Rosmarin und Salbeiblätter
1. Rosmarin und Salbeiblätter
send ich dir zum Abschiedsgruß,
und dies sei mein letzt Gedenken,
weil ich von dir scheiden muß;
habe dich so sehr geliebet,
hast mir so viel Lieb’s getan,
meine Äuglein fließen über,
daß ich nicht mehr sehen kann.
2. Rosmarin und Salbeiblättern
hab ich Schmerz und Glück vertraut,
möchten sie dir alles sagen,
wenn dein Auge darauf schaut!
Wer geliebt hat wie wir beide,
da bleibt Hand und Herz vereint,
wenn ich jetzt auch von dir scheide
und mein Auge schmerzlich weint.
Geschichte / Kommentar:
Dieses Lied stammt Friedrich Silcher und Friedrich
Erk („Allgemeinen Deutschen Kommersbuch“) zufolge aus
Litauen.
Die Melodie erinnert sehr an „Kommt ein
Vogel geflogen“ und andere Wanderlieder des 19. Jhs.
Rosmarin - „Besteck die Brust mit Rosmarin,
die Liebe wird nicht mehr entflieh’n!“ lautet eine deutsche
Redewendung. Schon im Altertum war Rosmarin der Aphrodite oder Venus
geweiht, in Pompeji hatte man Rosmarin sammelnde, leicht bekleidete
Frauen dargestellt, und im Mittelalter wurden die stark aromatischen
Rosmarinbüschel als Liebeszauber verwendet. Zu dieser Zeit
gelangte die Pflanze auch in die Gebiete nördlich der Alpen, da
sie zu den Kräutern gehörte, die laut dem Capitulare de
villis Karls des Großen in mittelalterlichen
Klöstergärten angebaut werden sollten (obwohl sie
frostempfindlich ist). Hier weihte man sie der Liebesgöttin Freya.
Besondere Bekanntheit erlangte das Kraut im 14. Jh., als für die
damals 72 Jahre alte, unter Rheuma leidende und gelähmte Elisabeth
von Ungarn das „Ungarische Wasser“ (Aqua Regia Hungaria)
kreiert wurde, ein aus dem Destillat frischer Rosmarinblüten
gewonnenes Getränk. Sie wurde daraufhin so gesund und
verjüngt, dass der König von Polen um ihre Hand anhielt.
In vielen europäischen Volksliedern taucht
Rosmarin auf, in den Liedern der Troubadoure häufig als Symbol der
Treue und Hingabe an das schöne Geschlecht. Die immergrüne
Pflanze wurde aber auch mit dem Tod assoziiert, wie auch in dem Lied
„Es wollt’ ein’ Jungfrau früh
aufsteh’n“. Im Alten Ägypten legte man den toten
Pharaonen Rosmarinzweige ins Grab, in bestimmten deutschen Regionen
(Vogelsberg) und auch in Teilen England und Italiens herrschte die
Sitte, dass die Sargträger einen Rosmarinzweig im Mund tragen -
angeblich, damit sie nicht vom Leichengeruch belästigt werden - ,
der dem Toten ins Grab beigegeben wird. (Dagmar Wienrich)
Tausendschätzchen.
(EB II, S. 585, Nr. 782e.)
1. Nun adieu, mein Tausendschätzchen, / Lebe
wohl, mein Engelskind!
Jetzt reis’ ich aus diesem Städtchen /
Und muß schöpfen frischen Wind.
2. Jetzt geb ich mein’m Pferd die Sporen, /
Zu dem thor reit ich hinaus;
Schatz, du bleibst mir unverloren, / Bis ich
wieder komm nach Haus.
3. Wenn ich wieder nach hause komme, / So will ich
heirathen dich;
Heirathest du aber einen Andern, / So will ich
verklagen dich.
4. Rosamarin und Feigenblätter / Geb ich dir
beim Abschiedskuß;
Die solln sein ein angedenken, / Weil ich von dir
scheiden muß.
5. Stehn zwei Stern am hohen Himmel, /
Glänzen heller als der Mond;
Der eine scheint über mein Feinsliebchen, /
Der andre über Berg und Thal.
6. Setzen sich zwei Turteltauben / Dort auf jenen
Dornenast:
Wo sich zwei Verliebte scheiden, / Da verwelket
Laub und Gras.
7. Zwar bin ich noch jung an Jahren, / Das
Marschieren mir gefällt,
Etwas Neues zu erfahren, / Wie es zugeht in der
Welt.
8. Spielet auf ihr Musikanten, / Rühret euer
Saitenspiel,
Mein’m Feinsliebchen zu Gefallen, / Weil ich
von ihr scheiden will! –
Erkl. EB II, S. 585, Nr. 782e:
Prähle, Volkslieder Nr. 48, aus dem
Hannöverschen Harze.
Abschied vom Liebchen vor der Wanderung des
Gesellen. Allbekannte Lieblingsstrophen sind 4, 5, 6 und 8 hier.
Auch heute noch verwendet man das im Jahre 2000
zur Heilpflanze des Jahres erkorene Kraut in Form von Rosmarinwein (aus
den Blättern) bei Rheuma und Gicht. Gegen niedrigem Blutdruck
empfiehlt sich ein Bad mit Rosmarinbadeextrakt, das anregend und
entspannend wirkt. Der Duft aller Pflanzenteile, vor allem durch das
enthaltene Kampfer, ist sehr ausgeprägt - Bienen nehmen Rosmarin
schon in einer Verdünnung von 1: 100 000 wahr – und erzeugt
im menschlichen Gehirn Endorphine, die als Gegenspieler von Adrenalin
die Entspannung bewirken. In Kölnisch Wasser ist übrigens
auch Rosmarinöl enthalten.
Darüber hinaus ist Rosmarin ein
köstliches Gewürz. Es passt zu Gemüsegerichten ebenso
wie zu Fisch, Geflügel und Lammfleisch und verträgt
längeres Kochen ohne Probleme.
Vorzuziehen sind die frischen Zweige, die man das
ganze Jahr über ernten und etwas großzügiger dosieren
kann als das intensivere, getrocknete Kraut. Rosmarin nicht waschen,
sondern nur mit einem feuchten Tuch abreiben, damit das würzige
Aroma erhalten bleibt. (Dagmar Wienrich)
Für Morgenmuffel ohne Badewanne:
Rosmarin-Öl als Duschzusatz kurbelt den Stoffwechsel an, unter der
Dusche tief durchatmen
Quelle:
Friedrich Silcher u. Friedrich Erk, Allgemeines
Deutsches Commersbuch, Lahr 1919, Nr. 593, S. 541
Ludwig Erk, Franz M. Böhme Deutscher
Liederhort, Leipzig 1925, Bd. II, Nr. 782e, S. 585.