Achtzehnter März
1. Achtzehnhundertvierzig und acht,
Als im Lenze das Eis gekracht,
Tage des Februar, Tage des Märzen,
Waren es nicht Proletarierherzen,
Die voll Hoffnung zuerst erwacht
Achtzehnhundertvierzig und acht?
2. Achtzehnhundertvierzig und acht,
Las du dich lange genug bedacht,
Mutter Germania, glücklich verpreußte,
Waren es nicht Proletarierfäuste,
Die sich ans Werk der Befreiung gemacht
Achtzehnhundertvierzig und acht?
3. Achtzehnhundertvierzig und acht,
Als du geruht von der nächtlichen Schlacht,
Waren es nicht Proletarierleichen,
Die du, Berlin, vor den zitternden, bleichen
Barhaupt grüßenden Cäsar gebracht,
Achtzehnhundertvierzig und acht?
4. Achtzehnhundertvierzig und drei,
Reich der Reichen, da stehst du, juchhei!
Aber wir Armen verkauft und verrathen,
Denken der Proletarierthaten –
Noch sind nicht alle Märzen vorbei,
Achtzehnhundertvierzig und drei.
Geschichte / Kommentar:
1873 erinnerte Georg Herwegh mit diesem Lied an
die Ereignisse des Revolutionsjahres 1848. Die Melodie dazu schrieb der
österreichische Komponist Josef Scheu, der sie Mitte der neunziger
Jahre des 19. Jhs. in Dresen als Chorpartitur für vierstimmigen
Männerchor veröffentlichte.
Quellen:
Konrad Beißwanger, Freie Klänge,
Nürnberg o.J. (ca. 1900); Nr. 44, S. 61.
Heinrich Schoof, Österreichisches Proletarier
Liederbuch, 6. umgearb. Aufl. (100.-115. Tsd.), 1914, S. 31f.
Österr. Prol-Ldb, Wien: 1914; Melodie in
Hundert Kampf- und Volkslieder, Wien: Stern-Verlag 1952
Lammel/Andert, Und weil der Mensch ein mensch ist.
200 Arbeiterlieder, Dortmund 1986, Nr. 31, S. 60 (3. Str.)