Arbeiterliedarchiv
Lancken
Das Lied vom
Schein und Sein
1. Oh, was wird denn meine Mutter sagen,
wenn ich einst kehr zurück
und einen Kinnbart trage,
„Mein Sohn, was bist jetzt du?“
„Ich bin Polier, fideri fidera,
sauf nur noch Bier, fideri federa
ich bin Polier, sauf nur noch Bier.“
2. Oh, was wird denn meine Mutter sagen,
wenn ich einst kehr zurück,
und einen Schnurrbart habe,
„Mein Sohn, was bist jetzt du?“
„Bin Architekt, fideri fidera,
sauf nur noch Sekt, fideri fidera,
Bin Architekt, sauf nur noch Sekt.“
3. Ach was wird meine Mutter sagen,
wenn ich eins kehr zurück,
und wenn ich einen Spitzbart habe.
Mein Sohn, was bist jetzt du?
:|: Bin Ingenieur, fideri, fidera,
trink zur Likör, fideri, fidera,
Bin Ingenieur, trink nur Likör :|:
4. Oh, was wird denn meine Mutter sagen,
wenn ich einst kehr zurück,
und einen Vollbart habe,
„Mein Sohn, was bist jetzt du?“
„Ich bin ein Lump, fideri fidera
sauf nur auf Pump, fideri, fidera,
ich bin ein Lump, sauf nur auf Pump.“
Heimkehr
aus dem Krieg
1. I bin Soldat, vallera,
un han ’en Bart, vallera,
un han ’en Säbel un e G’wehr!
Was wird’ mei Muetter sage,
wenn i aus ’m Feldzu heimkommetue
und tue ’en Bart heimtrrage:
„Ha, bisch denn du mei Jokkele, mei Bue?!
:,: „Ja, ja! i bin dei Bue,
i bin dei Jokkele, dei Bue
und hau ’en Bart darzue, vallera! :,:
2. I bin Soldat, vallera,
Un han e Kreuz, vallera,
Un han ‚’en Säbel und e Gewehr.
Was wird mei Muetter sage,
wenn i aus Frankreich heimkomme tue
Un tue e Kreuz heimtrage?
„Ha, bisch denn du mei Jokkele, mei Bue?!
:,: „Ja, ja! i bin dei Bue,
i bin dei Jokkele, dei Bue
und hau ’en Kreuz darzue, vallera! :,:
3. I bin Soldat, vallera
Un han ’en Schatz, vallera,
Un han ’en Säbel un e G’wehr.
Was wird’ mei Muetter sage,
Wenn i aus ’m Feldzug keimkomme tue
Un tue ’en Schatz heimtrage?
„Ha, bisch denn du mei Jokkele, mei Bue?!
:,: „Ja, ja! i bin dei Bue,
i bin dei Jokkele, dei Bue
und hau ’en Bart darzue, vallera! :,:
4. I bin Soldat, vallera,
Un han ’en Rausch, vallera,
Un han ’en Säbel un e G’wehr.
Was wird mei Muetter sage,
Wenn I aus ’m Wirtshaus heimkomme tue
Un tue ’en Rausch heimtrage?
„Ha, bisch denn du mei Jokkele, mei Bue?!
:,: „Ja, ja! i bin dei Bue,
i bin dei Jokkele, dei Bue
und hau ’en Rausch darzue, vallera! :,:
Geschichte / Kommentar:
Ein Lied, das auch heute noch in
Handwerksburschenkreisen gesungen wird. Mal beginnt es mit „Oh,
was wird…“ und mal „Ach, was wird…“ Auf
Tonträger ist es zuerst aufgenommen worden von der Gruppe
Liederjan, die es von „Willem“, einwm
„rechtschaffener fremder Zimmermann“ gehört hat. In
Liederbüchern der 1980er Jahre ist es im „kleinen dicken
Liederbuch von Heide Buhmann und Hanspeter Haeseler aufgenommen worden.
Das Lied der Heimkehr aus dem Krieg, über das
bislang ebenfalls nicht viel bekannt ist, dokumentiert Johanns
Künzig in seinen „Liedern der badischen Soldaten“
1927. Er hat es wiederum aus einer Notiz von Artur Kutscher im
Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg (SI. 72d). Das Lied war
demzufolge in Bayern, Schwaben und Bayern während des Krieges
„mit echt süddeutscher Fröhlichkeit“ sehr beliebt
gewesen. Es „soll nach einem Soldatenlied vom Ersatzbataillon der
109er zum Regt. gekommen sein, als dieses in den Vogesen stand. Eine
Maschinengewehrabteilung habe es gehört, übernommen und
selbst wieder zu den 110ern weitergetragen.“
Die Herkunft könnte in „einem
studentischen Anstichlied“ liegen, von dem es die folgende
„von Haas, St. Georgen, eingesandte Fassung“ gebe:
1. Was wird denn meine Mutter sagen,
wenn ich bezecht nach Hause kommen tu
Und eine Schmiß tu tragen?
„Bisch Student, mei Jockele, mei
Bue?“
Bin Sutdent, fallera, bis an mein End, fallera,
Bin Student bis an mein End.
2. Was wird mein Vater sagen,
wenn ich bezecht nach Hause kommen tu
Und einen Schmiß tu tragen?
„Bisch e Lump und säufsch auf
Pump?“
„Bin e Lump, fallera, und sauf auf Pump,
fallera,
Bin e Lump und sauf auf Pump“.
Künzig stellt nun in Frage, dass
tatsächlich von einem Studenten die Rede ist, und sieht nur eine
soldatisches Herkunft. Als Beleg nennt er eine weitere Version, die er
„in der hsl. Sammlung des Musikprofessors Julius Maier ‚Volkslieder
aus dem westlichen Schwarzwald’ (1840-48)“ entdeckt hat.
Sie lautet:
Ich bin Solidat und bleib Solidat,
Als Solidat will ich sterbe,
Un wenn mir mei Vater brav Geld schicken tut,
so Kann ich nit verderbe!
Viele Fragen, die es noch zu klären gilt.
Quelle:
Heide Buhmann / Hanspeter Haeseler, Das kleine
dicke Liederbuch. Lieder und Tänze bis in unsere Zeit, Darmstadt
1981 (2. Aufl.)
Johannes Künzig, Lieder der badischen
Soldaten, Leipzig 1927 (Ausgabe A+B). Nr. 107, S. 155f.
Tonträger:
Liederjan, Mädchen, Meister, Mönche
(LP), Polydor (LC 0309) 2371876, Hamburg 1978, 2/3.