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Arbeiterliedarchiv
Lancken
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im e.V.
Musik von unten
Hamburgs Jung-Spartakus-Lied 
(Gewidmet den Hamburger Jung-Pionieren von einem Hamburger Barrikadenkämpfer.)

1. In Hamburg fiel der erste Schuß,
Zum Barrikadenkampf rief Spartakus.
Hamburgs Toten haben wir’s geschworen,
Euer Blut ging nicht umsonst verloren.
Wir schwenken die Fahne, die rote, zum Gruß
Und folgen Euch mutig: Jung-Spartakus!

2. Dreihundert hielten tapfere Wacht.
Es war der Feind in böser Uebermacht.
Dreitausend ist es nicht gelungen,
Die kühne Schar blieb unbezwungen.
Wir schwenken die Fahne, die rote, zum Gruß
Und folgen Euch mutig: Jung-Spartakus!

3. Du schwarz-weiß-rote Republik,
Brich dir am roten Hamburg das Genick.
Noch leben die alten Barrikaden,
Noch sind die Gewehre nicht entladen,
Wir schwenken die Fahne, die rote, zum Gruß
Und folgen Euch mutig: Jung-Spartakus!

4. Im Zuchthaus schmachtet voller Wut
Manch tapfres, junges Rotgardistenblut.
Euch, Brüdern, haben wir’s geschworen,
Noch ist die Freiheit nicht verloren.
Wir schenken die Fahne, die rote, zum Gruß
Und folgen Euch mutig: Jung-Spartakus!
Andere Titel: 
Text: unbekannt,
Melodie: Das Soldatenlied „Bei Waterloo da fiel der erste Schuß“,
Noten: Rot Front 1925 Nr. 27
Vorlage: Das Soldatenlied „Bei Waterloo da fiel der erste Schuß“,
Kategorie: Frontkämpferlied
Soldatenkampflied, Weimarer Republik, 
Zeit: 1830, Weimarer Republik, 
Varianten: 
Geschichte / Kommentar: 

Dieses Frontkämpferlied (Soldatenkampflied) handelt von dem gescheiterten Revolutions-, Aufstands- oder Putschversuch der KPD 1923 in der Hansestadt. Der Text soll aus den Reihen des Hamburger Jung-Spartakus stammen. (1)

Geschrieben war das Lied auf ein Soldatenlied, das 1849 im schleswig-holsteinischen Krieg gesungen worden war und die Schlacht der schwarzen Husaren bei Waterloo nach einem Text von 1830 thematisierte („Bei Waterloo da fiel der erste Schuß“)
siehe dazu: Erk, Böhme, Deutscher Liederhort, Leipzig 1892, 2. Aufl. 1925, Bd. 2, Nr. 359, S. 176f.

Wieder einmal bietet uns Inge Lammel ein Beispiel der „Aufarbeitung“ der DDR:

„Dieses Dokument des Hamburger Aufstandes vom Oktober 1923 wurde von einem Barrikadenkämpfer verfaßt und den Hamburger Jung-Pionieren für ihre aktive Unterstützung des Kampfes gewidmet. Die gesamte deutsche Arbeiterjugend hat das Lied begeistert gesungen. In den Liederbüchern der Arbeiter durfte es zeitweise laut Beschluß des Reichsgerichts der Weimarer Republik nicht abgedruckt werden.“

Deutlich wird einerseits, dass von einer sinnvollen Aufarbeitung nicht die Rede sein kann (Da waren selbst jene Kommunisten, die in der Zeitschrift „vom Bürgerkrieg“ die Lehren aus derartigen Versuchen ziehen wollten, allerdings nicht um die Politik zu überdenken, sondern um sie – aus ihrer Sicht – effektiver zu gestalten (siehe dazu: Werner Hinze, Bluttage).
Wir sehen, es war nie die Absicht der KPD, eine „Volksfrontpolitik“ zu betreiben wenn sie nicht die allein bestimmende Kraft darstellte. Kompromissfähigkeit war in ihrem Verständnis nicht vorhanden.
Außerdem erkennen wir mit Schrecken, wie hier deutlich gemacht wird, dass eine durch freie Wahlen gewählte Regierung und damit gewähltes Staatssystem mit Waffengewalt zu bekämpfen, ein akzeptables Mittel der Politik ist. Und trotzdem wird - wie des öfteren - beklagt und angeprangert, dass derartige Lied „vom Reichsgericht verboten“ wurden (worüber man natürlich streiten kann).

Der Kommentar von Lammel ist aber auch ein gutes Beispiel, wie der Begriff „Arbeiter“ missbraucht wurde. Uns sind keine Beispiele bekannt, dass das Lied in einem sozialdemokratischen Liederbuch abgedruckt wurde. Aber es wird von „der gesamten deutschen Arbeiterjugend“ und den Liederbücher der Arbeiter“ gesprochen. Also: Arbeiter sind nur die Kommunisten.

Anm. 1
Vgl. Hanns Maaßen, „Der Hamburger Aufstand im Lied“, in: Volksmusik Nr. 10, 1958, S. 1f. Der Autor setzte sich für eine größer Verbreitung des Leides ein. Das Lied ist auch in Lammel/ Andert 1986, Nr. 87, S. 122 und bei Lammel, Lieder der Partei, Das Lied im Kampf geboren [Heft 10], Leipzig 1961, S. 65f. dokumentiert.




Quellen: 

Die politischen Lieder von KPD, KJVD und RFB
Rot Front. Neues Kampf-Liederbuch, Berlin 1925, Nr. 20, S. 32f.
Zum roten Sturm voran. Kampfliederbuch, Berlin 1926, Nr. 20, S. 32f.
Rot Front. Das neue Liederbuch mit Noten, 1927 (Verlag Junge Garde, Berlin), Nr. 37, S. 68.
Mit Gesang wird gekämpft’!, 1928, S. 18.
Arbeiter-Lieder (ca. 1929), Eine Sammlung proletarischer Kampflieder, Wander-, Volks- und heiterer Lieder. – Wien: Grünberg, 94 S. [Lammel, Biblio. Nr. 4040, S. 67 [wie Nr. 359 ] Nr. 27, S. 13.
Arbeiter-Lieder (ca. 1930), KJVD, Verlag Junge Garde: Hermann Remmele, Berlin, S. 13.

spätere Aufarbeitung
Hanns Maaßen, „Der Hamburger Aufstand im Lied“, in: Volksmusik Nr. 10, 1958, S. 1f.
Inge Lammel, Lieder der Partei, Berlin 1961, Nr. 28, S. 65f.

Sonstige Literatur
Erk, Böhme, Deutscher Liederhort, Leipzig 1892, 2. Aufl. 1925, Bd. 2, Nr. 359, S. 176f.
Werner Hinze, Die Schalmei. Vom Kaisersignal zum Marschlied von KPD und NSDAP, S. 157

spätere Aufarbeitung
Lammel/Andert, Und weil der Mensch ein mensch ist, Dortmund 1986, Nr. 87, S. 122


 
 
 
 
 
 
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