Handwerksburschen Klage
1. Ach, wie traurig ist das Leben
eines armen Kunden doch,
an den Stiefeln, an den Kleidern,
zeigt sich hier bald da ein Loch.
2. Traurig tapst der Kunde weiter,
wenn die Barschaft ihm geht aus,
dann kannst du den Kunden sehen,
betteln gehn von Haus zu Haus.
3. Mürisch reicht man ihm die Gabe
Wir sind jetzt im Hottverein
So hört man jetzt von jederman
In dem großen deutschen Reich
4. Krauter wollen auch nichts mehr geben
denn sie zahlen im Verband.
darum muss der arme Kunde
weiter ziehn von Land zu Land.
5. Kommt er endlich in ein Städtchen,
geht er auf Verpflegstation
holt sich da den schweren Pikus,
schlummert dann auf hartem Stroh.
6. Bienen gibt es da nicht wenig
Bei den Kunden so genannt
Deshalb wird des Kundes Staude
jeden Abend nachgespannt.
7. Find der Vizebuss eine Biene
Heisst es:Kunde du musst raus
du musst heute Platte reissen,
denn ich fand bei dir ‘ne Laus!
8. Ist die Nacht dann nun vorüber
Zieht der Kunde wieder fort
Kauft sich eine in die …[?]
Und …
9. Auch wird man S… haben … [?]
von Cigaren in der Stadt
Das sind Schad…
Seine Prim und Rauchtabak [?]
10. Gegen Mittag heißt …
O ihr lieben Bäuerlein
Lasst den armen duften Kunden
Heute Mitag bei euch sein
11. Kauft sich dan für’n Sechser
Und fürn 3 Brodt dazu Kässe
Setzt sich in den Strassengraben
Ist und hält seine Mitagruh
12. Dann wird wieder losgetippelt
Bis der Kohldampf kommt herbei
Dann gehts über Obst und Gurken
Und Kohlrabi hinter drein.
13. So könnt ich noch viel erzählen
Wies den armen Kunden geht.
Doch ich ja lieber schweigen
Das euch die Reiselust nicht vergeht.
DVA, A 55984, Paul
1. Ach, wie traurig ist das Leben
eines Handwerksburschen doch,
an den Stiefeln, an den Hosen,
sieht man hier und da ein Loch.
2. Traurig tapst der Kunde weiter,
bis die Barschaft ihm geht aus,
dann kannst du den Kunden sehen,
betteln gehn von Haus zu Haus.
3. Kommt er abends in ein Städtchen,
ei, da gibts Verpflegungsstation,
da holt er sein Abendessen,
schlummert sanft auf hartem Stroh.
4. Bienen gibt es nicht so wenig,
bei den Kunden so genannt.
darum wird des Kunden Staude
jeden Abend nachgespannt.
5. Find der Pennbost dennoch wieder
ein Laus, dann heisst es gleich:
Armer Kunde, du musst wandern,
betteln gehn von Haus zu Haus
DVA, A 59466, Schleswig-Holsteinisches Archiv,
Jan. 1920
Weise: Leise tönt die Abendglocke
Handwerksburschen Klage
1. Ach, wie traurig ist das Leben
eines Handwerksburschen doch,
in den Kleidern, in den Schuhen,
hier und da findt man ein Loch.
2. Kommt der Kunde in ein Städtchen,
eilt er auf die Verpflegstation,
dort kriegt er ein linken Pickus,
und muß ruhen dann auf Stroh.
3. Findt der Vize eine Biene,
heißt es, Kunde Du muß raus,
Kunde, Du mußt Platte reißen,
weil man fand bei Dir ‘ne Laus.
DVA, A 31239, Richard Uhlig, Chemnitz,
Körnerstr. 7.2.1914; Königreich Sachsen
Geschichte / Kommentar:
Die Handwerksburschen Klage ist im DVA in mehreren
mündlichen Überlieferungen aus der Zeit um die Wende zum 20.
Jhd. bis in die dreißiger Jahre hinein dokumentiert. Die Melodie
wurde 1903 in Marktschelken (Siebenbürgen) aufgezeichnet.
Dieses Lied sangen ein paar Walzbrüder im
Zentner (Zentralherberge) Chemnitz. Es scheint neu zu sein, da ich es
auf der Wanderschaft nie gehört habe.
=> Bienen; Handwerksburschen; Kunde;
Hottverein; Kohldampf; Pikus; Platte reissen; Verpflegstation;
Quelle:
Quelle aus dem DVA
DVA, A 31239, Richard Uhlig, Chemnitz,
Körnerstr. 7.2.1914; Königreich Sachsen;
DVA, A 59466, Schleswig-Holsteinisches Archiv Alma
Bendix-Uetersen von einem Arbeiter ihres Vaters, Jan. 1920;
DVA, A 55984, Paul
DVA: A 143921, Pommern. Aus P. Schlichtings
hdschr. Aufzeichnung. In Abschrift durch C. Hartenstein Dez. 1935
