in jenen der organisierten Arbeiterbewegung anders. Im
19. Jh. ist das Lied Lediglich in Most Neuesten Proletarier Liederbuch
aus dem Beginn der 1870er Jahre und in dem Demokratischen Liederbuch
aus dem Jahr 1895 ist es abgedruckt. In der Arbeitersängerbewegung
ist Mozarts Lied weiterhin vorhanden.
Die zweite, die Zürcher Version
(a. 6-strophig; b. 5 Strophig [ohne die Dritte
Str.])
Anders verhält es sich mit der 6-strophigen
Fassung der Zürcher Version. Ein erstes Zeugnis dieser Version
liegt uns aus dem Jahr 1872 von J. Franz (Sozialdemokratische
Arbeiterlieder, Zürich) vor. In der Fußnote heißt es
dazu: „Vom Intern. Arbeiterverein Basel, Zürcher
‚Tagwacht’.“ Leider wird aber kein Autor angegeben.
Diese Version ist in fast allen Liederbüchern der organisierten
Arbeiterbewegung des 19. Jh. vorhanden. Ach die „Freien
Turner“, die „Arbeiter-Radfahrer“ und während
der Zeit der Weimarer Republik
Eine Kürzung auf fünf Strophen durch
Streichung der 3. Strophe wurde 1891 und 1897 von Max Kegel
vorgenommen.
Diese Version wurde von Albrecht in seinen
sozialdemokratisch geprügten Jugendliederbüchern
fortgeführt.
Version 3: von J. Stern
Zeitgleich mit der Kürzung um eine Strophe
der Zürcher Version (1891/97) kommt eine dritte Version des Liedes
nach der Mozart’schen Melodie in die Liederbücher. Sie
stammt von J. Stern und verfügt über fünf Strophen.
Eine vierte Version nach Mozarts Melodie:
Eine vierte Version nach Mozarts Melodie („Brüder schließt die frohe Runde“) ist in Liederbüchern der organisierten
Arbeiterbewegung (Turner) von J. Wichers überliefert. Sie
verfügt über drei Strophen, die feierlich zu singen seien und
ihre Anfangszeile wird auch als Überschrift benutzt. Da das
Urheberrecht noch besteht können wir nur eine kurze Beschreibung
geben.
Der Autor fordert zum gemeinsamen Gesang auf, der
als Schlusslied einer gemeinsam verbrachten Zeit dienen soll und damit
auch den gesamten Verein grüßen soll.
Sie seien „rüstig“ gewesen und
hätten der guten Sitte entsprechend „Kraft und Mut
blühn und gedeihn“ lassen (2). Die Freundschaft ist’s,
„die uns verbindet“. Sie begründet ein festes Band
zwischen ihnen und „ein treu Zusammenstehn“.
Abschließend folgt der Wunsch, dass sich „der Verein
entfalten“ möge. Worauf das Banner wehen solle.