Aus des Alltags grauen Sorgen
Aus rechtlichen Gründen geben wir nur die
erste Zeile dieses Liedes wieder, da der Autor oder ein Verlag noch
Rechte darauf hat, wir aber den Rechteinhaber noch nicht ausfindig
machen konnten. Bei der Darstellung des Liedes geht es um einen Betrag
zum Verständnis der politischen Bedingungen in der Zeit der
Weimarer Republik Dazu gehören Personen und Organisationen in
ihrem kulturellen und politischen Zusammenhang in jener Phase. Wir
möchten, dass das Leben bzw. die Lebensumstände dieser Zeit
möglichst authentisch nachvollziehbar werden, soweit das heute
möglich ist. Trotzdem bzw. gerade deswegen möchten wir das
ganze Lied veröffentlichen, müssen aber erst die Erlaubnis
einholen. Dazu ist es nötig, dass wir mehr Informationen über
die Personen bekommen und einen eventuellen Rechteinhaber kennen
lernen, sollte das notwendig sein. Natürlich kann die Quelle in
unserem Archiv eingesehen werden.
Der Titel, der auch gleich die erste Zeiler der
ersten Strophe bildet, deutet schon auf lyrische Verse hin, die man im
politischen Gesange der Weimarer Republik eher nicht erwartet. Der
Autor, Ernst Kerkow, bezieht die Sänger sprachlich mit ein, indem
er nicht nur in der zweiten Zeile von „wir“ ausgeht, die im
„Schritt der Zeit“ kommen. Somit ist es auch „unsere
Jugend, die „das Morgen“ aus „dem Meer der
Ewigkeit“ wachsen sieht.
In den dunklen Straßen der Städte
steige „der Geist der Pflicht“ herauf, der „durch
nächteschwarze Gassen“ singt. Etwas unvermittelt kommt ein
„Tanz von Jubeltag und Licht“ in die Szenerie hinein. Alles
müsse „im Glanz der Freude strahlen“.
In der Fabrik, die er als „der Arbeit dumpfe
Hallen“ beschreibt, trügen „wir der Sonne Glut“
hinein (3). Etwas mystisch kommt „Jugendblut“ und
„Flammenglut“ ins Spie, die als „Fackel unsrer
Kämpfe“ wirkten. Das „lärmend Singen“
würde zu einem „Jubelschrei“ und der Hammerschlag
würde sich mitsamt dem Amboßklingen vermischen (4).
Allerdings wird die vermeintlich Idylle abrupt unterbrochen, da nun die
Reihen geschlossen würde und es „zum heil’gen
Streite“ ginge.
Dann wird das Glänzen der Morgenröte
durch das rauchgeschwärzte Hirn ziehen (5) und schließlich
den Frühling ins Land tragen. Schließlich solle man sie die
Hände reichen (6), solle „streiten,
freudig-kühn“. Abschließend fragt er sein
Gegenüber, ob dieser „an der Weltenwende“ der Tage,
die „Zukunft blühn“ sehe, die „froh dem
Sonnengold entgegen“ komme.
Geschichte / Kommentar:
Der blumige Text dieses Liedes schrieb Ernst
Kerkow 1920 auf die Melodie „Vom Barette schwenkt die
Feder“.
Quellen:
SPD-Liederbücher (Albrecht,
dem Reichbanner und den Falken)
August Albrecht, Jugend-Liederbuch, Berlin, 1924,
Nr. 13
August Albrecht, Jugend-Liederbuch, Berlin, 1925,
Nr. 13
August Albrecht, Jugend-Liederbuch, Berlin, 1929,
Nr. 5
alle Hrsg. Verband der Arbeiterjugend-Verein
Deutschlands
Reichsbanner Liederbuch. Eine Zusammenstallung
republikanischer Lieder, alter und neuer Volksweisen (mit einigen
Notenbeigaben) für Fahrten, Feiern und kameradschaftliche
Veranstaltungen des Reichsbanners Schwer-Rot-Gold,
Dortmund-Löttrinhausen, Oktober 1924. Ewald Reincke. S. 23.
Lieder-Buch des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold.
Herausgegeben im Auftrage des Bundesvorstandes Für das
Reichsbanner Verlegt durch j. H. W. Dietz Nachfolger, Berlin, ca. 1926,
S. 25.
Verfassungs-Lieder. Liederbuch Schwarz-Rot-Gold,
Verlag: Paul Schmidt, Berlin N 54, Zehdenicker Str. 5, Tel. Norden
9394, Nr. 25
August Albrecht, Arbeiter- und
Freiheits-Liederbuch (Arbeiterjugend-Verlag), Berlin 1928, S. 4.
Karl Frenkel, Arbeiterliederbuch für Alt und
Jung, Hrsg von der 98. Abteilung Neukölln, 1926
Die politischen Lieder von KPD, KJVD und RFB
Arbeiter-Kampfliederbuch. (Paul Schmidt), Berlin
Ca. 1930, S. 13.