Leicht Gepäck.
1. Ich bin ein freier Mann und singe
mich wohl in keine Fürstengruft,
und alles, was ich mir erringe,
ist frische, freie Himmelsluft.
Ich habe keine stolze Feste,
von der man Länder übersieht,
:,: ich wohn’, ein Vogel nur im Neste,
mein ganzer Reichtum sist mein Lied. :;.
2. Ich dürfte nur wie andre wollen
und wär’ nicht leer davon geeilt,
wenn jährlich man im Staat die Rollen
den treue Knechten ausgeteilt.
Doch ich, ich hab nie zugegriffen,
so oft man mich herbeibeschied;
:;: ich habe fort und fort gepfiffen,
mein ganzer usw. :,:
3. Der Lord zapft Gold aus seiner Tonne,
ich aus der meinen höchstens Wein,
mein einzig Gold die Morgensonne,
mein Silber all der Mondenschein.
Färbt sich mein Leben herbstlich gelber,
kein Erbe, der zum Tod mir riet,
:,: denn meine Münze prägt sich selber,
mein usw. :,:
4. Gern sing ich abends zu den Reigen,
vor Thronen spiel ich niemals auf,
ich lernte Berge wohl ersteigen,
Paläste komm ich nicht herauf.
Indes aus Moder, Sturz und Wettern
sein goldnes Los sich mancher zieht,
LkL spiel ich mit leichten Rosenblättern,
mein ganzer usw. :,:
5. Nach dir, nach dir steht mein Verlangen,
o, schönes Kind, o wärst du mein!
Doch du willst Bänder, du willst Spangen,
und ich soll dienen gehen? Nein, nein!
Die Freiheit will ich nicht verkaufen,
und wie ich die Paläste mied,
:,: laß ich getrost die Liebe laufen,
mein usw. :,:
Geschichte / Kommentar:
Dieses im 19. Jahrhundert häufig in
Liederbüchern abgedruckte Lied stammt aus dem Jahr 1840. Als
Melodienangaben sind mindestens zwie vorhanden.
In „Der freie Turner“ von 1905 wird
als Melodie angegeben: „Sind wir vereint zur guten Stunde“
(wir haben die Version aus FM Böhmes volkstümliche Lieder
angefügt). Bei August Albrecht, 1929 (leider ohne Noten)
heißt es, sie sei von F. W. Baumann
Quellen:
Lieder der Arbeiterbewegung im 19. Jh.
6. Max Kegel’s Sozialdemokratisches
Liederbuch, 3. Aufl., Stuttgart, 1891, Nr. 44, S. 67.
8. Demokratisches Liederbuch zum Gebrauch der
Volksvereine, Hrsgg. von einer Kommission des Demokratischen Vereins in
München, Verlag von Robert Lutz, Stuttgart, 1895. Nr. 3, S. 6.
9. Max Kegel’s Sozialdemokratisches
Liederbuch, (8. Aufl.), Stuttgart, 1897 Nr. 47, S. 69f.
10. Konrad Beißwanger, Freie Klänge,
Nürnberg o.J. (ca. 1900), Nr. 36, S 53.
11. Hermann Schlüter, Sozialistisches
Arbeiter-Ldb, Chicago, o. J. (ca. 1906), Nr. 32.
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert., Leipzig 1895, Nr. 10,
S. 9f.
Konrad Beißwander, Stimmen der Freiheit,
Nürnberg, S. 331.
Der freie Turner 1905, Nr. 101, S. 74f.
Der freie Turner. Mit in den Text eingedruckten
Singnoten, Leipzig 1923, Arbeiter-Turnverlag A.-G., Leipzig Nr. 161, S.
225f.
Die Liederbücher von Albrecht, dem
Reichbanner und den Falken
August Albrecht, Jugend-Liederbuch, Hrsg. Verband
der Arbeiterjugend-Verein Deutschlands, Berlin, 1929, Nr. 30, S. 23f.
August Albrecht, Arbeiter- und
Freiheits-Liederbuch (Arbeiterjugend-Verlag), Berlin 1928, Nr. 30,