Lob der Walze
1. Ach, wie ist das Walzen (1) schön!
Schumpeidi, schumpeida.
Ei, man muß es nur verstehn! Schumpeidi,
eida.
Hier gibt’s Pickus,(2) da gibt’s Hanf,
(3)
Kunde4 schiebt niemals Kohldampf. (5)
Schumpeidi, schumpeida, ist denn noch kein
Soruff (6) da?
Schumpeidi, schumpeida, schumpeidi, eida!
2. Kunden, schau das Kaff (7) man an
mit dem großen Kirchsturmhahn. Schumpeidi,
eida
Mir woll’n alle Haare brechen,
wenn die Kaffern (8) dort nicht stechen.
Schumpeidi, schumpeida, ist denn noch kein
Soruff da?
Schumpeidi, schumpeida, schumpeidi, eida!
3. Kommt man in das Kaff hinein,
hört man schon die Kaffern schrei’n:
Schumpeidie, eida.
Kunde, du kannst weiter geh’n,
es waren heut schon hier a zehn!
Schumpeidi, schumpeida, ist denn noch kein
Soruff da?
Schumpeidi, schumpeida, schumpeidi, eida!
4. Ach, es hat uns nicht genutzt,
daß wir Klinken dort geputzt. (9) Schumpeidi
eida.
Aber dort kommt noch ein Nest,
in dem talfen wir recht fest.
Schumpeidi, schumpeida, ist denn noch kein
Soruff da?
Schumpeidi, schumpeida, schumpeidi, eida!
5. Kunde, bist du von der Sort’:
Was getalft (10) wird, wird verschmort? (11)
„Kenn, Mathilde, doch ich weiß,
in dem Nest ist’s furchtbar
heiß.“ (12)
Schumpeidi, schumpeida, ist denn noch kein
Soruff da?
Schumpeidi, schumpeida, schumpeidi, eida!
6. Kommt man in die Penne (13) rein,
hört man’n Penneboos (14) schon
schrei’n: Schumpeidi, eida.
„Kunde, willst Du talfen geh’n,
laß Dich nur vom Putz (15) nicht
seh’n!“
Schumpeidi, schumpeida, ist denn noch kein
Soruff da?
Schumpeidi, schumpeida, schumpeidi, eida!
7. Kommt man in a Winde (16) nein,
ist der Putz gleich hinterdrein: Schumpeidi, eida.
„Kunde, bleib’ mal stille
steh’n!“
laß mal Deine Fleppen (17) seh’n!
Schumpeidi, schumpeida, ist denn noch kein Soruff
da?
Schumpeidi, schumpeida, schumpeidi, eida!
8. Ach, das tippeln (18) hat ein Ende.
Weh, es het jetzt zur Pollende, (19) Schumpeidi,
eida.
Und der Buschmann (20) ruft geschwind:
„Sechs Wochen in die linke Wind“ (21)
Schumpeidi, schumpeida, ist denn noch kein
Soruff da?
Schumpeidi, schumpeida, schumpeidi, eida!
Geschichte / Kommentar:
Das „Lob der Walze“ gehört zu den
„Kundenliedern“, die am besten das leben auf der Walze um
die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert schildern. Erk/Böhme haben
es 1892 mit 4 Strophen als „Gauner-Lied“ in ihre
große Sammlung aufgenommen und 1903 brachte Hans Ostwald in der
hier übernommenen umfangreichen Fassung. Das Lied wurde mit
fünf Strophen noch 1928 in der Zeitschrift „Der Kunde“
(Nr. 7/8) aufgenommen. Allerdings mit leicht verändertem Vokabular
und einem heimelnden Schluß:
4. Der Kunde kommt ins Arbeitshaus,
Da schauen schon so Kunden raus,
„Kunde, das ist schön vor dir,
Daß du uns besuchest hier!“
5. Der Kunde kommt aus dem Arbeitshaus,
Die Mutter schaut zum Fenster raus,
„Kommst du endlich, lieber Sohn?
Ach, wie lange wart' ich schon!“
In den 1960er Jahren wurde das Lied von Peter
Roland wieder entdeckt und nach dem Tod des Chansonniers 1971 auf
seiner Platte „Landstreicherballaden“ aufgenommen.
Der Text war auf die Melodie eines als
„Urbummellied“ bezeichneten beliebten Studentengesangs
„Studio auf einer Reis“ gesetzt.
-> HO; Kundenlieder; Peter Roland; Studio auf
einer Reis’ (Urbummellied)
Quellen:
Ludwig Erk / Franz Magnus Böhme, Deutscher
Liederhort Bd. 3, Leipzig 1925, Nr. 1588 S. 415
Räuberlieder, Hyperionverlag München,
1923, S. 98f.