Vatersegen
Im Osten graut der Morgen, die Sonn ist
blutigroth,
Es eilet durch die Straßen, ein
Jüngling schritt zum Tod,
:,: Und vor des Kerkers Thüre, die Haaare
silberweiß,
Harrt schon seit einer Stunde ein alter, schwacher
Greis!
Da öffnet sich die Pforte, der Kerkermeister
spricht:
Tritt ein auf zehn Minuten, doch länger
duld’ ich’s nicht!
:,: Der Alte hört’s mit Zittern, im
Herzen bang’ die Luft,
Der Riegel knarrt, es stürzet sein Sohn ihm
an die Brust! :,:
Ach Vater, lieber Vater, mit mir ist es vorbei,
Gieb du mir deinen Segen, ich bleib’ dem
Schwur getreu!
:,: Der Alte legt die Hände auf seines Sohnes
Haupt:
Fluch euch, ihr blut’gen Henker, die ihr
mein Kind geraubt! :,:
Fluch euch, ihr Blutthyranne, ihr mordet ohne
Scheu
Die Kinder eures Landes! Fluch sei der Tyrannei!
:,: Geh’ hin, mein Sohn, vollende den
letzten Ehrengang,
Bald, bald, auch wird ertönen, der Schurken
Grabgesang! :,:
Geschichte / Kommentar:
Über das Lied liegen bislang keine weitere
Informationen vor, außer, dass es aus dem „Arbeiter-Liederbuch.
Eine Sammlung sozialdemokratischer Lieder und Deklamationen“ aus
dem Jahr 1894 mit dem Druckort New York stammt.
Quellen:
Arbeiter-Liederbuch. Eine Sammlung
sozialdemokratischer Lieder und Deklamationen. Einunszwanzigste,
bedeutend vermehrte Auflage. New-York 1894, Verlag von Brausewetter
& Benedix, Alt-Bitamo, Druck von William Lehmann, 7. Avenue 596.,
Nr. 34, S. 39.