Die Weber
1. Im düstern Auge keine Träne
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die
Zähne;
Deutschland wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch, -
Wir weben, wir weben
2. Ein Fluch dem Götzen, zu dem wir gebeten
In Winterskälten und Hungersnöten!
Wir haben vergebens gehofft und geharrt
Er hat uns geäfft und gefoppt und genarrt
–
Wir weben, wir weben
3. Ein Fluch dem König, dem König der
Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen,
Der den letzten Groschen von uns erpreßt,
Und uns wie Hunde erschießen .äßt
–
Wir weben, wir weben
4. Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wo nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt
Wir weben, wir weben
5. Das Schifflein fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht,
Alldeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch
Wir weben, wir weben
Geschichte / Kommentar:
Die technische Entwicklung (machenische
Webstühle) überrollte die Weber und ihr Leben, das schon
vorher die Grenze des erträglichen des öfteren
überschritten hatte. Ausbeutung und Hunger so dass es 1844-1847 zu
Aufständen der Weber kam, die blutig niedegeschlagen wurden.
Heinrich Heine schrieb dieses Gedicht 1847 unter
dem Eindruck der blutigen Ereignisse in Schlesien.
Quellen:
Vorwärts! Eine Sammlung von Gedichten
für das arbeitende Volks. Zürich: Verlag der
Volksbuchhandlung in Hottingen 1886, S. 221]
Die politischen Lieder von KPD und RFB
Kampfgesang. Proletarische Freiheitslieder, Berlin
(KAPD), 1920, Nr. 15, S. 30;
Kampfgesang. Proletarische Freiheitslieder, Berlin
(KAPD), 1921. Nr. 30, S. 32;
Spätere Betrachtungen:
Inge Lammel und Ilse Schütt, Hundert
proletarische Balladen 1842-1945, München 1975, S. 22
5 Str. / 1844
Disco:
Liederjan, Mädchen, Meister, Mönche.
1977, Plydor 2371876, LC 0309.