Spießbürgers Glück
Bin kein böser Demokrate,
Bin ein braver Bürgersmann,
was geschehen mag im Staate,
nimmermehr ich's tadeln kann,
Mache mir um Nichts Beschwerden,
Was die Obrigkeit auch thut;
Wofür hätten wir Behörden?
Sie besorgen Alles gut.
Was scheert mich die Zucht der Presse,
Was sie auch für Sorgen hat,
Morgens wenn ich Frühstück esse,
lese ich mein Tageblatt.
Dieses wird nicht konfisziret,
Friedlich ist sein Lebenslauf,
und was es mir deduziret,
Nehm' ich treulich in mir auf.
Wenn Belag'rungszustand würde
Einst in Permanenz erklärt,
Wäre mir das keine Bürde,
die mich sonderlich beschwert.
Wenn ich geh' um Neun zu Bette,
bin in keinem Wühlverein:
Wenn ich je gemurret hätte,
Müßt*'s im Traum gewesen sein.
Sollten rothe Demokraten
Rebelliren frech und roh,
schließ' ich meine Fensterladen
und verkrieche mich ins Stroh.
Und ich komm' nicht in die Hitze,
weil ich einen Trost doch hab':
Köpfe mit der Zipfelmütze
Schlug noch nie ein Mächt'ger ab.
Und wenn einst der Tod am Ende
kommt, um mich zu holen auch,
falt' ich ruhig meine Hände
Ueber meinen dicken Bauch.
Und wie ich nur denk' und thue
stets, was man verlangt von mir,
geh' ich dann zur ew'gen Ruhe
ohne Murren fort von hier.
Weinen wird man an dem Grabe,
wenn man mich hinabgesenkt,
was der Welt genutzt ich habe,
deß des Priesters Wort gedenkt.
Und ein Monument errichten
wird man über meinem Grag,
weil die erste aller Pflichten
treulich ich gehalten hab'.
Darum merket euch die Lehre:
Ruhe, Ruh' und nochmals Ruh',
der nur kommt zu Glück und Ehre,
der den Mund behält hübsch zu.
Doch wenn ihr mit den Gesetzen
hadern wollt mit Frevelmuth,
wird man euch durchs Leben hetzen,
bis ihr im Gefängniß ruht.