Auf, junger Tambour!
Auf, junger Tambour, schlage ein,
nach Bayern da wollen wir marschieren,
nach München wollen wir hinein, ja hinein!
Der Stahlhelm soll unsere Waffen spüren.
Am Wege rot die Röslein blühn,
wenn Rotgardisten nach München ziehn.
Am Wege steht ein kleines Haus,
in den Scheiben spiegelt sich der Morgen.
Ein holdes Mädel schaut heraus,
ihr Antlitz ist voller Lieb und Sorgen.
Fahr wohl, fahr wohl, du Rotgardist,
der du ein Freiheitskämpfer bist.
Und sollten wir nicht siegreich sein,
von dem Schlachtfeld da wollen wir nicht weichen!
Und kehren wir dann wieder heim,
so laßt Brüder uns die Hände
reichen.
Und schießt uns so ein Bluthund tot,
wir sterben für die Fahne rot.
Ergänzung nach Inge Lammel, Lieder der Partei
Nr. 17, S. 44f. um zwei Strophen: :
Die Tore werden aufgemacht, aufgemacht / von
unsern Münchener Genossen.
Der Hitler reitet schon heraus, schon heraus, /
auf seinen flügellahmen Rossen.
:,: Haut ihn, haut ihn, die ihr ihn kennt, / er
hat die Arbeiterschaft geschänd't (Dieser Lump!) :,:
Die Tore werden ausgemacht, aufgemacht / von
unsern Münchener Genossen.
Max Hölz, der reitet schon heraus, schon
heraus, / mit seinen pupurroten Rossen.
:,: Folgt ihm, folgt ihm, die ihr ihn kennt, / es
führt das rote Regiment! (Zum Sieg!) :,:
Die in den Klammern stehenden Worte wurden
gerufen. (steht nicht im Ldb. „Rot Front"
Geschichte / Kommentar:
Dem Soldatenlied „Auf, kleiner Tambour,
schlage ein (an)" haben sich bereits Wolfgang Steinitz und Inge
Lammel ausführlich gewidmet. Kurz zusammengefasst lässt sich
sagen, der Text des Soldatenliedes wurde auf die Melodie eines anderen
Soldatenliedes, das aber noch nicht eindeutig gefunden wurde,
vermutlich von dem Soldaten R. Friedel aus Leipzig im Jahre 1907
geschrieben. Später entstanden verschiedene Parodien aus den
unterschiedlichen politischen Lagern. Die Kommunistischen Fassungen
beginnen in der Zeit um 1920. Bei dem Lied handelt es sich um eines aus
dem vielzitierten Anhang des Liederbuches „Rot Front" (Nr.
47) aus dem Jahr 1925. Die Existenz von Fassungen bei den
Nationalsozialisten versucht Steinitz wieder mit dem absurden Versuch,
den Nazis "Liedraub" zuzuschieben, eine Theorie, die
einersets bislang in der Regel keine Beweise liefern konnte und
andererseits die starke Fluktuation der unterschiedlichen Verbände
und Parteien jener Zeit ignoriert, da es ja nicht sein kann was nicht
sein darf, nämlich, dass Rotfrontkämpfer oder Kommunisten die
Fronten gewechselt haben.
Eine ausführliche Würdigung des Liedes
folgt später.
Quellen:
1. Mit Gesang wird gekämpft'!, 1924, 21. bis
30. Tausend, Verlag "Junge Garde" Berlin O 17 -
2. Rot Front. Neues Kampf-Liederbuch, Berlin 1925,
Nr. 47, S. 75
3. Zum roten Sturm voran. Kampfliederbuch, Berlin
1926, Nr. 47
4. Front Kämpfer Liederbuch, 21.-40. Tausend,
Berlin 1928/29, Nr. 3
5. Mit Lenin. 50 Kampflieder, 21.-40. Tausend (ca.
1928/29), Nr. 4, S. 4
6. Mit Gesang wird gekämpft'!, 1928, Nr. 5
7. Arbeiter-Lieder (ca. 1929), Eine Sammlung
proletarischer Kampflieder, Wander-, Volks- und heiterer Lieder. - Wien:
Grünberg, 94 S. [Lammel, Biblio. Nr. 4040, S. 67 [wie Nr. 359 ],
Nr. 5
Wolfgang Steinitz, Deutsche Volkslieder
demokratischen Charakters aus sechs Jahrhunderten, Bd. II,, Berlin
1962, Nr. 283, S. 495-512.
Inge Lammel, Lieder der Partei Nr. 17, S. 44f.:
dies.: Das Arbeiterlied, Frankfurt am Main 1980,
Nr. 28, S. 137 und S. 224f.
Lammel/Andert, Nr. 82, S. 118f.