Kneiplied.
(S. 46 – 47)
Mel.: Bierwalzer-Melodie.
1. Laßt uns, ihr schneidigen,
fröhlichen Zecher,
sinig betrachten das Lied ohne Text!
Gibt es wohl schön’res als Klingeln der
Becher?
Sind wir nicht alle wie von ihm behext?
Drum jubelnd ge - } mit den Gläsern
Drum heut ge - } geklingelt.
Morgen vielleicht macht Freund Hain uns Perplex.
:,: O jerum, jerum, jerum, jerum,
Wer nicht mehr steh’n kann, der falle
um. :,:
2. Abgaben, Steuern und sonstige Plage,
Alles, was immerhin euch noch verdrießt,
Schäumt es hinweg an dem heutigen Tage,
Spült es mit bier ab - je nun - frisch
genießt!
Ja trinket und }
genießt,
Stets weg, was verdrießt }
Bis letzter Tropfen dem Fasse entfließt.
:,: O jerum, jerum, jerum, jerum,
Wer nicht mehr steh’n kann, der falle
um. :,:
3. Und will uns einer das Wasser ansinnen,
Lassen wir leeren ihn selber sein Faß;
Will man nun vollends das Bier uns verdünnen,
Ei, pros’t Mahlzeit, wir husten ihm was.
Mit Abscheu wir ] genießt.
Mit Ingrimm wir }
Denn ernsten Dingen geziemt kein Spaß.
:,: O jerum, jerum, jerum, jerum,
Wer nicht mehr steh’n kann, der falle
um. :,:
4. Muffige Mucker und filz’ge Philister,
Werft sie kopfüber zum Tempel hinaus!
Unten beim spinnenden Parzengechwister,
Muckert und knausert, wir - pfeifen euch was.
Wir pochen und }
Wir zischen und } gepfiffen.
Zöge auch mancher die Stirne noch so kraus.
:,: O jerum, jerum, jerum, jerum,
Wer nicht mehr steh’n kann, der falle
um. :,:
5. Aber vor allem die Frauen laßt leben,
Jeder die Liebste im Stillen, st. st!
Kann es für’s Männerherz
süßeres geben,
Als zarter Minne verschämtes bst, bst?
O liebliches - st. st!
O wonniges - bst, bst!
Drum wird auch immer noch weiter
geküßt.
:,: O jerum, jerum, jerum, jerum,
Wer nicht mehr steh’n kann, der falle
um. :,:
Willkommen!
(S. 48)
1. Seid uns gegrüßt, Ihr wackren
Radlerscharen,
Die Ihr zu unserm Feste kommt in Hauf’!
Ihr seid die treuen Freunde uns, die wahren,
Euch bringen wir ein kräftiges „Frisch
auf!“
Für Euch geschmückt sind heute diese
Hallen,
Laßt alle Sorgen hinter Euch zurück,
Laßt Eure Fahnen hoch im Winde wallen,
Genießt mit uns des heut’gen Tages
Glück!
2. Wie durch die Lüfte frei der Vogel
streichet,
So fleigt der Radler durch die Lande hin.
Auf seinem Stahlroß ihm kein andrer
gleichet,
An hohem Mut und siegesfrohem Sinn.
Er überholt des Wandrers müde Schritte.
Dem Dampfroß er sich an der Seite hält,
Auf seinen Fahrten lernt er des Volkes Sitte
Er kennen und die weite, schöne Welt.
3. Nach harter Arbeit Mühen er sich sehnet
Nach dem geliebten Stahlroß, und hinaus
Geht’s in die Weite, sich die Lunge dehnet,
Mit frischer Kraft kehrt er zurück ins Haus.
Der Radler ist der Freieste der Freien,
Wie jeder, der ihn kennt, bezeugen muß.
Und so, das Treugelübde zu erneuern,
Nehmt unsern herzlichen Willkommengruß!
Liederbuch für Arbeiter-Radfahrer. Verlag:
A.-R.-B. „Solidarität!“ Chemnitz, ca. 1906