Schwarz-Rot-Gold
1. In Kümmernis und Dunkelheit,
Da
mußten wir sie bergen!
Nun haben wir sie doch
befreit,
Befreit aus ihren Särgen!
Ha, wie das blitzt und
rauscht und rollt!
Hurra, du Schwarz, du Rot, du Gold!
Pulver ist schwarz,
Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme!
2. Das ist das alte Reichspanier,
Das sind die
alten Farben!
Darunter haun und holen wir
Uns bald wohl junge
Narben!
Denn erst der Anfang ist gemacht,
Noch steht bevor die
letzte Schlacht!
Pulver ist schwarz,
Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme!
3. Ja, die das Banner ihr gestickt,
Ihr
Jungfern unverdrossen,
Derweil am Feuer wir gebückt
Uns
Flintenkugeln gossen:
Nicht, wo man singt nur oder
tanzt,
Geschwungen sei’s und aufgepflanzt! –
Pulver ist schwarz,
Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme!
4. Denn das ist noch die Freiheit nicht,
Die
Deutschland muß begnaden,
Wenn eine Stadt in Waffen
spricht
Und hinter Barrikaden:
„Kurfürst, verleih! Sonst –
hüte dich! –
Sonst werden wir – –
großherzoglich!“
Pulver ist schwarz,
Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme!
5. Das ist noch lang die Freiheit nicht,
Die
ungeteilte, ganze,
Wenn man ein Zeughaustor erbricht,
Und Schwert
sich nimmt und Lanze;
Sodann ein Weniges sie schwingt,
Und
– folgsamlich zurück sie bringt!
Pulver ist
schwarz,
Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme!
6. Das ist noch lang die Freiheit nicht,
Wenn
ihr an Brockhaus‘ Glase
Ausübt ein klirrend
Strafgericht
Ob einer Dresdner Nase!
Was liegt euch an dem
Sosius?
Drauf: – in die Hofburg Stein und Schuß!
Pulver ist schwarz,
Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme!
7. Das ist noch lang die Freiheit nicht,
Wenn
man, statt mit Patronen,
Mit keiner andern Waffe ficht,
Als mit
Petitionen!
Du lieber Gott: – Petitioniert!
Parlamentiert,
illuminiert!
Pulver ist schwarz,
Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme!
8. Das ist noch lang die Freiheit nicht,
Sein
Recht als Gnade nehmen
Von Buben, die zu Recht und Pflicht
Aus
Furcht nur sich bequemen!
Auch nicht: daß, die ihr
gründlich haßt,
Ihr dennoch auf den Thronen laßt!
Pulver ist schwarz,
Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme!
9. Die Freiheit ist die Nation,
Ist aller
gleich Gebieten!
Die Freiheit ist die Auktion
Von dreißig
Fürstenhüten!
Die Freiheit ist die Republik!
Und
abermals: die Republik!
Pulver ist schwarz,
Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme!
10. Die eine deutsche Republik,
Die mußt
du noch erfliegen!
Mußt jeden Strick und
Galgenstrick
Dreifarbig noch besiegen!
Das ist der große
letzte Strauß –
Flieg aus, du deutsch Panier, flieg aus!
Pulver ist schwarz,
Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme!
11. Zum Kampfe denn, zum Kampfe jetzt!
Der
Kampf nur gibt dir Weihe!
Und kehrst du rauchig und zerfetzt,
So
stickt man dich aufs neue!
Nicht wahr, ihr deutschen
Jungfräulein?
Hurra, das wird ein Sticken sein!
Pulver ist schwarz,
Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme!
12. Und der das Lied für euch erfand
In
einer dieser Nächte,
Der wollte, daß ein Musikant
Es
bald in Noten brächte!
Heißt das: ein rechter
Musikant!
Dann kläng‘ es hell durchs deutsche Land:
Pulver ist schwarz,
Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme!