Brause du Freiheitssang
1. Brause, du Freiheitssang,
brause, wie Wogendrang
Aus Felsenbrust
Feig’ hebt der Knechte Schwarm,
Uns schlägt das Herz so warm,
Uns zuckt der Jünglingsarm
Voll Tatenlust
2. Gott Vater, dir zum Ruhm
Flammt Deuschlands Rittertum
In unds auf’s Neu’;
Neu wird das alte Band,
Wachsend wie Feuersbrand,
Gott, Freiheit, Vaterland,
Alldeutsche Treu!
3. Stolz, keusch und heilig sei,
Gläubig und deutsch und frei
Hermanns Geschlecht!
Zwingherrschaft, Zwingherrnwitz
Tilgt Gottes Racheblitz:
Euch sei der Herrschersitz
Freiheit und Recht!
[4. Freiheit in uns erwacht
Ist Deine Geistermacht;
Hell’ dieser Stund’!
Glühend für Wissenschaft
Blühend in Jugendkraft
Sei Deutschlands Jüngerschaft
Ein Bruderbund!]
5. Schalle, du Liederklang,
Schalle, du Hochgesang,
Aus ddeutscher Brust!
Ein Herz, ein Leben tanz,
Stehn wir wie Wall und Schanz’,
Bürger des Vaterlands,
Voll Tatenlust.
Version 2
1. Brause du Freiheitssang,
brause wie Wogendrang
aus Felsenbrust
Feig hebt der Knecht-Schwarm,
uns schlägt das Herz so warm,
uns zuckt der Männerarm
voll Thatenlust
2. Stolz, treu und bieder sei,
mutig und deutsch und frei
Hermanns Geschlecht!
Zwingherrschaft, Zwingherrnwitz
tilgt hoher Geistesblitz
euch sei der Herrschersitz
Freiheit und Recht!
3. Freiheit in uns erwacht
ist Deine Geistermacht;
Hell dieser Stund!
Glühend für Volksherrschaft
blühend in Manneskraft
sei Deutschlands Bürgerschaft
ein Bruderbund!
Geschichte / Kommentar:
Version 1:
Gedicht von Karl Follen 1817. Zuerst in:
„Kurze und wahrhaftige Beschreibung des großen
Burschefestes auf der Wartburg bei Eisenach am 18. und 19. des
Siegesmonda 1817 (von K. Hoffmeister). Gedruckt in diesem Jahr.“
Dann mit Melodie in „Deutsche Burschenlieder!“. Jena,
Cröker 1817 Nr. 2. Jetzt in allen Commersbüchern.
Das Lied wurde nach der englischen Melodie
„God save the king“ gesungen, die auch die Schweizer
Natioanlhymne, um 1820 von Fr. Rud. Wyß gedichtet, war. Davon
lautet die Anfangsstrophe:
„Uufst du, mein Vaterland,
Sieh uns mit Herz und Hand
All’ dir geweiht!
Heil dir, Helvetia!
Has noch der Söhne ja
Wie sie St. Jakob sah,
Freudvoll zum Streit.
(7 Strophen.)
Quelle:
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig 1895
Liederbuch des Nienburger Techniker-Vereins
„Hochbau“, Nienburg 1896, N5. 17, S. 22f.
Version 2:
Die Lieder aus dem Umfeld der Sozialdemokratie im
19. Jh.
Umdichtung aus Kreisen der organisierten
Arbeiterbeiterbewegung in den 1890er Jahren. Der Text bestand nur aus
drei Strophe (1, 3 und 4) und war von einem Unbekannten „Frei
nach K. Follen“ an einigen Stellen geändert.
Strophe 1/6: statt: „Uns zuckt der Jünglingsarm“ hieß es da: „uns
zuckt der Männerarm“
Strophe 3(2)/1 statt: „3. Stolz, keusch und heilig sei“
hieß es da: „2. Stolz, treu und
bieder sei“,
Strophe 3(2)/4 statt: „Tilgt Gottes Racheblitz“
hieß es da: „tilgt hoher
Geistesblitz“,
Strophe 4(3)/4+5 statt: „Glühend für Wissenschaft / Blühend in
Jugendkraft“
hieß es da: „Glühend für Volksherrschaft / blühend in
Manneskraft“
Stichwort: Freiheit, Bruderbund, Volksherrschaft,
Quelle:
Kommission des Demokratischen Vereins in
München (Hg.) Demokratisches Liederbuch zum Gebrauch der
Volksvereine. Zürich, Stuttgart, 1895, Nr. 39, S. 42.
Konrad Beißwanger, Freie Klänge,
Nürnberg o.J. (ca. 1900), Nr. 26, S. 40.